Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens
vom schweren Geruch nach nassen Flechten und Moos.
Der breite Streifen aufgewühlter Erde befand sich zu ihrer Rechten. Noch näher heranzugehen bedeutete, den Gestank von Dung und menschlichen Fäkalien abzubekommen, einen Geruch, den er inzwischen mit Verzweiflung in Verbindung brachte. Wir kämpfen unsere Kriege und lassen hinter uns den Gestank von Leid und Elend zurück. Diese Ebenen sind riesig, oder? Welchen schrecklichen Preis würden wir zahlen müssen, wenn wir einander einfach in Ruhe lassen würden? Ein Ende für dieses Gezänk um Land - Vater Schatten weiß, dass es eigentlich niemandem wirklich gehört. Das Spiel namens Besitz ist eines, das uns zu eigen ist, nicht den Felsen und der Erde, den Gräsern und den Kreaturen, die in ihrem nervenaufreibenden Kampf ums Überleben auf der Oberfläche wandeln.
Ein Blitz zuckt herab. Ein wilder Bhederin wird getroffen und explodiert beinahe, als wenn das Leben selbst zu viel wäre, um es zu ertragen.
Die Welt ist hart genug. Sie braucht unsere vorsätzlichen Grausamkeiten nicht. Unsere Zelebrierung der Bösartigkeit.
Sein Kundschafter kehrte im Galopp zurück. Brohl Handar hob eine Hand, um seine Schwadron zum Haltmachen aufzufordern.
Der junge Krieger zügelte mit beeindruckender Anmut sein Pferd. »Aufseher, sie sind auf dem Q’uson Tapi. Sie sind nicht drumherum gegangen, Herr - wir haben sie!«
Q’uson Tapi, ein Name, der nur auf den ältesten Karten der Letherii zu finden war; die Worte selbst waren so alt, dass sogar ihre Bedeutung unbekannt war. Das Bett eines toten Binnenmeeres oder eines riesigen Salzsees. Flach, meilenweit nicht die geringste Erhebung oder sonstige Geländeformation - zumindest war es auf den Karten so angegeben. »Wie weit vor uns ist dieses Q’uson Tapi?«
Der Kundschafter blickte zum Himmel und kniff die Augen zusammen, als er nach Westen, in Richtung der Sonne schaute. »Wir können es vor Anbruch der Abenddämmerung erreichen«, sagte er.
»Und die Ahl?«
»Sie waren keine drei Meilen mehr von der alten Küstenlinie entfernt, Aufseher. Wo sie hingehen, gibt es kein Viehfutter - die Herden sind dem Untergang geweiht, genau wie die Ahl selbst.«
»Hat der Regen Q’uson Tapi schon erreicht?«
»Bis jetzt noch nicht, aber das wird bald geschehen - und dann wird der Lehm sich in Schlamm verwandeln. Die großen Wagen werden gegen uns nutzlos sein.«
Genau wie die Reiterei auf beiden Seiten, würde ich wetten.
»Reite zurück zur Marschkolonne«, wies Brohl Handar den Kundschafter an, »und berichte der Atri-Preda. Wir werden an der ehemaligen Küstenlinie auf sie warten.«
Ein Gruß im Stil der Letherii - ja, die jüngeren Edur hatten sich solche Sachen schnell angeeignet -, und dann trieb der Kundschafter sein Pferd an.
Rotmaske, was hast du jetzt getan?
Den größten Teil des Tages hatte Atri-Preda Bivatt versucht, sich einzureden, dass das, was sie gesehen hatte, von einem erschöpften, überreizten Geist heraufbeschworen worden war, von der Vorliebe des Auges, Umrisse in nichts zu entdecken, alles im hämischen Dienst einer zitternden Vorstellungskraft. Als das Grau der Morgendämmerung kaum zu erahnen gewesen war, war sie losgewandert, allein, um vor einem Steinhaufen stehenzubleiben - diese merkwürdigen Gebilde, an denen sie nun vorbeikamen, während sie immer weiter nach Osten vordrangen. Dämonische Gesichter in weiß auf den flacheren Seiten der großen Felsblöcke. Weihegaben in Nischen und zwischen den grob aufeinandergestapelten Steinen.
Zwei Tage zuvor hatten sie einen solchen Steinhaufen auseinandergenommen und hatten in seinem Innern … sehr wenig gefunden. Einen einzelnen flachen Stein, auf dem ein zersplittertes Stück verwittertes Holz ruhte - scheinbar zufällig, aber Bivatt wusste es besser. Sie konnte sich an einen lange zurückliegenden Tag an der Nordküste erinnern, einen Tag, an dem das Meer wild gegen die Küste geschlagen hatte, an eine Reihe von Kriegskanus, bei denen jeweils der Bug abgenommen worden war - und das Holz, das Holz war das gleiche wie das hier inmitten des Steinhaufens in der Ahldan.
Und während sie so vor dem neuen Steinhaufen gestanden hatte und das Morgengrauen langsam himmelwärts gekrochen war und graue Regenschwaden herabgeprasselt waren, hatte sie zufällig aufgeblickt. Und sah - einen dunkelgrauen Umriss, menschenähnlich, aber sehr groß, zwanzig, dreißig Schritt entfernt. Allein, reglos, sie beobachtend. Das Blut in ihren Adern verlor jegliche Wärme, und
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