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Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens

Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens

Titel: Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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seines Bruders schlugen auf Schnabels Schädeldecke ein, fest genug, dass es weh tat, aber nicht allzu sehr, denn die Hände konnten ihn kaum erreichen, klein wie er war, weil er ja immer noch jünger als sein Bruder war. Und so hielt er ihn einfach weiter fest.
    Feuer erwachte in den Muskeln seiner Arme. In seinen Schultern. Seinem Nacken. Seine Beine zitterten, denn er musste auf den Zehenspitzen stehen - wenn er versuchte, seine Arme weiter unten, unterhalb der Knie seines Bruders, um dessen Beine zu schlingen, dann beugte sein Bruder einfach die Knie und fing wieder an zu ersticken.
    Überall Feuer, überall in Schnabels Körper Feuer.
    Seine Beine versagten. Seine Arme versagten. Und als sie es taten, erstickte sein Bruder. Pippi lief herunter, brannte an Schnabels Handgelenken und in seinem Gesicht. Die Luft war plötzlich voller übler Gerüche, und sein Bruder machte nie solche Sachen - so was wie diesen ganzen Schlamassel, diesen schrecklichen Fehler mit dem Seil.
    Schnabel konnte ihn nicht mehr festhalten, und das war das Problem, wenn man ein jüngerer Bruder war, wenn man war, wie er. Und das Umsichtreten hörte schließlich auf, die Muskeln in den Beinen seines Bruders wurden weich, locker. Zwei Fingerspitzen einer Hand seines Bruders strichen leicht durch Schnabels Haare, aber sie bewegten sich nur, wenn Schnabel sich bewegte, also waren die Finger so reglos wie die Beine.
    Es war gut, dass sein Bruder aufgehört hatte zu kämpfen. Er musste das Seil um seinen Hals gelöst haben und ruhte sich jetzt aus. Und das war gut, denn Schnabel war jetzt auf den Knien, die Arme eng um die Füße seines Bruders geschlungen.
    Und dort blieb er.
    Bis drei Glockenschläge nach der Abenddämmerung einer der Stallknechte des Suchtrupps mit einer Laterne in die Scheune kam.
    Zu diesem Zeitpunkt hatte die Hitze der Sonne, die den ganzen Nachmittag geschienen hatte, alle seine Dorfbewohner verunstaltet, hatte ihre Gesichter zu Trauermienen verzogen, und Schnabel kehrte nicht zurück, um sie einzusammeln, formte sie nicht neu, mit netteren Gesichtern. Die Klumpen blieben auf dem Grenzstein liegen, der keinerlei Bedeutung mehr hatte, sanken in der Tag um Tag scheinenden Sonne in sich zusammen.
    Nach jenem letzten Tag mit seinem Bruder gab es jede Menge Ärger im Haushalt. Aber das dauerte nicht lange, überhaupt nicht lange.
    Er wusste nicht, warum er jetzt an seinen Bruder denken musste, als er jede Kerze in seinem Innern in Brand setzte, um die Welt hell zu machen und all seine Freunde zu retten. Und binnen kurzer Zeit konnte er niemanden mehr wahrnehmen, abgesehen von den schwachen Flecken, die sie geworden waren. Der Hauptmann, die Faust, all die Soldaten, die seine Freunde waren, er ließ sein Licht sich entfalten, um sie alle zu umschließen, um sie vor der furchterregenden dunklen Magie zu bewahren, die so begierig darauf war, sich auf sie zu stürzen.
    Sie war zu mächtig für die sieben Magier geworden, um ihr standzuhalten. Sie hatten etwas erschaffen, das sie nun vernichten würde, aber Schnabel würde nicht zulassen, dass es seine Freunde verletzte. Und so machte er, dass sein Licht noch heller brannte. Machte ein festes Ding daraus. Würde es reichen? Er wusste es nicht, aber es musste, denn ohne Freunde war da nichts, war da niemand.
    Heller, heißer, so heiß, dass das Wachs der Kerzen in Wolken aus Tröpfchen zerbarst, die eines nach dem anderen hell wie die Sonne aufleuchteten. Und wenn alle farbigen Kerzen entzündet waren, nun ja, da war immer noch die weiße.
    Und noch mehr, denn als sich jede dem Sturzbach zugesellte, der von ihm ausströmte, spürte er in seinem Innern eine Reinigung, ein Abscheuern - das, was Priester Läuterung nannten, nur wussten sie wirklich nichts von Läuterung, denn es hatte nichts damit zu tun, Blut oder Münzen zu opfern, und nichts damit, freiwillig zu hungern oder den eigenen Rücken zu geißeln oder endlose Gesänge zu singen bis das Hirn ganz betäubt war. Es hatte nichts mit alledem zu tun. Läuterung war, wie Schnabel nun verstand, endgültig.
     
    Alles glühte, als würde es von inneren Feuern erleuchtet. Die einst schwarzen Stoppeln der Getreidehalme erblühten zu glühendem Leben. Steine schimmerten wie kostbare Edelsteine. Weiße Glut tobte auf allen Seiten. Fiedler sah seine Soldaten, und er konnte in sie hineinsehen, in pulsierenden Blitzen, bis auf die Knochen, die Organe, die in ihren Käfigen kauerten. Er sah auf der ganzen einen Körperseite von Koryk alte

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