Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens
Alle!«
Schnabel, der einst einen anderen Namen hatte - einen langweiligeren Namen -, hatte an jenem Nachmittag im Dreck gespielt, auf dem Fußboden der alten Scheune, zu der niemand mehr hinging, und die von den anderen Gebäuden des Anwesens weit entfernt war, so weit weg, dass er sich tatsächlich vorstellen konnte, er wäre allein in einer verlassenen Welt. Einer Welt ohne Probleme.
Er spielte mit den weggeworfenen Wachsklumpen, die er von dem Abfallhaufen am Fuß der rückwärtigen Mauer des Haupthauses gesammelt hatte. Die Wärme seiner Hände konnte ihre Gestalt verändern, es war wie Magie. Er konnte Gesichter aus den Klumpen formen und ganze Familien bauen, wie die Familien unten im Dorf, wo Jungen und Mädchen in seinem Alter an der Seite ihrer Eltern arbeiteten, und wenn sie nicht arbeiteten, spielten sie in den Wäldern und lachten immerfort.
So fand ihn sein Bruder. Sein Bruder mit dem traurigen Gesicht, das so ganz anders war als die Wachsgesichter, die er gerne machte. Er kam und trug eine Seilrolle, und stand einen Schritt hinter dem offenen Eingang, dessen weit aufgerissene Türen längst überwuchert waren.
Schnabel, der damals einen langweiligeren Namen gehabt hatte, sah, wie sich das Gesicht seines Bruders plötzlich verzog, als wäre er bestürzt oder hätte Schmerzen. Doch dann verschwand der Ausdruck wieder, und an seine Stelle trat ein schwaches Lächeln, was eine Erleichterung war, denn Schnabel hasste es immer, wenn sein Bruder wegging, um irgendwo zu weinen. Ältere Brüder sollten so etwas niemals tun, und wenn er älter wäre, nun, dann würde er so etwas niemals tun.
Sein Bruder kam zu ihm und sagte immer noch mit diesem leichten Lächeln auf den Lippen: »Du musst gehen, mein Kleiner. Nimm deine Spielsachen und geh nach draußen.«
Schnabel starrte ihn mit großen Augen an. So was hatte sein Bruder noch nie von ihm gewollt. Sein Bruder hatte sich diese Scheune immer mit ihm geteilt. »Willst du nicht mit mir spielen?«
»Jetzt nicht«, antwortete sein Bruder, und Schnabel sah, dass seine Hände zitterten, was bedeutete, dass es drüben, im Haupthaus, Ärger gegeben hatte. Ärger mit Mutter.
»Wenn du mit mir spielst, wird es dir besser gehen«, sagte Schnabel.
»Ich weiß. Aber jetzt nicht.«
»Später?« Schnabel fing an, seine wächsernen Dorfbewohner einzusammeln. »Mal sehen.«
Es gab Entschlüsse, die sahen gar nicht aus wie Entschlüsse. Und Entscheidungen konnten sich einfach so ergeben, wenn niemand wirklich hinschaute, und so war es in der Kindheit, genauso wie es bei den Erwachsenen war. Die wächsernen Dorfbewohner im Arm stand Schnabel auf und ging nach draußen, hinaus ins Sonnenlicht. Sommertage waren immer wunderbar - die Sonne war so heiß, dass die Dorfbewohner vor Freude weinten, nachdem er sie auf dem alten Grenzstein aufgestellt hatte, der keinerlei Bedeutung mehr besaß.
Der Stein war ungefähr achtzehn von Schnabels kleinen Schritten entfernt, und er war an einer Ecke des Weges umgefallen, bevor der eine Kurve machte und sich zur Brücke und zum Bach hinuntersenkte, in dem kleine Fische lebten, bis er austrocknete, und dann starben sie, weil kleine Fische nur im Wasser atmen konnten. Schnabel hatte seine Spielzeuge gerade in einer Reihe aufgestellt, als er beschloss, seinen Bruder etwas zu fragen.
Sich ergebende Entschlüsse und Entscheidungen.
Was hatte er ihn fragen wollen? Er konnte sich nicht mehr daran erinnern. Die Erinnerung daran war verschwunden, zu nichts zerflossen. Es war ein sehr heißer Tag gewesen.
Als er den Eingang erreichte, sah er seinen Bruder - der am Rand des Dachbodens gesessen und die Beine hatte baumeln lassen - über die Kante gleiten, um auf den Boden zu fallen. Aber er fiel nicht bis ganz unten. Stattdessen hielt ihn das Seil um seinen Hals auf.
Und dann - während sein Gesicht dunkel anlief, seine Augen herausquollen und seine Zunge aus dem Mund drang - tanzte sein Bruder in der Luft, trat gegen die Speere aus hellem Sonnenlicht.
Schnabel rannte zu ihm hin - das Spiel, das sein Bruder mit dem Seil gespielt hatte, war schiefgegangen, und jetzt erstickte sein Bruder. Er schlang die Arme um die um sich tretenden Beine seines Bruders und versuchte mit all seiner Kraft, ihn hochzuhalten.
Und da stand er, und vielleicht schrie er, vielleicht aber auch nicht, denn dies war ein verlassener Ort, zu weit weg von irgendjemandem, der hätte helfen können.
Sein Bruder versuchte, ihn zu treten, damit er wegging. Die Fäuste
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