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Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens

Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens

Titel: Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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sie durchdrungen.
    Und selbst wenn es tatsächlich sie gewesen war - nun, vielleicht hatte sie keine andere Wahl gehabt. Gefangen durch seine Untat, hilflos, seinem Begehren ausgeliefert. Indem er sich selbst zerbrochen hatte, hatte er sie ebenfalls zerstört.
    Er streckte eine Hand aus, berührte mit den Fingerspitzen sanft eine der Zeichnungen. Ein Ranag, verfolgt von einem Ay. Im wabernden Licht der Fackel schienen sich beide Tiere zu bewegen, ihre Muskeln zu wogen. Um die Welt zu feiern, in der es keine Reue gab, würden sich die Imass in dieser Höhle Schulter an Schulter versammeln und mit ihren Stimmen den Rhythmus von Atemzügen heraushämmern, das Schnauben der Tiere; während andere, die sich in ausgewählten Höhlungen befanden, mit ihren Händen auf Trommeln aus ausgehöhltem Holz und Haut schlugen, bis von allen Seiten das Echo von Hufgetrappel herandonnerte.
    Wir sind die Zeugen. Wir sind die Augen, die für immer draußen gefangen sind. Wir sind von der Welt getrennt worden. Dies ist das Wesen des Gesetzes, des Verbots. Wir erschaffen uns selbst als leblos, schwerfällig, abseits. Einst waren wir wie die Tiere, und es gab kein Innen und kein Außen. Da war nur das Eine, die eine Welt, deren Fleisch und deren Knochen wir waren; Fleisch, das sich nur wenig von Gräsern, Flechten und Bäumen unterschieden hat. Knochen, die sich nur wenig von Holz und Stein unterschieden haben. Wir waren ihr Blut, in dem Flüsse zu den Seen und Meeren strömten.
    Wir verleihen unserem Kummer, unserem Verlust eine Stimme.
    Dadurch, dass wir entdeckt haben, was es bedeutet zu sterben, sind wir von der Welt ausgestoßen worden.
    Dadurch, dass wir Schönheit entdeckt haben, sind wir hässlich gemacht geworden.
    Wir leiden nicht, wie die Tiere leiden - denn das tun sie gewiss. Wir leiden an der Erinnerung daran, wie es war, bevor das Leiden gekommen ist, und das macht die Wunde noch tiefer, wühlt den Schmerz auf. Es gibt kein Tier, dessen Qual der unseren gleichkommt.
    Also singt, Brüder. Singt, Schwestern. Und seht im Licht der Fackeln all die Gesichter des Kummers frei aus den Mauern unseres Geistes - aus den Höhlen in unserem Innern - strömen. Seht jene, die gestorben sind und uns verlassen haben. Und singt von eurer Trauer, bis selbst die Tiere das Weite suchen.
    Onrack der Zerbrochene spürte Tränen auf seinen Wangen, und verfluchte sich selbst dafür, ein gefühlvoller Narr zu sein.
    Hinter ihm stand schweigend Trull Sengar. Wenn es darum ging, dem närrischen Treiben eines Imass zuzusehen, kannte er keine Ungeduld. Onrack wusste, dass er einfach nur warten würde. Und warten. Bis Onrack seine grimmigen Erinnerungen abschütteln und sich einmal mehr an die Geschenke der Gegenwart erinnern würde. Er würde …
    »Die Malereien dieser Tiere künden von einer großen Begabung.«
    Der Imass, der immer noch die Felswand anstarrte und immer noch mit dem Rücken zu dem Tiste Edur stand, lächelte in sich hinein. Also schwelge ich selbst hier und jetzt in verrückten Phantasien, die zwar tröstlich sein mögen, aber keinerlei Bedeutung haben. »Ja, Trull Sengar. Wahre Begabung. Fähigkeiten wie diese werden durch das Blut weitergegeben, und in jeder Generation ist es möglich, dass sie … aufblühen. Dass sie zu so etwas werden wie dem, was wir hier sehen.«
    »Stammt der Maler aus einem der Clans hier? Oder wurden die Bilder vor langer Zeit von jemand anderem gemalt?«
    »Der Maler«, sagte Onrack, »ist Ulshun Pral.«
    »Und hat er sich mit dieser Begabung das Recht zu herrschen verdient?« Nein. Niemals. »Diese Begabung«, erwiderte Onrack, »ist seine Schwäche.«
    »Ist er besser als du, Onrack?«
    Er drehte sich um, sein Lächeln war jetzt gequält. »Ich sehe ein paar Schwächen. Ich sehe Hinweise auf Ungeduld. Auf Gefühle, die so frei und wild sind wie die Tiere, die er malt. Und vielleicht sehe ich auch Anzeichen einer Begabung, die er verloren und noch nicht wiederentdeckt hat.«
    »Wie verliert man so eine Begabung?«
    »Indem man stirbt - und dann wieder zurückkehrt.«
    »Onrack«, sagte Trull, und jetzt war ein neuer Ton in seiner Stimme, ein Ernst, der Onrack verunsicherte, »ich habe mit den Imass hier gesprochen. Mit vielen von ihnen. Auch mit Ulshun. Und ich glaube nicht, dass sie jemals gestorben sind. Ich glaube nicht, dass sie jemals T’lan waren und es nur in den zahllosen Generationen vergessen haben, die sie hier gelebt haben.«
    »Ja, sie sagen, dass sie zu denen gehört haben, die nicht am

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