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Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens

Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens

Titel: Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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war kein Versagen. Die raue Trauer eines Imass war wie ein bodenloser Brunnen, einer, der die Ahnungslosen schnappen und sie in nie endende Dunkelheit stürzen lassen konnte.
    Einst, vor mittlerweile langer Zeit, hatte Tool vor seinem Freund gestanden, und sein Freund hatte ihn nicht erkannt, und für den Imass - der nun wieder sterblich war, nach abertausenden von Jahren - war dies die Quelle ironischer Heiterkeit gewesen, in der Art eines Schelmenstreichs, bei dem das endgültige Vergnügen darin lag, am Ende die Wahrheit zu enthüllen.
    Tool in seiner unmenschlichen Geduld hatte sehr lange mit dieser Enthüllung gewartet. Zu lange, wie sich nun herausstellte. Sein Freund war gestorben, ohne es zu erfahren. Der Schelmenstreich hatte eine Wunde geschlagen, von der ihr Mann sich vermutlich nie wieder erholen würde.
    Und daher, das wusste sie tief in ihrem Herzen, war es sehr gut möglich, dass dieser tragische Tag andere Verluste nach sich ziehen könnte. Eine Frau, die ihren Mann verlor. Zwei Töchter, die ihren Adoptiv-Vater verloren, und ein Sohn, der seinen richtigen Vater verlor.
    Sie ging dorthin, wo Kilava Onass sich hingestellt hatte, um die Schlacht zu beobachten; es war mehr als eine kleine Barmherzigkeit, dass die Knochenwerferin beschlossen hatte, sich nicht in ihre Wechselgänger-Gestalt zu verwandeln, dass sie tatsächlich den Clans der Weißgesicht-Barghast das überlassen hatte, was sie am besten konnten: in wilder, rasender Wut zu töten.
    Hetan sah, dass Kilava unweit einer Stelle stand, an der ein einzelner Reiter gefallen war - getötet von den Waffen der K’Chain Che’Malle, wie sie bemerkte. Auf die typische, bösartige Weise, was in ihr Erinnerungen an die Zeit erwachen ließ, als sie selbst vor solchen schrecklichen Kreaturen gestanden hatte, Erinnerungen, die von einem schmerzhaften Stich begleitet wurden - von der Trauer um ihren Bruder, der an jenem Tag gefallen war.
    Kilava beachtete den beinlosen, einarmigen Leichnam nicht, der zehn Schritte zu ihrer Linken lag. Hetan, die plötzlich neugierig war, schaute ihn sich hingegen genauer an.
    »Schwester«, sagte sie zu Kilava - und benutzte absichtlich die Bezeichnung, die Kilava am wenigsten mochte -, »sieh doch, der hier trägt eine Maske. War nicht der Kriegsführer der Ahl so maskiert?«
    »Ich nehme es an«, sagte Kilava. »Immerhin hat er Rotmaske geheißen.«
    »Nun«, sagte Hetan, während sie an den Leichnam herantrat, »der hier trägt die Kleider eines Ahl.«
    »Aber er wurde von den K’Chain Che’Malle getötet.«
    »Ja, das sehe ich. Trotzdem …« sie hockte sich hin, musterte die seltsame Maske, die fremdartigen, winzigen Schuppen unter den Schlammspritzern. »Diese Maske ist aus der Haut eines K’Chain, Kilava, das könnte ich schwören, auch wenn die Schuppen ziemlich winzig sind …«
    »Die Kehlhaut einer Matrone«, antwortete Kilava.
    Hetan warf ihr einen Blick zu. »Wirklich?« Dann griff sie nach unten und zog dem Mann die Maske vom Gesicht. Betrachtete lange die blassen Gesichtszüge.
    Schließlich richtete sie sich wieder auf, warf die Maske weg. »Du hast Recht, das ist nicht Rotmaske.«
    »Woher weißt du das?«, fragte Kilava.
    »Nun, Ahl-Gewand oder nicht, dieser Mann war ein Letherii.«
     
    Der Vermummte, Hochkönig des Todes, Sammler der Gefallenen, der anspruchslose Herr über mehr Seelen als er zählen konnte - selbst wenn er den Wunsch dazu verspürt hätte, was nicht der Fall war -, stand wartend über einem Leichnam.
    Dankenswerterweise war es nur höchst selten der Fall, dass einem Neuankömmling diese spezielle Aufmerksamkeit gewährt wurde. Aber manchmal, dann und wann, kamen Tote an, die gewisse … Überspanntheiten mitbrachten. Und bei demjenigen, der da vor ihm lag, war genau das der Fall.
    Nicht zuletzt, weil die Wölfe seine Seele wollten - sie aber nicht bekommen würden -, aber natürlich auch deswegen, weil dieser Sterbliche sich dem Griff des Vermummten wieder und wieder entzogen hatte, und das, obwohl ein jeder sehr gut das süße Geschenk sehen und verstehen würde, das der Lord des Todes geboten hatte.
    Außergewöhnliche Leben konnten höchst … außergewöhnlich sein, oh ja.
    Man brauchte sich nur das desjenigen anzusehen, der kurze Zeit früher angekommen war. Einen schlichten Geist zu besitzen, war kein Geschenk. Es gab keinen Schleier aus beruhigendem Nichtbegreifen, um die schrecklichen Wunden eines Lebens zu lindern, das dazu ausersehen gewesen war, bis zum Ende durch und durch

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