Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens
was war mit Udinaas? Er hatte keine große Begabung gezeigt, keine große Macht. Um die Wahrheit zu sagen, hatte er nichts als eine tiefe Verletzlichkeit offenbart.
Oh, das ist es, was sie zu ihm hinzieht. Was er ihr zurückgibt, wenn sie sich an den Händen halten, mit dem sanften Lächeln, das sogar seine traurigen Augen erreicht.
Udinaas, das wurde Seren Pedac plötzlich klar - und es erschreckte sie -, war das einzige wirklich liebenswerte Mitglied ihrer Gruppe.
Sich selbst konnte sie auf gar keinen Fall zu denjenigen hinzuzählen, denen irgendjemand von den anderen zumindest möglicherweise ein aufrichtiges Gefühl der Wärme entgegenbrachte - nicht, seit sie Udinaas’ Geist vergewaltigt hatte. Aber selbst davor hatte sie gezeigt, dass es mit ihren Fähigkeiten auf dem Gebiet der Kameradschaft nicht sonderlich weit her war. Dazu war sie zu grüblerisch und viel zu oft mutlos - das Erbe all dessen, was sie in ihrem Leben getan - und nicht getan - hatte.
Durch den Staub stapfend, mit Clip und Silchas Ruin deutlich vor den anderen und auf allen Seiten von immer mehr Drachenkadavern umgeben, kamen sie dem hoch aufragenden Tor immer näher. Forcht Sengar, der zwei Schritt hinter ihr zu ihrer Linken gegangen war, kam jetzt an ihre Seite. Seine Hand lag auf dem Schwertgriff.
»Seid kein Narr«, zischte sie ihm zu.
Seine Gesichtszüge waren ernst, die Lippen zusammengepresst.
Vorne erreichten Clip und Silchas das Tor und blieben stehen. Beide schienen nach unten zu schauen, auf eine nur undeutlich erkennbare, ziemlich kleine Gestalt auf dem Boden.
Udinaas wurde langsamer, als das Kind, dessen Hand er hielt, anfing, ihn zurückzuziehen. Seren Pedac sah, wie er nach unten blickte und sehr leise etwas sagte.
Falls Kessel antwortete, waren ihre Worte nur ein Flüstern.
Der ehemalige Sklave nickte, und einen Augenblick später gingen sie weiter; Kessel hielt nun mit ihm Schritt, und sie schien auch nicht mehr widerwillig zu sein.
Warum hatte sie sich davonmachen wollen?
Und was hatte er gesagt, dass sie so schnell wieder bereit war weiterzugehen?
Sie kamen näher, und Seren Pedac hörte Forcht Sengar leise seufzen. »Sie sehen sich einen Leichnam an«, sagte er. Oh, Abtrünniger, beschütze uns!
»Freisprecherin«, murmelte der Tiste Edur, so leise, dass nur sie es hören konnte.
»Ja?«
»Ich muss wissen … wie Ihr Euch entscheiden werdet.«
»Ich habe nicht vor, mich zu entscheiden«, bellte sie ihn plötzlich verärgert an. »Sind wir denn diesen ganzen Weg zusammen gegangen und bis hierher gekommen, nur um uns jetzt gegenseitig zu töten?«
Er gab ein Brummen von sich, und seine Erheiterung hatte etwas Gequältes. »Sind wir denn so gleichwertig?«
»Aber wenn es wirklich so hoffnungslos ist, warum dann überhaupt etwas versuchen?«
»Bin ich dann also so weit gekommen, nur um jetzt beiseitezutreten? Ich muss tun, was ich tun muss, Freisprecherin. Werdet Ihr an meiner Seite stehen?«
Sie hatten haltgemacht, noch ein gutes Stück von den anderen entfernt, die sich jetzt alle um den Leichnam versammelt hatten. Seren Pedac nahm ihren Helm ab und fuhr sich durch die verschwitzen Haare.
»Freisprecherin«, hakte Forcht nach, »Ihr habt gezeigt, dass Ihr über Macht verfügt - Ihr seid nicht mehr die Schwächste von uns. Wie Ihr Euch entscheidet, könnte sehr wohl darüber entscheiden, ob wir leben oder ob wir sterben.«
»Forcht, was wollt Ihr … was habt Ihr mit Scabandaris Seele vor?«
»Erlösung«, antwortete er unverzüglich. »Für die Tiste Edur.«
»Wie stellt Ihr Euch das vor - wie soll Scabandaris gebrochene, zerfetzte Seele eine solche Erlösung gewähren?«
»Ich werde sie erwecken, Freisprecherin - und gemeinsam werden wir Kurald Emurlahn säubern. Wir werden das Gift, das uns heimsucht, vertreiben. Und vielleicht werden wir das verfluchte Schwert meines Bruders zerschmettern.«
Das ist zu unklar, du verdammter Narr. Selbst wenn du Scabandari aufweckst - könnte er nicht seinerseits von dem Gift und der Macht, die es verspricht, versklavt werden? Und was ist mit seinen eigenen Wünschen und Begierden - was ist mit der Rache, die er selbst nehmen wollen wird? »Forcht«, sagte sie, und fühlte sich plötzlich so müde, dass es sie beinahe lähmte, »Euer Traum ist hoffnungslos.«
Und sah ihn zurückzucken, sah den schrecklichen Rückzug in seinen Augen.
Sie schenkte ihm ein schwaches Lächeln. »Ja, lasst dies den Grund sein, Euren Eid zu brechen, Forcht Sengar. Ich bin es nicht
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