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Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens

Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens

Titel: Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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links, der Außenmauer zuwandte.
    Die Wachen, die vor der Seitenpforte standen, salutierten.
    »Irgendwelcher Ärger in der Nähe?«, fragte Rautos.
    »Nicht in letzter Zeit, Herr.«
    »Ich will ausgehen.«
    Der Wächter zögerte, sagte dann: »Ich werde eine Eskorte zusammenstellen …«
    »Nein, nein. Ich werde vorsichtig sein.«
    »Herr …«
    »Mach das Tor auf.« Der Wächter gab nach.
    Nachdem Rautos Hivanar hindurchgetreten war, blieb er in der schmalen Gasse stehen und hörte zu, wie der Wächter das Tor wieder hinter ihm verschloss. Der Rauchgeruch war hier stärker, ein Dunst, der dafür sorgte, dass sich Lichthöfe um die wenigen Lampen bildeten, die noch auf ihren eisernen Pfosten leuchteten. Müll säumte die Rinnsteine, eine höchst unangenehme Einzelheit, die verdeutlichte, wie tief sie gesunken waren, wie sehr jegliche Ordnung und jegliches zivilisierte Benehmen aufgegeben worden waren. Das Versagen darin, die Straßen sauberzuhalten, war symbolisch für eine dem Untergang geweihte Kultur, eine Kultur, die trotz aller lauten und öffentlichen Bekundungen des Gegenteils ihren Sinn für Stolz verloren hatte und ihren Glauben an sich selbst.
    Wann war dies geschehen? Bei der Eroberung durch die Tiste Edur? Nein, jene Niederlage war nicht mehr als ein Symptom gewesen. Dass es zu Anarchie, zum Zusammenbruch kommen könnte, davon war schon lange vorher geflüstert worden. Aber dieses Flüstern war so leise gewesen, dass niemand es gehört hatte. Oh, aber das ist eine Lüge. Wir wollten nur einfach nicht hinhören.
    Er blickte sich noch einmal um, spürte, wie eine schwere Mattigkeit sich auf seine Schultern senkte.
    So wie es Letheras ergeht, ergeht es auch dem Imperium.
    Rautos Hivanar machte sich auf den Weg durch eine sterbende Stadt.
     
    Fünf Männer, die nichts Gutes im Schilde führten, lagerten draußen auf dem alten Tarthenal-Friedhof. Stirnrunzelnd trat Ublala Pung aus der Dunkelheit mitten zwischen sie. Seine Fäuste flogen. Ein paar Augenblicke später lagen fünf reglose Körper um ihn herum. Er hob den Ersten auf und trug ihn zu einem Loch, das ein großer Baum zurückgelassen hatte, als er umgestürzt war, und warf den Mann in die feuchte Höhlung. Dann ging er zurück, um die anderen zu holen.
    Kurze Zeit später trampelte er das kleine Feuer aus und machte sich daran, die Stelle zu säubern, zog Gras heraus, warf Steine beiseite. Er kniete sich hin, um kleine Unkräuter auszureißen, und kroch langsam in einer größer werdenden Spirale über die Erde.
    Über ihm war der verschleierte Mond noch immer im Aufsteigen begriffen, und irgendwo im Norden brannten Gebäude. Er musste bei Tagesanbruch fertig sein. Der Boden musste gesäubert sein, eine große, kreisförmige Fläche mit nichts als nackter Erde. Er konnte ruhig klumpig sein. Das war in Ordnung, und es war gut, dass es in Ordnung war, denn Friedhöfe waren klumpige Orte.
    Als er ein Stöhnen aus dem Loch hörte, wo der Baum gewesen war, stand Ublala Pung auf, wischte sich den Dreck von Knien und Händen und ging hinüber. Er schob sich an das Loch heran und starrte die grauen Umrisse an, bis er erkannte, welcher von den Männern wieder zu sich kam. Daraufhin kauerte er sich hin und schlug dem Mann mehrmals die Faust gegen den Kopf, bis das Stöhnen aufhörte. Zufrieden kehrte er zu seiner Säuberungsaktion zurück.
    Bis Tagesanbruch, ja.
    Denn in der Morgendämmerung würde der Imperator sein verfluchtes Schwert heben, wie Ublala Pung wusste, und Karsa Orlong würde ihm auf dem Sand der Arena gegenüberstehen.
     
    In einem verborgenen Zimmer - das einst eine Art Grab gewesen war - saß Meisterrattenfänger Ormly einer ungeheuer fetten Frau gegenüber. Er machte ein finsteres Gesicht. »Du brauchst das hier unten nicht, Rucket.«
    »Das stimmt«, antwortete sie, »aber ich habe mich daran gewöhnt. Du kannst dir nicht vorstellen, wie viel Macht es einem verleiht, riesig zu sein. Die Einschüchterung. Weißt du, wenn die Dinge am Ende wieder besser laufen und es wieder jede Menge zu essen gibt, denke ich darüber nach, das wirklich zu tun.«
    »Aber genau darauf wollte ich hinaus«, antwortete Ormly und beugte sich vor. »Das ist alles nur Polsterung, und Polsterung wiegt nicht annähernd so viel wie echtes Fleisch. Du wirst schon dadurch müde werden, einfach nur durchs Zimmer zu gehen. Deine Knie werden weh tun. Dein Atem wird kürzer werden, weil die Lungenflügel sich nicht mehr richtig ausdehnen können. Du wirst Dehnungsstreifen

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