Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens
Mordlust, wie er inzwischen begriffen hatte.
Ist es ein Wunder, dass wir gebraucht wurden? Um sie zu kontrollieren. Um ihre niederen Instinkte zu kontrollieren. Und jetzt schaut euch an, was passiert ist.
Er stand unweit der Vordertür, beobachtete die Piken tragenden Agenten, die auf dem schmutzigen Innenhof patrouillierten. Ein paar Mal hatten sie tatsächlich Rufe nach Tehol Beddict gehört. Der Mob wollte ihn selbst. Sie wollten ihn in Stücke reißen. Das Große Tauchfest, das morgen bei Tagesanbruch beginnen sollte, genügte nicht, um ihren grausamen Rachedurst zu stillen.
Aber Tehol Beddict würde ihnen nicht ausgeliefert werden. Nicht, solange Karos Invictad hier noch das Sagen hatte.
Aber wenn wir ihn ausliefern, könnte es sein, dass sich alle beruhigen und wieder nach Hause gehen. Und wir könnten neu anfangen. Ja. Wenn ich hier den Befehl hätte, würde ich ihnen Tehol Beddict geben - mit meinem Segen.
Aber nicht Janath. Oh nein, die ist mein. Für immer. Er war entsetzt gewesen, als er hatte feststellen müssen, dass sie kaum noch über Erinnerungen an ihre vorherige Gefangenschaft verfügte, aber er hatte großen Gefallen daran gefunden, ihr alles von neuem beizubringen. Ha - der Lehrerin etwas beibringen. Das gejallt mir. Zumindest in dieser Hinsicht war Karos Invictad großzügig gewesen, denn er hatte sie ihm gegeben. Und jetzt lebte sie allein in einer abgesonderten Zelle, an ein Bett gefesselt, und er benutzte sie Tag und Nacht. Selbst wenn der Mob gegen die Mauern tobte und Agenten dabei starben, die tobende Meute am Eindringen zu hindern, pflegte er sich auf sie zu legen und sich zu holen, was er wollte. Und sie hatte schnell gelernt, die richtigen Dinge zu sagen - hatte gelernt, um mehr zu betteln und von ihrer unsterblichen Begierde zu flüstern (nein, er würde sie nicht dazu zwingen, von Liebe zu sprechen, denn das Wort war jetzt zwischen ihnen tot. Für immer tot) -, bis die Worte der Begierde für sie selbst Wirklichkeit wurden.
Die Aufmerksamkeit. Das Ende der Einsamkeit. Beim letzten Mal hatte sie sogar aufgeschrien, hatte seinen Namen gerufen, als sie ihren Rücken gekrümmt und an ihren Ketten gezerrt hatte.
Sie hatte nach ihm gerufen: NachTanal Yathvanar, der schon als Kind gewusst hatte, dass er zu Großem bestimmt war - denn war das nicht genau das, was sie ihm alle erzählt hatten, wieder und wieder? Ja, er hatte schließlich seine vollkommene Welt gefunden. Und was war geschehen? Die ganze verdammte Stadt war zusammengebrochen, und nun war alles bedroht, was er besaß.
Alles nur wegen Karos Invictad. Weil der sich weigerte, Tehol Beddict auszuliefern und seine ganze wache Zeit damit verbrachte, ein zweiköpfiges Insekt in einer kleinen hölzernen Schachtel anzustarren, das ihn mit seiner trüben, dickköpfigen Dummheit überlistet hatte. Und darin liegt eine Wahrheit verborgen, oder? Da bin ich mir sicher. Karos und sein zweiköpfiges Insekt, das im Kreis herumgeht und herum und herum, bis es stirbt. Und wenn es das tut, wird der große Beaufsichtiger wahnsinnig werden.
Aber er vermutete mittlerweile, dass er nicht so lange warten können würde. Der Mob war zu hungrig.
Im Augenblick war es jenseits der Mauern still, aber etwas Großes und Tausendköpfiges brodelte auf der anderen Seite des Kriecherkanals und würde sich schon bald von den Außenbezirken ins Nordstufenviertel verlagern. Er konnte sein heftiges Gemurmel hören, eine Flut in der Dunkelheit, die durch die Straßen strömte, in Gassen hinein - und wieder herausschwappte, sich blutig und schwarz in Prachtstraßen und Sträßchen ausbreitete. Er konnte seinen Hunger und den bitteren Rauch riechen.
Und es kommt, um uns zu holen, und es wird nicht warten. Nicht einmal auf Karos Invictad, den Beaußichtiger der Patriotisten, den reichsten Mann des Imperiums.
Er gestattete sich ein leises Lachen, dann drehte er sich um und betrat das Hauptgebäude. Ging den staubigen Korridor entlang, schritt dabei unachtsam über die verkrusteten Streifen hinweg, die die Verwundeten und Sterbenden zurückgelassen hatten, als sie hereingezogen worden waren. Es roch nach muffigem Schweiß, nach Urin und Fäkalien - so schlimm wie unten in den Zellen -, und ja, sind wir jetzt nicht auch Gefangene? Mit knappen Essensresten und Quellwasser, das von Asche und Blut verunreinigt ist. Wir sind hier gefangen, mit einem Todesurteil, das uns mit dem Gewicht von zehntausend Stummeln um den Hals hängt - und ringsum nichts als tiefes
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