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Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens

Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens

Titel: Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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ich sagen.«
    »Ja, Sergeant.«
    »Tut mir leid, Sergeant.«
    »Mit >ja< und >tut mir leid< kommst du bei mir nicht weit, Korporal. Und jetzt schaff mir das Schwert aus den Augen.«
    »Hast du es kommen gehört?«, fragte ein anderer von ihren Soldaten.
    »Was? Was soll das denn heißen, Bootsprust?«
    »Oh, äh, ich heiße …«
    »Ich hab dir gerade gesagt, wie du heißt!«
    »Nichts, Sergeant. Ich habe nichts gemeint.«
    Der Wirt räusperte sich. »Nun, wenn ihr mit eurem Gebrabbel fertig seid, könntet ihr vielleicht freundlicherweise gehen. Wie ich vorhin schon gesagt habe, ist diese Schenke trocken …«
    »Niemand legt Schenken trocken«, sagte Hellian.
    »Ich bin mir sicher, dass du das nicht sagen wolltest…«
    »Korporal, hast du das alles gehört?«
    »Ja.«
    »Ja klar.«
    »Gut. Häng den Narren auf. An seinen Nasenlöchern. Und zwar an dem Balken da drüben.«
    »An seinen Nasenlöchern, Sergeant?«
    »Bist das schon wieder du, Prustgesicht?«
    Hellian lächelte, als der Korporal vier Arme benutzte, um den Schenkenwirt zu packen und über die Theke zu zerren. Der Mann war auf einmal ganz und gar nicht mehr so lakonisch wie noch kurz zuvor. Stammelnd und auf die Hände einschlagend, die ihn festhielten, rief er: »Wartet! Wartet«
    Alle warteten.
    »Im Keller«, keuchte der Mann.
    »Sag meinem Korporal, wo er hin soll, aber genau«, sagte Hellian, die jetzt rundum zufrieden war, mal abgesehen von ihrem tropfenden Ohr, aber oh, sollte einer ihrer Soldaten aus der Reihe tanzen, könnte sie einfach den Schorf abknibbeln und ihn vollbluten, und würden sie sich dann nicht deshalb ganz furchtbar fühlen und genau das tun, was sie von ihnen wollte, »nämlich die Tür bewachen.«
    »Sergeant?«
    »Du hast mich gehört. Bewach die Tür, damit wir nicht gestört werden.«
    »Nach wem sollen wir Ausschau halten?«, fragte Schniefnase. »Ist niemand …«
    »Nach Hauptmann Sort, nach wem sonst? Sie ist wahrscheinlich immer noch hinter uns her, verdammt soll sie sein.«
     
    Erinnerungen waren, wie Icarium nun begriff, keine isolierten Angelegenheiten. Sie existierten nicht in von hohen Mauern begrenzten Fächern in einem Verstand. Stattdessen waren sie wie die Zweige eines Baums, oder vielleicht auch ein durchgehendes Mosaik auf einem Fußboden, über den man das Licht spielen lassen und so einzelne Stellen hier und dort erhellen konnte. Doch dieser Lichtfleck - und auch das wusste er - war bei anderen groß und hell, umfasste den größten Teil ihres Lebens, und mochten im Lauf der Zeit auch die Einzelheiten verschwimmen, so dass einzelne Szenen undeutlich und unsicher wurden, war es nichtsdestotrotz eine wirkliche Gesamtheit. Und aus dieser speiste sich der Sinn für das Selbst.
    Den er nicht besaß und vielleicht nie besessen hatte. Und in den Fängen einer solchen Unwissenheit war er formbar wie ein Kind. Konnte benutzt werden. Konnte missbraucht werden. Und das hatten viele getan, denn in Icarium war Macht, viel zu viel Macht.
    Diese Art von Ausnutzung hatte jetzt ein Ende. Sämtliche Mahnungen von Taralack Veed waren wie ferner Wind, ohne dass er davon beeinflusst wurde. Der Gral würde Icariums letzter Begleiter sein.
    Er stand auf der Straße, und alle seine Sinne vermittelten ihm die Erkenntnis, dass er diesen Ort kannte, diesen bescheidenen Fleck des Mosaiks, der verheißungsvoll zu grauen begann. Und wahre Erhellung stand endlich kurz bevor. Das Einteilen der Zeit, von diesem Augenblick an und immer weiter. Ein Leben, das neu begonnen wurde, ohne Gefahr zu laufen, seinen Sinn für das Selbst zu verlieren.
    Meine Hände haben hier gearbeitet. In dieser Stadt, unter dieser Stadt.
    Und das Jetzt wartet auf mich, um aufgeweckt zu werden.
    Und wenn ich das getan habe, werde ich von neuem beginnen. Ein Leben, eine Menge von Mosaiksteinchen, die eins nach dem anderen ausgelegt werden können.
    Er machte sich zu der Tür auf.
    Der Tür in seinen Apparat.
    Er schritt dahin, achtete nicht auf jene, die hinter ihm umherhuschten, auf die Gestalten und Soldaten, die ihm aus dem Wege gingen. Er hörte Kampfgeräusche, aber er empfand keine Neugier - weder für sie, noch für die Gewalt, die links und rechts in den Straßen ausbrach, das Krachen wie von Blitzen, obwohl dieser Tag klar und ruhig anbrach. Er ging zwischen unbestimmten Schatten hindurch, die von Rauchwolken stammten und von brennenden Gebäuden, Wagen und Barrikaden aufstiegen. Er hörte Rufe und Schreie, aber er versuchte nicht herauszufinden, woher sie

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