Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens
Die Verschiebung der Teile des Apparats, mit all der Zerstörung, die sie mit sich brachte, war sogar noch von kürzerer Dauer. Doch in jener Zeitspanne leerten alle, die von dem weißen Feuer verschlungen wurden, ihr Leben in es hinein. Sämtliche Erinnerungen, vom Schmerz der Geburt bis hin zum letzten Augenblick des Todes.
Der Apparat selbst war leider in der Tat kaputt.
Als die Echos von knirschendem Stein und Metall allmählich verblassten, flackerte das Netz - und verschwand. Und in der Luft über Letheras kämpfte Staub gegen Rauch.
Ein paar verbliebene Abschnitte aus Steinen und Ziegeln stürzten um, aber das waren nur bescheidene Anpassungen in den Nachwehen all dessen, was zuvor geschehen war.
Und in dieser Zeit, in der sich alles setzte, stiegen schwach die ersten Schmerzensschreie, die ersten Hilferufe aus den Geröllhaufen und Trümmern auf.
Die Ruinen des Schuppenhauses waren nur noch weißer Staub, und dort rührte sich nichts mehr.
Während des Erdbebens hatte auch ein Kanalbett einen Riss bekommen, der sich zu einem Spalt weitete, in den das Wasser stürzte, um zwischen verdichteten Ziegeln und Füllmaterial weiter in Adern dahinzurasen. Und in den erderschütternden Nachwirkungen einstürzender Gebäude verlagerten sich begrabene Fundamente, knirschten und sackten ab.
Kaum bemerkt inmitten all der anderen Geschehnisse - da die Explosion, die in einem Nebel aus Schlamm und Wasser jenen Kanal aufriss, vergleichsweise klein war -, erwies sie sich doch in einer Hinsicht als einzigartig, denn als der schlammige Regen des Kanalwassers sich über die immer noch bebenden Straßen ergoss, kletterte eine Gestalt aus dem Kanal, griff mit den Händen nach den Sprossen bei einer Anlegestelle und zog sich aus der schäumenden Brühe.
Ein alter Mann.
Der einfach nur dastand, in einer abgerissenen Tunika, aus der braunes Wasser strömte, und sich nicht bewegte, während Chaos und Speere aus blendendem Licht durch Letheras fetzten. Der in der Tat auch noch reglos stehenblieb, nachdem jene schrecklichen Geschehnisse verschwanden und verblassten.
Ein alter Mann.
Hin und her gerissen zwischen weißglühender Wut und grässlicher Angst.
Weil er der war, der er war, siegte die Angst. Natürlich nicht um sich selbst, sondern um einen Sterblichen, der - wie der alte Mann wusste - kurz davor war zu sterben.
Und er würde ihn nicht rechtzeitig erreichen.
Nun, dann würde es schließlich doch die Wut sein. Die Rache am Abtrünnigen würde warten müssen, bis sie an der Reihe war. Zuerst galt es Rache an dem Mann namens Karos Invictad zu nehmen.
Mael, der Ältere Gort der Meere, harte erwas zu erledigen.
Lostara Yil und die Mandata ritten nebeneinander an der Spitze der Kolonne aus Reiterei. Ein Stück voraus konnten sie die Westmauer der Stadt sehen. Trotz der Staubschleier waren gewaltige Risse zu erkennen, und das Tor vor ihnen blieb offen.
Die Pferdewaren erschöpft, ihre Atemzüge kamen schwer aus schaumfleckigen Nüstern. Beinahe da.
»Mandata, ist das das Werk von Morant-Munition?«
Tavore schaute hinüber und schüttelte dann den Kopf.
»Niemals«, sagte Masan Gilani hinter ihnen. »Wir hatten nur eine Handvoll Kracher dabei. Das da - das war irgendwas anderes.«
Lostara drehte sich im Sattel um.
Neben Masan Gilani ritt Sünd. Allerdings nicht sonderlich gut. Gilani blieb dicht bei ihr, stets bereit, sie aufzufangen. Das Kind wirkte benommen, fast trunken. Losrara richtete den Blick wieder nach vorn. »Was stimmt nicht mit ihr?«, fragte sie die Mandata.
»Ich weiß es nicht.«
Als die Straße zum Tor hin anstieg, konnten sie zu ihrer Linken den Fluss sehen. Er wimmelte von Segeln. Die malazanische Flotte und die beiden Kriegsthrone waren angekommen. Die Hauptarmee befand sich nur zwei oder drei Glockenschläge hinter der Marschkolonne der Mandata, und Faust Blistig trieb sie hart an.
Sie näherten sich ihrem Ziel.
»Dieses Tor wird sich nie wieder schließen«, bemerkte Lostara. »Ehrlich gesagt bin ich erstaunt, dass es überhaupt noch steht.« Mehrere behauene Blöcke waren vom Torbogen ein Stück abgerutscht, bis die mächtigen Holztore sie aufgehalten hatten, und jetzt klemmten sie fest, so dass die Torflügel sich nicht mehr bewegen ließen.
Als sie heranritten, tauchten zwei Seesoldaten aus den Schatten auf. Sie sahen aus wie Schwere, und beide waren verwundet. Der Dal Honese winkte.
Die Mandata zügelte das Pferd vor den Soldaten und saß als Erste ab, legte eine Hand an den
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