Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens
merkwürdige Weise zufrieden mit sich selbst - damit, dass seine Neugier nicht so durch und durch abgestumpft war, wie er einst geglaubt hatte. Nicht annähernd so schlimm wie bei, sagen wir mal, Krake. Nun, das war vielleicht ein grimmiger Dreckskerl. Trotzdem - Gesler hatte in seinem Leben eine Menge gesehen, und manches davon hatte seine Haut dauerhaft befleckt; von den anderen, weniger offensichtlichen Veränderungen ganz zu schweigen. Aber zumeist machten all die Dinge, die man sah, oder die Taten, die man tat oder nicht tat, nun, das Ganze rieb einen Mann einfach auf.
Er konnte die winzigen Flammen der Feuerstelle des Trupps nicht ansehen, ohne an Wahr erinnert zu werden - und daran, wie furchtlos er in den Palast von Y’Ghatan gestürmt war. Wenn er hingegen auf die Armbrust in seinen Händen hinunterschaute, während sie durch diesen verdammten Wald stolperten, kam ihm unweigerlich Pella in den Sinn, wie er mit einem Armbrustbolzen in der Stirn an der Ecke eines Gebäudes zusammengesackt war, kaum ein paar hundert Schritt innerhalb Y’Ghatans. Bei jedem Krächzen einer Krähe hörte er die Echos der Schreie jener Nacht, in der grässliche Geister das Lager der Hundeschlächter in der Raraku angegriffen hatten. Ein Blick hinunter auf seine bloßen Hände und ihre zerschlagenen Knöchel, und vor seinem inneren Auge entstand das Bild von Coltaine, dem Wickaner, damals, am Ufer des Vathar - bei den Göttern, diesen Haufen so weit geführt zu haben, mit einer noch größeren Strecke vor sich - nur, um dann auf jenem Hügel namens Untergang so grausam verraten zu werden.
Das Gemetzel an den Einwohnern von Aren, als die Logros T’lan Imass sich aus dem Straßenstaub erhoben und ihre steinernen Waffen sich hoben und senkten, hoben und senkten. Wenn nicht jenes ehemalige Mitglied der Roten Klingen gewesen wäre, das die Tore geöffnet und so einen Fluchtweg geschaffen hatte, hätte es keinen einzigen Überlebenden gegeben. Außer uns Malazanern, die nur danebenstehen und dem Blutbad zusehen konnten. Hilflos wie Säuglinge …
Ein Drache, der durch Feuerwolken flog, ein Schiff, das auf Flammen ritt - und das erste Mal, dass er einen Tiste Edur gesehen hatte: tot, von einem riesigen Speer an seinen Stuhl genagelt. Ruderbänke, auf denen enthauptete Ruderer saßen, deren Hände auf den Riemen ruhten, während ihre abgetrennten Köpfe auf einem Haufen um den Hauptmast herumlagen … Augen, die in der plötzlichen Helligkeit blinzelten, Gesichter, die sich auf beängstigende Weise verzogen …
Also - wer hat zwölf Brunnen in einem Wald gebaut? Das würde ich gerne wissen.
Vielleicht.
Er erinnerte sich an ein Klopfen an der Tür, und als er sie aufgemacht hatte, hatte er mit absurder Freude einen durchnässten T’lan Imass vor sich stehen sehen, den er erkannte. Stürmisch, es istfür dich. Und ja, ich träume von Augenblicken wie diesem, du rothaariger Ochse. Und was sagte das über ihn, Gesler, selbst aus? Nun mal langsam - so neugierig bin ich nun auch wieder nicht.
»Da bist du ja.«
Gesler schaute auf. »Stürmisch. Ich habe gerade an dich gedacht.«
»Und was hast du gedacht?«
Er deutete auf den schwarzen Brunnenschacht. »Ob du da wohl reinpassen würdest, was sonst. Das Meiste würde wohl gehen, nur dein Kopf leider nicht.«
»Du vergisst immer wieder«, sagte der Korporal, während er nähertrat, »dass ich einer von denen war, die zurückgeschlagen haben, Gesler.«
»Also daran kann ich mich nun überhaupt nicht erinnern.«
»Willst du, dass ich deine Erinnerungen auffrische?«
»Ich will was ganz anderes - nämlich wissen, warum du mich störst?«
»Wir machen uns zum Aufbruch fertig.«
»Stürmisch.«
»Ja?«
»Was denkst du über all das?«
»Irgendjemand hat es Spaß gemacht, Brunnen zu bauen.«
»Nicht über das hier. Ich meine über den Krieg. Diesen Krieg - den, den wir hier jetzt haben.«
»Ich sag dir Bescheid, wenn wir anfangen, Schädel einzuschlagen.«
»Und wenn das nie passiert?«
Stürmisch zuckte die Schultern, strich sich mit dicken Fingern durch den geknoteten Bart. »Dann ist es einfach nur ein weiterer typischer Knochenjäger-Krieg.«
Gesler grunzte. »Na los, geh voraus. Nein, warte. Wie viele Schlachten haben wir geschlagen, du und ich?«
»Du meinst wir beide? Gegeneinander?«
»Nein, du verdammter Idiot. Ich meine gegen andere Leute. Wie viele?«
»Ich bin beim Zählen durcheinandergekommen.«
»Lügner.«
»Na schön. Siebenunddreißig, aber da ist
Weitere Kostenlose Bücher