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Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens

Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens

Titel: Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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worden, aber dieses stattliche Gedenken ließ die Hände, die das Schicksal des Mannes gelenkt hatten, in einem doch sehr schiefen Licht erscheinen. Und jetzt… wird Brullyg Dageling werden. Wirst du die Krone so gut tragen, wie Teyan das getan hat?
    Sie stieß die Tür auf und trat ein.
    Der Raum mit der niedrigen Decke war überfüllt, und alle Gesichter wandten sich ihr zu.
    Eine vertraute Gestalt schob sich in ihr Blickfeld, das faltenübersäte Gesicht zu einem leichten Lächeln verzogen.
    »Schluckse«, sagte Zwielicht und nickte. »Ich habe gerade die Wacht ins Dorf geschickt, um dich zu suchen.«
    »Da wird er dann wohl Quitsch und ein paar andere finden. Sie weben wahrscheinlich Spinnweben zu einem Netz, an der nahen See jenseits des Gestades, Königin, und alle Wahrheiten stehen dort geschrieben. Fremde …«
    »Ich weiß«, unterbrach Yan Tovis sie, während sie an der alten Hexe vorbeisah und den Blick über die anderen Hexen und Hexer schweifen ließ, die das Schultervolk der Alten Wege bildeten. Ihre Augen glitzerten in dem rauchigen, düsteren Raum, und Zwielicht konnte diese Triller-Ältesten nun riechen - halbentwirrte feuchte Wolle und fleckige Seehundfelle, Fischöl und ranziger Schweiß, Atem, der aus Mündern kam, die dunkel von krankem Zahnfleisch oder faulenden Zähnen waren.
    Wenn diese Taverne einen Eigentümer hatte, war er oder sie geflohen. Fässer waren angestochen und Krüge mit kräftigem Bier gefüllt worden. Ein großer Topf mit Fischsuppe dampfte auf dem Herd mitten im Raum, und auf den Tischen standen zahllose Schalen aus Kürbissen. Große Ratten watschelten auf dem dreckigen Fußboden umher.
    Viel mehr Hexen als Hexer, bemerkte sie. Diese Entwicklung hatte sich bereits länger unter denjenigen abgezeichnet, die von Dämonen berührt worden waren - es wurden immer weniger Männer mit der gebilligten Anzahl von Eigenschaften geboren; die meisten waren viel zu dämonisch. Mehr als zweihundert vom Schultervolk. Hier versammelt.
    »Königin«, wagte Schluckse einen Vorstoß und duckte sich dabei, »Spinnweben zum Netz, alle vom Trillerblut wissen, dass du jetzt herrschst. Außer denen, die auf der Insel sind. Die wissen nur, dass deine Mutter tot ist.«
    »Also ist Brullyg dort, und er nimmt an …«
    »Ja, Zwielicht, er nimmt an, dass er wohl Dageling, König der Triller werden wird.«
    Holmich der Abtrünnige. »Wir müssen zur Insel segeln.«
    Zustimmendes Gemurmel inmitten des eifrigen Zuspruchs zum Bier.
    »Ihr wollt heute Nacht ein Ritual durchführen«, sagte Yan Tovis.
    »Wir lockern die Ketten, wie sie sagen, Königin. Es sind Netze über den Pfad der Welt gespannt, um zu sehen, was wir fangen.«
    »Nein.«
    Schluckses schwarze Augen verengten sich. »Was war das?«
    »Nein. Es wird heute Nacht kein Ritual geben. Und auch morgen Nacht nicht, und auch in der folgenden Nacht nicht. Kein Ritual, so lange wir nicht auf der Insel sind - und vielleicht nicht einmal dann.«
    In der Taverne war nicht das leiseste Geräusch zu hören.
    Schluckse machte den Mund auf, klappte ihn wieder zu und machte ihn erneut auf. »Königin, das Gestade ist voller Stimmen, wie sie sagen, und die Worte sind für uns. Dies - dies sind die Alten Wege, unsere Wege …«
    »Und meine Mutter hatte die Angewohnheit wegzusehen, ja. Aber ich nicht.« Sie hob den Kopf und ließ den Blick noch einmal über die ihr zugewandten Gesichter schweifen, sah die Betroffenheit, die Entrüstung, den zunehmenden Groll. »Die Alten Wege haben versagt. Damals und jetzt. Eure Wege«, sagte sie zu ihnen mit harter Stimme, »haben uns alle im Stich gelassen. Ich bin die Königin. Zwielicht am Gestade. Die Wacht ist in meiner Herrschaft an meiner Seite. Brullyg will Dageling werden - das wird sich noch erweisen, denn eure Verkündigung ist nicht Grund genug, nicht einmal annähernd. Der Dageling wird von allen Trillern gewählt. Von allen.«
    »Störe uns nicht, Königin.« Schluckses Lächeln war verschwunden. Ihr Gesicht war eine gehässige Maske.
    Yan Tovis schnaubte. »Willst du mir einen Fluch schicken, alte Frau? Denke nicht einmal daran. Ich habe vor, dafür zu sorgen, dass mein Volk überlebt - dass es all das, was geschehen wird, überlebt. Von euch allen werde ich Heilung brauchen, werde ich Segen brauchen. Ihr herrscht nicht mehr - nein, erzähle mir nichts über meine Mutter. Ich kenne die Tiefen ihrer Unterwerfung besser als irgendjemand von euch. Ich bin die Königin. Gehorcht mir.«
    Sie waren nicht glücklich.

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