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Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Titel: Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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und doch war es, wie die Matriarchin der Großen Raben wusste, nicht ganz so fremd, wie es eigentlich sein sollte. Nicht für sie und ihre Art, hieß das.
    »Du bist mutig«, sagte sie zu Baruk, der mit gefalteten Händen dastand und das Podium betrachtete. »Und es ist überaus beeindruckend, wie weit deine Macht reicht und wie groß dein Wille ist.«
    »Danke«, erwiderte der Hohe Alchemist, während er mit leicht zusammengekniffenen Augen den Dämon musterte, den er beschworen und dann gefangen hatte. »Unsere Gespräche waren … überaus erhellend. Natürlich ist das, was wir hier sehen, keine echte körperliche Manifestation. Ich glaube, es ist eine Seele, die von ihrem körperlichen Selbst getrennt ist.«
    »Mit Augen aus Jade«, bemerkte Scharteke, den Schnabel in stummem Lachen geöffnet. Sie zögerte kurz, ehe sie fragte: »Was hat er dir erzählt?«
    Baruk lächelte.
    Auf dem Kaminsims schnaufte Chillbais höhnisch und machte mit seinen plumpen Händen beleidigende Gesten.
    »Du solltest das Ding da an die Wand nageln«, zischte Scharteke. »Oder schick ihn zumindest wieder rauf durch den Kamin, damit ich ihn nicht mehr sehen muss.«
    Baruk sprach weiter, als hätte er Schartekes Klagen überhaupt nicht gehört. »Sein Körper ist in der Tat sehr weit weg. Mir wurde ein Bild davon gewährt – ein Mensch, soweit ich sagen kann, was an sich schon ziemlich außergewöhnlich ist. Er ist in einem erhöhten meditativen Zustand – einem Zustand, in dem sich seine Seele fast vollkommen von seinem Körper gelöst hat; nur deshalb war ich in der Lage, sie einzufangen. Ich bezweifle, dass der echte Körper während eines Glockenschlags zehnmal atmet. Ein überaus vergeistigtes Individuum, Scharteke.«
    Die Matriarchin der Großen Raben wandte ihre Aufmerksamkeit erneut der Erscheinung zu. Musterte ihre Jadeaugen, das zerklüftete Filigranmuster aus knisternden Fasern, die wie ein langsames Herz pulsierten. »Dann weißt du es also«, sagte sie.
    »Ja. Der Dämon stammt aus der Sphäre des Gefallenen. Von seinem Geburtsort.«
    »Du sagst, er meditiert. Sucht er seinen Gott?«
    »Es hat den Anschein«, murmelte Baruk. »Er streckt sich aus, berührt … und schreckt zurück.«
    »Vor der Agonie, vor den grausamen Feuern des Schmerzes.«
    »Ich werde ihn schon bald wieder nach Hause schicken.«
    Scharteke breitete ihre Schwingen halb aus und hüpfte auf die Bodenfliesen hinunter. Sie legte den Kopf schräg und musterte den Hohen Alchemisten mit einem Auge. »Das ist nicht einfach nur Neugier.«
    Baruk blinzelte und wandte sich ab. »Ich hatte vor nicht allzu langer Zeit einen Gast.«
    »Ungelogen?«
    Der Hohe Alchemist schwieg einen Moment, dann schüttelte er den Kopf. »Aber es ist die halbe Wahrheit.«
    »Hat er auf einem Stuhl gesessen?«
    »Also, das wäre wohl nicht ganz angemessen, Scharteke.«
    Sie lachte. »Schattenthron.«
    »Bitte tu jetzt nicht so überrascht«, sagte Baruk. »Dein Herr weiß über diese Dinge sehr gut Bescheid. Sag mir, wo sind die anderen?«
    »Die anderen?«
    »Die Götter und Göttinnen. Diejenigen, die sich jedes Mal ducken, wenn der Verkrüppelte Gott sich räuspert. Sie waren so wild auf diesen Krieg, so lange jemand anderes das Kämpfen übernimmt. Nichts von alledem ist deinem Lord vorzuwerfen. Ich weiß nicht, was Schattenthron Anomander Rake angeboten hat, aber du tätest gut daran, deinen Herrn zu warnen, Scharteke. Wenn es um Schatten geht, ist nichts, wie es scheint. Nichts .«
    Scharteke kicherte krächzend. »Wie wahr, wie wahr«, sagte sie. Und jetzt war er an der Reihe, sie mit wachsendem Misstrauen zu mustern, wie sie bemerkte. »Oh, Baruk, die Menschen stellen Menhire auf, einen nach dem anderen, nur um sie dann alle wieder der Reihe nach umzuwerfen. Ist das nicht immer so? Sie graben Löcher, nur um sie wieder zuzuschütten. Was uns Große Raben angeht, nun ja, wir bauen Nester, nur um sie im nächsten Jahr wieder in Stücke zu reißen, und das alles, weil die verrückte Eidechse in unseren Schädeln das verlangt. Schau dir deinen Dämon auf dem Podium an. Es zahlt sich nicht aus, vergeistigt zu sein, wenn doch der Körper immer nach Aufmerksamkeit schreit. Also schicke ihn zurück, ja, damit er anfangen kann, all die durchtrennten Sehnen wieder in Ordnung zu bringen – während seine Kameraden seinen abwesenden Blick wahrnehmen und sich wundern und sich danach sehnen, selbst die gleiche Außerweltlichkeit zu finden, Narren, die sie alle sind.
    Hast du ihn ermahnt,

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