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Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Titel: Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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dass er dem Blick nicht lange standhalten konnte – zu viel Leid lag darin, zu viel Sehnsucht nach Frieden, der er seinen Segen nicht geben konnte. Baran lehnte seinen Kopf gegen die zärtliche Berührung und leckte dann mit einer dicken Zunge über Reisenders Unterarm.
    Nun von den großen Tieren umgeben – abgesehen von den beiden weißen – näherte Reisender sich dem Thron. Erst jetzt sah Cotillion ihn schließlich an.
    »Du siehst schrecklich aus, alter Freund.«
    Reisender lächelte; er machte sich nicht die Mühe, auf die gleiche Weise zu reagieren. Cotillions Gesicht verriet eine Erschöpfung, die weit über das hinausging, was er jemals gesehen hatte, als der Mann noch ein Sterblicher gewesen, als er Tanzer genannt worden war, als er an der Herrschaft über ein Imperium teilgehabt hatte. Waren das die Gaben der Göttlichkeit? Welchen Wert hatten sie, wenn nach ihnen zu greifen bedeutete, vor Schmerz zusammenzuzucken und sich das Blut von den Händen zu lecken?
    »Ihr beide«, sagte Reisender und richtete den Blick jetzt auf Schattenthron, »treibt mir jegliches Bedauern aus.«
    »Das wird nicht lange so bleiben, da bin ich mir sicher«, zischte der Gott auf seinem Thron. »Wo ist deine Armee, Erstes Schwert? Ich sehe hinter dir nichts als Staub.«
    »Während du hier sitzt und die Herrschaft über ein Ödland beanspruchst.«
    »Genug der gegenseitigen Wertschätzung. Du bist heimgesucht, alter Freund – hihi, na, wie oft verwende ich diese Worte? Die alten Freunde, oh, wo sind sie jetzt? Wie tief gesunken? In alle Winde verweht stolpern sie ohne jede Hoffnung führungslos und blind dahin …«
    »So viele Freunde hattest du nie, Kellanved.«
    »Heimgesucht, habe ich gesagt. Wenn die Nacht hereinbricht, wirst du tot sein, an Austrocknung gestorben – bis zur ersten Quelle auf der Ebene von Lamatath sind es vier Tage oder mehr.«
    »Ich verstehe.«
    »Aber … ganz egal, wo du zufällig sein wirst, wenn du dann schließlich stirbst – dein alter Freund ist natürlich verpflichtet zu kommen und dich zu finden.«
    »Ja, ich bin mir sicher, dass er das tun wird.«
    »Um in seinem Sieg zu schwelgen.«
    »Der Vermummte schwelgt nicht.«
    »Nun, das ist eine enttäuschende Vorstellung. Na gut, dann wird er eben kommen, um nicht zu schwelgen. Ist egal. Das Entscheidende ist: Du wirst verloren haben .«
    »Und mein Erfolg – oder mein Scheitern – spielt für dich eine Rolle, Kellanved?«
    Cotillion übernahm die Antwort. »Überraschenderweise tut es das, ja.«
    »Warum?«
    Diese direkte Frage schien beide Götter einen Moment lang zu verblüffen. Dann schnaubte Schattenthron. »Spielt das eine Rolle? Kaum. Überhaupt nicht, genau genommen. Wir sind hier, um dir zu helfen, du verdammter Ochse. Du dickschädeliger, störrischer, streitlustiger Narr. Mir entzieht sich völlig, warum ich dich jemals für einen alten Freund gehalten habe! Du bist zu dumm, um jemals einer gewesen zu sein! Sieh doch, sogar Cotillion ist angesichts deiner Dämlichkeit schon ganz verzweifelt.«
    »Hauptsächlich erheitert, genau genommen«, korrigierte ihn Cotillion, der Reisender jetzt angrinste. »Ich wurde gerade an unsere … äh … Diskussionen im Kommandozelt während unserer Feldzüge erinnert. Vielleicht ist das Aufschlussreichste, was man über alte Freundschaften sagen kann, dass ihr Kräftespiel sich niemals ändert.«
    »Das gilt auch für deine schmierigen Postulate«, sagte Schattenthron lakonisch. »Hör zu, du, Reisender oder wie auch immer du dich jetzt nennst. Meine Hunde werden dich dahin führen, wo du gerettet wirst – ha, wie oft ist das wohl schon gesagt worden? In der Zwischenzeit werden wir dir Wasserschläuche, getrocknete Früchte und solche Sachen geben – um die Myriaden ärgerlicher Bedürfnisse der Sterblichkeit zu befriedigen, an die ich mich meine erinnern zu können. Vage. Was auch immer.«
    »Und was wollt ihr als Gegenleistung für dieses Geschenk?«
    Ein Dutzend Herzschläge verstrich, ohne dass eine Antwort erklang.
    Reisenders Gesichtsausdruck veränderte sich langsam zu einem gefährlichen Stirnrunzeln. »Ich werde mich nicht von dem, was ich mir vogenommen habe, abbringen lassen. Ich werde mich noch nicht einmal aufhalten …«
    »Nein, natürlich nicht.« Schattenthron wedelte mit einer kurzlebigen Hand. »Ganz im Gegenteil. Wir drängen dich. Wir ermahnen dich. Beeile dich, nimm den richtigen Kurs auf, stelle dich der Herausforderung. Lass nicht zu, dass dir irgendetwas oder irgendjemand

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