Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)
zugerichteten, mürrischen Gesichtsausdruck, den das reflektierte Sonnenlicht ihm verpasste, und den trostlosen Staub seines gestörten Schlummers. Schau dich an. Dein Gesicht ist mein Gesicht, da sollten wir einfach mal ehrlich sein. Geschlagen und gezeichnet, doch wir rappeln uns immer wieder auf, um unseren Weg weiterzugehen.
Der Himmel schert sich nicht um dich, mein Teurer. Und die Sterne sehen dich nicht einmal.
Aber du wirst weitermarschieren, denn das ist es, was du tust.
Ein letzter Tritt gegen die Glut. Sollte das Gras doch brennen, so dass auf seinem Weg nichts als Narben zurückblieben, es kümmerte ihn nicht. Nein, er würde nicht zum Ausgangspunkt zurückkehren – das tat er niemals, und das hatte ihn so lange am Leben erhalten. Kein Grund, daran irgendetwas zu ändern, oder?
Kallor setzte sich in Bewegung. Gen Norden. Wenn er sich recht erinnerte, gab es dort Siedlungen und Straßen, und eine Haupthandelsroute, die nach Westen und Norden führte, hinaus durch die Zimtödnis bis nach Darujhistan.
Wo er eine Verabredung einzuhalten hatte. Anspruch auf eine Bestimmung zu erheben hatte, mit dem Recht des Schwertes und eines unbändigen Willens.
Das Licht des Mondes erwischte seinen Schatten und zerstörte ihn. Kallor schritt weiter, ohne auf solche Kleinigkeiten zu achten.
Drei dürre Pferde, ein vernachlässigter Ochse und ein Wagen mit einer verbogenen Achse und einer zerbrochenen Bremse: Das waren die gesammelten Reichtümer des Dorfes Morsko, die sie geerbt hatten. Sie hatten die Leichname einfach zum Verfaulen auf dem Fußboden der Schenke liegen gelassen – dabei hätten sie das Gebäude abbrennen sollen, wie Nimander klar wurde. Jetzt war es zu spät – und es war auch so schon viel zu anstrengend gewesen, die entsetzliche Szenerie zu verlassen. Und was war mit den Opfern an den Kreuzen, von denen schwarzes Blut auf den schlammigen Boden tropfte? Sie hatten sie ebenfalls zurückgelassen.
Reglos unter einer Decke auf dem Wagen liegend starrte Clip auf die Bretter an der Seite, ohne etwas zu sehen. Reste von dem Haferbrei, den sie ihm heute Morgen in den Rachen gestopft hatten, befleckten sein Kinn. Fliegen krabbelten und summten um seinen Mund herum. Dann und wann durchlief ein leichtes Zittern seinen Körper.
Bestohlen.
Es war Mittag, am dritten Tag auf dieser gut gepflasterten, mit Rinnsteinen versehenen Straße. Sie waren gerade südlich an dem Städtchen Hiess vorbeigekommen, das einst eine größere Siedlung gewesen war – vielleicht eine richtige Stadt – und möglicherweise wieder zu diesen ruhmreichen Zeiten zurückkehren würde; dieses Mal aufgrund der Reichtümer von Kelyk, einer verdünnten Form von Saemankelyk, dem Blut des Sterbenden Gottes. Diese Dinge und mehr hatten sie von den Wagenzügen der Händler erfahren, die diese Straße hinauf- und hinunterrollten, Dutzende von Wagen, die praktisch leer zu Dörfern und Städten östlich von Bastion – ja, sogar von Wacht – unterwegs waren, und beladen mit Amphoren mit dem üblen Getränk zurückkehrten, Wagen, die unter der Last ächzten und auf dem Weg zu einer Art zentraler Verteilstelle in Bastion waren.
Die Straße selbst verlief südlich von diesen Ansiedlungen – die alle oberhalb des Ufers des Pilgersees lagen. Lag ein Dorf auf der anderen Seite, gab es eine Kreuzung mit einem Weg oder einem sich schlängelnden Pfad, der nach Norden führte. Eine etwas größere Kreuzung kennzeichnete die Begegnung eingeebneter Straßen zu den überlebenden Städten Hiess, Kel Tor und – immer noch ein Stück voraus – Sarn.
Nimander und seine Gruppe reisten nicht verkleidet; sie gaben nicht vor, jemand anders zu sein, als sie waren, und es war offensichtlich, dass die fliehenden Priester, die vor ihnen waren, ihren Gleichgesinnten auf der Straße von ihnen erzählt hatten – und vermutlich war das auch in die Städte und Dörfer gedrungen. An den baufälligen Haltestellen und in den Lagerschuppen an den Kreuzungen warteten Nahrungsmittel und Wasser und Futter für die Tiere auf sie.
Der Sterbende Gott – oder vielleicht auch seine Priester – hatte sie offenbar gesegnet und wartete jetzt freudig in Bastion auf sie. Derjenige, der seine Seele dem Sterbenden Gott geopfert hatte, war doppelt gesegnet, und jetzt erwarteten alle den endgültigen Vollzug, der vermutlich dazu führen würde, dass Clips Seele voll und ganz von einem Wesen verzehrt werden würde, das dazu verflucht war, in alle Ewigkeit zu leiden. Mit einem
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