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Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Titel: Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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zu Asche zerfiel. Harziges Holz – oh, wie es aufflammte! Blendend hell, ja, eine Pracht, von der kein Mann sich abwenden konnte.
    Zu dumm, dass er jedes Kind töten musste, das er zeugte. Das sorgte bei den meisten seiner Frauen und Geliebten für eine gewisse Unzufriedenheit, kein Zweifel. Aber er war nicht so grausam gewesen und hatte gezögert, oder? Nein. Im Gegenteil, er pflegte diese schrecklichen Säuglinge ihren Müttern aus den Armen zu reißen, kaum dass sie ihnen aus dem Bauch geschlüpft waren, und war das nicht ein Zeichen wahrer Barmherzigkeit? Niemand entwickelt eine Bindung an tote Dinge, nicht einmal Mütter.
    Bindungen, ja, also, die waren in der Tat Zeitverschwendung und – was bedeutsamer war – eine Schwäche. Um über ein Imperium zu herrschen – um über Hunderte von Imperien zu herrschen –, brauchte man eine gewisse Sachlichkeit. Alles musste benutzt, alles musste so umgeformt werden, wie es ihm gefiel. Nun ja, er hatte große Bauprojekte in Gang gesetzt, um seine Herrschaft zu preisen, aber nur wenige verstanden, dass nicht deren Fertigstellung wichtig war, sondern die Arbeit an sich und all das, was sie beinhaltete – seine Herrschaft über ihr Leben, ihre Loyalität, ihre Mühen. Nun ja, er konnte sich ihrer jahrzehntelang bedienen, konnte Generationen dieser Narren nacheinander sterben sehen, und sie alle arbeiteten ihr ganzes Leben lang Tag um Tag und verstanden noch immer nicht, was es bedeutete, ihm – Kallor – so viele Jahre ihres sterblichen Daseins zu geben, ja, wirklich so viel davon, dass jede vernünftige Seele angesichts der grausamen Ungerechtigkeit eines solchen Lebens aufheulen würde.
    Dies war seiner Ansicht nach das wahre Geheimnis von Zivilisation – und obwohl er es sich zunutze machte, war er am Ende keinen Schritt weiter darin, es zu verstehen. Diese Bereitwilligkeit ansonsten intelligenter (nun ja, einigermaßen intelligenter) Menschen, einen erschreckenden Anteil ihres sehr kurzen Lebens zu nehmen und dann zu verschleudern, und alles im Dienste von jemand anderem. Und der Lohn dafür? Oh, vielleicht eine gewisse Sicherheit. Der Zement namens Stabilität. Ein festes Dach über dem Kopf, etwas zu essen auf dem Teller und die geliebten Nachkommen, die alle dazu bestimmt waren, die ganze Mühsal ebenfalls zu durchleben. Und war das ein gerechter Tausch?
    Für ihn wäre es das nicht gewesen. Er wusste das, hatte es von Anfang an gewusst. Er würde nichts von seinem Leben verschleudern. Er würde niemandem dienen, würde nichts von seiner Arbeitskraft dafür abtreten, irgendeinem Narren dabei zu helfen, sich Reichtum zu verschaffen und ihn zu mehren und zu mehren – womöglich noch dazu einem Narren, der sich einbildete, dass sein – oder ihr – eigener Teil des Handels auf umfassende Weise großzügig sei, dass er in der Tat eines der kostbarsten Geschenke überhaupt sei. Dass für ihn oder sie zu arbeiten eine Begünstigung sei – bei den Göttern! Welch ein Dünkel! Was für eine schamlos, ja, protzig zur Schau gestellte Lüge.
    Wie viele Regeln bürgerlichen Verhaltens waren nur entworfen worden, um solche ungeheuerlichen Programme aufrechtzuerhalten, um den wenigen zu helfen, Macht und Kontrolle über die vielen auszuüben? Regeln, die bis zum Tod (normalerweise dem Tod der vielen, selten dem der wenigen) mit Gesetzen und Kriegen verteidigt wurden, mit Drohungen und brutaler Unterdrückung – ah, das waren noch Zeiten, was? Wie er diese Gräueltaten ausgekostet hatte!
    Er würde niemals einer der vielen sein. Und er hatte es bewiesen, wieder und wieder und wieder. Und er würde es auch weiterhin beweisen.
    Eine Krone war in seiner Reichweite. Eine Königsherrschaft wartete darauf, beansprucht zu werden. Nicht die Herrschaft über so etwas Profanes wie ein Imperium – das Spiel war schon vor langer Zeit schal geworden –, sondern über eine Sphäre. Ein Gebilde, das aus allen möglichen Kräften des Daseins bestand. Die Macht irdischen Fleisches, alle Elemente ungebunden, der funkelnde Wille des Glaubens, der Strang aus Politik, Religion, gesellschaftlichen Abmachungen, Zartgefühl, gewoben aus den normalerweise tragischen Wurzeln vergangener goldener und von Schmerz freier Zeitalter und neuer Zeitalter, die im Licht absurder Versprechungen erstrahlten. Während durch das alles die Regenfälle des Vergessens fielen, die kaskadierende Sturzflut von Fehlschlag und Tod, Leiden und Not, ein Gott, der zerbrochen und dazu verdammt war, für immer so zu

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