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Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Titel: Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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derartigen Fluch belegt war es eigentlich kein Wunder, dass die Kreatur gerne Gesellschaft haben wollte.
    Wenn man alles in Betracht zog, war es gut, dass ihre Reise leicht und von Hilfsbereitschaft begleitet gewesen war. Nimander hatte den Verdacht, dass seine Truppe sich lieber ihren Weg durch Horden eifernder Fanatiker gehauen hätte, wenn sie es gekonnt hätten.
    Nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass Clips komatöser Zustand unverändert war, kletterte er wieder vom Wagen herunter und ging zurück zu der heruntergekommenen Stute, die er seit Morsko ritt. Die Rippen des armen Tiers hatten eher wie Gitterstäbe unter zerfetztem Samt gewirkt, seine Augen waren teilnahmslos und sein lohfarbenes Fell war fleckig und stumpf gewesen. In den drei Tagen seither hatte es sich unter Nimanders liebevoller Fürsorge einigermaßen erholt, obwohl es die ganze Zeit geritten worden war. Im Allgemeinen fühlte Nimander sich zwar zu Pferden nicht besonders hingezogen, aber keine Kreatur verdiente zu leiden.
    Als er sich in den abgenutzten Sattel schwang, sah er Skintick dastehen und dann auf die Kutschbank des Wagens steigen, wo Nenanda saß und die Zügel hielt. Er beschattete die Augen und blickte nach Süden auf die leere Ebene hinaus.
    »Siehst du etwas?«
    Es dauerte einen Moment, bis Skintick antwortete. »Ja. Da … geht jemand.«
    Von Süden her? »Aber da unten gibt es nichts.«
    Kedeviss und Aranatha stellten sich in den Steigbügeln auf.
    »Lasst uns weiterziehen«, sagte Desra, die auf der Ladefläche hockte. »Es ist zu heiß, um einfach hier herumzusitzen.«
    Nimander konnte die Gestalt jetzt sehen; für einen Menschen war sie groß. Ungekämmte, struppige graue Haare umgaben seinen Kopf wie eine Aura. Er schien ein langes Kettenhemd zu tragen, das ihm bis deutlich über die Knie reichte und an der Vorderseite geschlitzt war. Über seine linke Schulter ragte der Griff eines Anderthalbhänders.
    »Was für ein alter Saukerl«, murmelte Skintick, »so zu marschieren.«
    »Könnte sein, dass er sein Pferd verloren hat«, sagte Nenanda unbeteiligt. »Desra hat recht, wir sollten aufbrechen.«
    Ausschreitend wie jemand, der unter der Sonne fieberte, kam der Mann immer näher. Irgendetwas an ihm zwang Nimander geradezu, ihn aufmerksam zu betrachten, eine Art dunkler Faszination – wofür, das konnte er nicht so recht sagen. Eine Sturzflut aus Bildern taumelte durch seinen Geist. Als würde er eine Erscheinung beobachten, die sich ihren Weg aus einer altersgrauen Legende freiknüppelte, aus einer Zeit, in der die Götter gegeneinander kämpften, die Hände um die Kehle des anderen gelegt, in der es Blut regnete und der Himmel selbst wogte und gegen die Ufer des Abgrunds krachte. All dies schwebte in der staubigen Luft zwischen ihnen, während der alte Mann auf die Straße zukam. All dies stand in den tiefen Furchen seines hageren Gesichts geschrieben, in der freudlosen Ödnis seiner grauen Augen.
    »Er ist wie Winter«, murmelte Skintick.
    Ja, und etwas … Kälteres.
    »Welche Stadt liegt da hinten?«, fragte der Mann.
    Nimander war einen Augenblick lang überrascht, als ihm klar wurde, dass der Mann die Sprache der Tiste Andii gesprochen hatte. »Hiess.«
    Der Mann drehte sich um, blickte nach Westen. »Dann liegen in dieser Richtung Bastion und die Zimtroute.«
    Nimander zuckte die Schultern.
    »Ihr seid aus Korall?«, fragte der Fremde und ließ seinen Blick über die Gruppe gleiten. »Dann hat er also sein Lager noch immer dort aufgeschlagen? Aber nein, ich erkenne keinen von euch, und das wäre nicht möglich. Aber trotzdem, sagt mir, warum ich euch nicht alle töten sollte.«
    Das erregte Nenandas Aufmerksamkeit, und er drehte sich auf seinem Kutschbock herum, um den alten Mann höhnisch anzugrinsen.
    Aber Nimanders Blut war zu Eis erstarrt. »Weil Ihr uns nicht kennt, Herr.«
    Fahle Augen richteten sich auf ihn. »Da hast du allerdings recht. Nun gut, dann werde ich stattdessen mit euch reisen. Genauer gesagt, ich werde auf eurem Wagen mitfahren – bei der Durchquerung dieser elenden Ebene habe ich mir die Stiefel durchgelaufen. Sagt mir, habt ihr Wasser und irgendwas zu essen?«
    Nenanda drehte sich noch weiter um und starrte Nimander finster an. »Schick diesen Narren weg. Er kann unseren Staub trinken.«
    Der alte Mann betrachtete Nenanda einen Herzschlag lang, dann wandte er sich wieder an Nimander. »Leg den da an die Leine, und wir werden gut miteinander auskommen.« Und er trat zum Wagen, stellte

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