Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)
einen Käfigs herausgreift, reckt sich der Hand entgegen, die zwischen den Gitterstäben des anderen Käfigs herausgreift. Sie tauschen mehr aus als einfach nur eine Berührung.
Die Geister nährten ihn mit Leben. Und er nahm sie in seine Seele auf und gab ihnen ein neues Zuhause. Leider erwiesen sie sich als ruhelose, unzivilisierte Gäste.
Der Weg und die Verwandlung in einen nomadischen Tyrannen der Ebene von Lamatath war lang, schwierig und für irgendjemanden, der die erbärmliche, verstümmelte Kreatur hätte sehen können, die der Hauptmann einst gewesen war, ein Wunder. Zahllose Geschichten wirbelten wie Staubteufel um ihn herum, viele davon ausgedacht, während andere kaum die Wahrheit streiften.
Seine verstümmelten Füße machten ihm das Gehen zur Qual. Seine Finger hatten sich so zusammengekrümmt, dass sie Haken ähnelten, die Knochen darunter verkalkten zu hässlichen Knubbeln und Vorsprüngen. Seine Hände zu sehen bedeutete an die Füße von Geiern erinnert zu werden, die sich im Todeskampf verkrampften.
Er hockte auf einem Thron, der sich – durch eine ausgeblichene rote Segeltuch-Markise vor der Mittagssonne geschützt – auf dem vorderen Balkon der zweiten Etage befand. Vor ihm stapften zwischen vier- und fünfhundert an die Kutsche angeschirrte Sklaven dahin, die sich alle nach vorn beugten, weil sie sich anstrengen mussten, um den gewaltigen rollenden Palast über die unebene Erde zu ziehen. Die gleiche Anzahl ruhte sich in den Wagen des Gefolges aus; sie halfen den Köchen und den Webern und den Zimmerleuten, bis sie an der Reihe waren, ins Joch gespannt zu werden.
Der Hauptmann hielt nicht viel vom Anhalten. Ein Lager wurde nie aufgeschlagen. Bewegung war alles. Bewegung war immerwährend. Die Kutsche wurde von zwei Kavallerie-Schwadronen flankiert – jeweils hundert Ritter in voller gebänderter Rüstung und mit ebenholzschwarzen Umhängen, die Helme sowie mit Widerhaken versehene Lanzen trugen, deren Spitzen im Sonnenlicht glänzten. Hinter dem Palast befand sich ein beweglicher Kral mit dreihundert Pferden – der größte Stolz des Hauptmanns, denn ihre Stammbäume waren gut, und ein Großteil seines Reichtums (den, den er sich nicht durch Raubzüge aneignete) kam von ihnen. Pferdehändler aus dem tiefen Süden suchten ihn in diesem Ödland auf und bezahlten mit soliden Goldmünzen für die kräftigen Schlachtrosse.
Eine dritte Einheit von in diesem Falle leichter gerüsteten Reiterkriegern streifte rings um die Karawane weiträumig durch die Gegend und stellte so sicher, dass kein Feind drohte. Außerdem spürten diese Männer auch mögliche Ziele auf – immerhin war jetzt Weidezeit –, und es gab – wenn auch eher selten, das war wohl wahr – Banden von Wilden, die im Grasland ein armseliges Dasein fristeten, wozu auch die gehörten, die groteske Zerrbilder von Pferden mit breiten Rümpfen und struppigen Mähnen züchteten, die sich, wenn sie schon zu nichts anderem zu gebrauchen waren, immerhin als gutes Essen erwiesen. Diese umherstreifende Reitertruppe schloss auch Stoßtrupps von dreißig Mann oder mehr ein, und der Hauptmann ließ die ganze Zeit vier oder fünf solcher Gruppen die Ebene säubern.
Kaufleute hatten angefangen, Söldnertruppen anzuheuern, die sich aufgemacht hatten, ihn zur Strecke zu bringen. Doch diejenigen, die er nicht bestechen konnte, vernichtete er. Seine Ritter waren schrecklich in der Schlacht.
Das Königreich des Hauptmanns war jetzt seit sieben Jahren unterwegs und bewegte sich in einem großen Kreis, der den größten Teil der Lamatath-Ebene einschloss. Auf dieses Gebiet erhob er Anspruch, und zu diesem Zweck hatte er erst kürzlich Gesandte in alle angrenzenden Städte geschickt – nach Darujhistan, Kurl und Saltoan im Norden, nach Neu-Callous im Südwesten, nach Bastion und Sarn im Nordosten; Elingarth im Süden befand sich mitten in einem Bürgerkrieg, dessen Ausgang er erst abwarten wollte.
Insgesamt war der Hauptmann mit seinem Königreich zufrieden. Seine Sklaven pflanzten sich fort und sorgten somit für die nächste Generation, die seinen Palast ziehen würde. Jagdtrupps schleppten Bhederin und Antilopen heran, deren Fleisch die besseren Nahrungsmittel ergänzte, die den vorbeiziehenden Karawanen geraubt wurden. Die Männer und Frauen seiner Soldaten verfügten über alle notwendigen Fähigkeiten, um seinen Hof und seine Leute zu verwalten und zu betreuen, und auch ihnen ging es gut.
Wie sehr es doch einem Fluss ähnelte, der durch
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