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Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Titel: Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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wässrigen Augen erhaschen, die überall und nirgendwohin sahen; man konnte es an seinen blassen Händen sehen, die den hölzernen Stift, dessen Spitze mit blauer Tinte und Wachs verschmiert war, hielten, als wäre es der Dolch eines Assassinen. Er saß auf seinem Hocker hinter dem breiten Tresen, der den vorderen Raum teilte, als würde er den Reichtum der Welt und alle Versprechen auf das Paradies bewachen, das die Mitgliedschaft in der edelsten Gilde ihren geheiligten, ehrenwerten Mitgliedern in Aussicht stellte (und der dicke Mann winkt).
    So saß er da, und deshalb wollte Barathol Mekhar am liebsten über den Tresen greifen, den Schreiber hochreißen und ihn entzweibrechen. Wieder und immer wieder, bis nichts weiter als ein Stapel brüchiger Abfälle auf dem verkratzten Tresen liegenbleiben würde, in die der Stift hineingestoßen war wie das Schwert eines Kriegers, das einen Grabhügel durchbohrte.
    In Barathols Gedanken machte sich dunkle Erheiterung breit, als der Schreiber erneut den Kopf schüttelte.
    »Es ist ganz einfach – selbst für Euch, da bin ich mir sicher. Die Gilde verlangt Referenzen, im Besonderen die Patenschaft eines akkreditierten Gildenmitglieds. Ohne dies sind Eure Münzen nichts weiter als Schlacke.« Er lächelte angesichts dieses schlauen Wortspiels gegenüber einem Schmied.
    »Ich bin neu in Darujhistan«, sagte Barathol wieder, »und daher ist eine derartige Patenschaft unmöglich.«
    »Ja, das ist wahr.«
    »Was eine Lehrstelle angeht.«
    »Auch das ist unmöglich. Ihr sagt, dass Ihr viele Jahre als Schmied gearbeitet habt, und ich bezweifle eine solche Aussage keineswegs – der Beweis steht groß und deutlich hier vor mir. Dadurch seid Ihr natürlich als Lehrling überqualifiziert – und nebenbei bemerkt seid Ihr auch zu alt dafür.«
    »Wenn ich keine Lehrstelle bekommen kann, wie kann ich dann einen Paten kriegen?«
    Ein leichtes Lächeln und ein Kopfschütteln. Eine entschuldigende Geste mit den Händen. »Ich stelle die Regeln nicht auf, versteht Ihr.«
    »Kann ich mit irgendjemandem sprechen, der eventuell beteiligt war, als diese Regeln aufgestellt wurden?«
    »Mit einem Schmied? Nein, leider sind die alle unterwegs und damit beschäftigt, dieses und jenes zu schmieden, wie es sich für ihre Profession geziemt.«
    »Nun, dann werde ich wohl einen von ihnen in seiner Werkstatt finden. Könnt Ihr mir sagen, wo die nächste ist?«
    »Auf gar keinen Fall. Die Schmiede haben mir die Verantwortung übertragen, mich um die Verwaltungsangelegenheiten der Gilde zu kümmern. Ich würde meine Pflichten verletzen und entsprechend gemaßregelt werden, wenn ich täte, was Ihr verlangt, und ich bin mir sicher, dass Ihr das nicht auf Euer Gewissen laden wollt, oder?«
    »Um ehrlich zu sein«, sagte Barathol, »ist das eine Schuld, mit der ich leben könnte.«
    Der Gesichtsausdruck des Mannes wurde härter. »Eine essentielle Voraussetzung für eine Mitgliedschaft in der Gilde ist ein ehrenwerter Charakter.«
    »Mehr als eine Patenschaft?«
    »Diese Tugenden sind gleich gewichtig, mein Herr. Und jetzt … ich bin heute sehr beschäftigt …«
    »Ihr habt geschlafen, als ich hereingekommen bin.«
    »Es mag vielleicht so ausgesehen haben.«
    »Es hat so ausgesehen, weil es so war.«
    »Ich habe keine Zeit, mich mit Euch darüber zu streiten, was Ihr wahrgenommen habt oder nicht, als Ihr in mein Büro gekommen seid …«
    »Ihr habt geschlafen.«
    »Schon möglich, dass Ihr zu einem derartigen Schluss gekommen seid.«
    »Ich bin zu diesem Schluss gekommen, weil Ihr genau das getan habt. Ich nehme an, dass auch das zu disziplinarischen Maßnahmen führen kann, wenn die Mitgleider der Gilde davon erfahren.«
    »Euer Wort gegen meines, und ganz offensichtlich habt Ihr gewisse Absichten, die Euren Sinn für Ehre in einem ziemlich schlechten Licht erscheinen lassen …«
    »Seit wann lässt Ehrlichkeit den Sinn für Ehre in einem schlechten Licht erscheinen?«
    Der Schreiber blinzelte. »Nun ja, wenn sie aus Rachsucht zum Vorschein kommt, natürlich.«
    Jetzt war es an Barathol, einen Moment innezuhalten. Und eine neue Richtung einzuschlagen. »Ich kann meine Abgaben im Voraus zahlen – für ein Jahr oder mehr, wenn es sein muss.«
    »Ohne Patenschaft würde eine solche Zahlung als Spende betrachtet werden. Es gibt gültige Präzedenzfälle, die eine derartige Interpretation stützen.«
    »Ihr würdet mein Geld nehmen und mir im Gegenzug nichts dafür geben?«
    »Das ist das Wesen einer

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