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Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Titel: Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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nährten, mit Gründen für Elend und dafür, selbst Elend zu erzeugen.
    Er hatte das Gesicht des Feindes gesehen, seine beiden Masken aus erbärmlicher Selbstopferung und leidenschaftslos erteilten Befehlen. Er hatte Anführer gesehen, die sich am Fleisch der gefallenen Tapferen genährt hatten. Das ist nicht der Weg der Teblor. Es wird nicht mein Weg sein.
    Die Geräusche des Plünderns aus den Räumen um ihn herum hatten jetzt aufgehört. Überall herrschte Stille. Karsa griff nach unten und benutzte einen Haken, um den Kessel von den Kohlen zu heben und ihn auf den kleinen Tisch zwischen die Lebensmittel und die silbernen Teller und die polierten Kelche zu stellen.
    Dann trat er die Kohlenpfanne um, verteilte die Kohlen auf den wunderschön gewebten Teppichen, den seidenen und wollenen Decken, den Fellen. Er wartete, bis die ersten Flammen aufzuckten.
    Als dies geschah, stand Karsa auf, bückte sich unter dem Türrahmen hindurch und ging hinaus.
    Jenseits der Kochfeuer des Lagers herrschte Dunkelheit, während am Himmel eine geradezu verrückte Überfülle von Sternen prangte. Das Königreich des Hauptmanns hatte sich in einem riesigen Halbkreis aufgestellt, den Blick auf die gewaltige Kutsche gerichtet. Karsa Orlong stand vor dem Thron auf dem Balkon.
    »Die Sklaven sind frei«, sagte er mit so lauter Stimme, dass sie bis zum letzten Mann trug. »Die Offiziere werden das Beutegut, die Pferde und den Rest aufteilen – der gleiche Anteil für alle, Sklaven und Freie, Soldaten und Handwerker. Betrügt jemanden, und ich werde euch töten.«
    Hinter ihm leckten Flammen aus den unzähligen Fenstern und Lüftungsöffnungen der Kutsche. Schwarzer Rauch stieg in einer immer dichter werdenden Rauchsäule auf. Er konnte spüren, wie die Hitze gegen seinen Rücken wogte.
    »Wenn die Morgendämmerung anbricht«, sagte er, »werdet ihr alle aufbrechen. Geht nach Hause. Und die, die kein Zuhause haben – geht und sucht euch eins. Und wisst, dass die Zeit, die ich euch jetzt gebe, alle Zeit ist, die ihr jemals haben werdet. Denn wenn ihr mich das nächste Mal seht, wenn ihr euch dort in euren Städten versteckt, werde ich als Zerstörer kommen. Fünf Jahre oder zwanzig – es ist das, was ihr habt, das, was ich euch gebe. Nutzt die Zeit gut. Ihr alle, lebt gut.«
    Und dass ein solches Lebewohl nicht als Segen, sondern als Drohung akzeptiert wurde, machte nur zu deutlich, wie gut diese Leute Karsa Orlong verstanden – der aus dem Norden kam, gefeit gegen alle Waffen. Der den Hauptmann getötet hatte, ohne ihn auch nur zu berühren. Der die Sklaven befreit und die Ritter des Reiches zerstreut hatte, ohne dass ein einziges Mal Schwerter aufeinandergeprallt waren.
    Der Gott des Zerbrochenen Gesichts kam mitten unter sie – das würden sie alle in den Jahren, die ihnen noch blieben, anderen erzählen. Und während sie es erzählten, mit weit aufgerissenen Augen und sich die trockenen Lippen leckend, würden sie eilig nach dem Krug und seinem Nektar der Vergesslichkeit greifen.
    Manche kann man nicht töten. Manche überbringen Tod und Richtspruch. Manche versprechen dir den Tod, indem sie dir ein erfülltes Leben wünschen. In diesem Versprechen liegt keine Lüge, denn kommt der Tod nicht zu uns allen? Und doch, wie selten sind die, die das so sagen. Kein süßer Euphemismus, kein anheimelnder umgangssprachlicher Ausdruck. Keine Metapher, keine Analogie. Es gibt nur einen wahren Dichter auf der Welt, und er spricht die Wahrheit.
    Flieht, meine Freunde, aber es gibt nirgendwo ein Versteck. Überhaupt nirgendwo.
    Seht euer Schicksal, dort, in seinem zerbrochenen Gesicht.
    Seht es euch gut an.
    Sie zügelten ihre Pferde auf der Kuppe eines sanften Hügels, um sie herum flüsterte ungesehen das Gras.
    »Ich habe einst Armeen angeführt«, sagte Reisender. »Ich war einst der Wille des Imperators von Malaz.«
    Samar Dev hatte plötzlich einen bitteren Geschmack im Mund. Sie lehnte sich zur Seite und spuckte aus.
    Der Mann neben ihr gab ein Brummen von sich, als würde er die Geste als Kommentar betrachten. »Wir haben natürlich mit allem, was wir getan haben, dem Tod gedient. Auch wenn wir immer etwas anderes behauptet haben. Etwa Frieden zu erzwingen, dumme Fehden und Stammesrivalitäten zu beenden. Straßen für Händler zu öffnen, ohne dass sie Banditen fürchten mussten. Münzen flossen wie Blut in Adern, das war das Geschenk dieser Straßen und des Friedens, den wir erzwungen haben. Und dennoch … hinter alldem hat er

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