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Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Titel: Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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als er die Kerze anzündete, flammte sie in einer Querströmung süßer, frischer Luft auf.
    Er schaute sich in dem gelben Lichtschein um und sah keine drei Schritte entfernt an einer Wand der Spalte einen Leichnam sitzen. Vertrocknet, das Gesicht eingefallen, die Augenhöhlen zusammengeschrumpfte Löcher. Beide Beine waren zerschmettert, ganz offensichtlich von einem Sturz, und die gesplitterten Knochen ragten aus der ledrigen Haut.
    Felle waren wie eine Decke hochgezogen; und in Reichweite einer reglosen Skeletthand lag eine verrottete Tasche, die jetzt aufgerissen war und zwei Hacken aus Geweih enthüllte, einen Knochenkörner und einen Fäustel aus Grundgestein. Ein Bergmann, wurde Harllo klar, genau wie er. Ein Bergmann aus einer weit, weit zurückliegenden Zeit.
    Noch einen Schritt näher, den Blick auf die wunderbaren Werkzeuge gerichtet, die er gerne mitnehmen würde, und der Leichnam sprach.
    »Wie es dir gefällt, Söhnchen.«
    Harllo machte einen Satz zurück. Das Herz hämmerte wild in seiner Brust. »Ein Dämon!«
    »Vielleicht ein Schutzpatron der Bergleute. Kein Dämon, Söhnchen, kein Dämon.«
    Bei Harllos panischem Rückzug war die Kerze ausgegangen. Die klangvolle Stimme des Leichnams, deren Rhythmus an Wellen auf einem sandigen Strand erinnerte, hallte aus einem Teich schwarzer Dunkelheit.
    »Ich bin Dev’ad Anan Tol vom Irynthal Clan der Imass, der einst am Ufer von Jhagra Til lebte, bis Raest der Tyrann kam und uns versklavte. Und uns hinunterschickte in den Felsen, wo wir alle gestorben sind. Doch siehe, ich bin nicht gestorben. Als Einziger von all meinen Verwandten bin ich nicht gestorben.«
    Harllo fummelte mit zitternden Händen an der Kerze herum, zwang den eingeölten Docht in die Funkenröhre. Dreimal schnell und zischend mit dem Funkenwerfer gepumpt, und die Flamme zuckte auf.
    »Das ist ein netter Trick.«
    »In der Röhre ist blaues Gas, nicht viel, und es geht schnell aus, und dann muss sie wieder gefüllt werden. Auf der Oberseite sind Blasen. Warum bist du nicht gestorben?«
    »Ich habe allerhand Zeit gehabt, um über diese Frage nachzudenken, Söhnchen. Ich bin nur zu einem einzigen Schluss gekommen, der meinen Zustand erklärt. Das Ritual von Tellann.«
    »Das die bösen T’lan Imass gemacht hat! Onkel Grantl hat mir davon erzählt! Untote Krieger in Schwarz-Korall – Grantl hat sie mit eigenen Augen gesehen! Und sie sind niedergekniet, und aller Schmerz wurde ihnen von einem Mann genommen, der dann gestorben ist, weil er so viel Schmerz von ihnen aufgenommen hatte, und daher haben sie ihm einen Grabhügel gebaut und der ist immer noch da, und Grantl hat gesagt, er hat geweint, aber das glaube ich nicht, denn Grantl ist groß und der beste Krieger auf der ganzen Welt, und nichts könnte ihn zum Weinen bringen, überhaupt nichts!« Harllo musste erstmal aufhören, um wieder zu Atem zu kommen. Und immer noch hämmerte sein Herz wie ein Hagelsturm auf einem Blechdach.
    Der Imass namens Dev’ad Anan Tol schwieg.
    »Bist du immer noch da?«, fragte Harllo.
    »Söhnchen. Nimm meine Werkzeuge. Die ersten, die jemals gemacht wurden, und mit meinen eigenen Händen. In meinem Geist brüteten Ideen in solch einer Raserei, dass ich wie im Fieber gelebt habe. Manchmal, nachts, bin ich halb wahnsinnig geworden. So viele Gedanken, so viele Vorstellungen – mein Clan hat mich gefürchtet. Der Knochenwerfer hat mich gefürchtet. Raest selbst hat mich gefürchtet, und deshalb hat er mich hier herunterwerfen lassen. Damit ich sterbe. Und meine Ideen mit mir.«
    »Soll ich allen von dir erzählen? Es könnte sein, dass sie beschließen, dich hochzuziehen, so dass du die Welt wieder sehen kannst.«
    »Die Welt? Die winzige Flamme, die du hältst, hat mir mehr von der Welt gezeigt, als ich erfassen kann. Die Sonne … oh, die Sonne … ich glaube, sie wiederzusehen … würde mich zerstören.«
    »Wir haben jetzt Pickel aus Metall«, sagte Harllo. »Aus Eisen.«
    »Himmelsstein. Ja, ich habe viel davon in den Tunneln gesehen. Die Jaghut haben Zauberei benutzt, um es herauszuholen und zu formen – uns war nicht erlaubt, solche Dinge zu sehen. Aber ich habe damals schon darüber nachgedacht, wie man es herausholen könnte, ohne Magie. Mit Hitze. Herausgezogen, Form gegeben, zu nützlichen Dingen gemacht. Herrscht Raest immer noch?«
    »Ich habe noch nie von irgendeinem Raest gehört«, sagte Harllo. »Bainisk herrscht über Schnauff, und Betriebsführer herrscht über die Mine, und in der Stadt

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