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Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Titel: Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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aber tut es das aus Schmerz oder aus Vergnügen? Gibt es da einen Unterschied? Aber das ist eine Frage, die man Verheirateten nicht stellen sollte, oh nein.
    Und in den Ställen zwinkert das Maultier dem Pferd zu, und die Stute spürt das Frühstück in ihrem Bauch zwicken, und die Fliegen, nun ja, die fliegen von einem Kothaufen zum nächsten, überzeugt davon, dass jeder neue anders als der vorangegangene ist, launische Kreaturen, die sie sind, und unter den Launischen gibt es keine Weisheit, nur Sehnsucht und Enttäuschung, und das Summen fordert zur nächsten zweifelhaften Eroberung auf, die so angenehm im feuchten Stroh duftet.
    Summ summ.
    Umgeben von Granitmassen und wirren Falten aus Grundgestein, durch die sich glitzernde Adern zogen, war der Bergbaubetrieb von Bescheiden Maß eine gewaltige Grube vor einer Klippe, die von Höhlen und Tunneln durchzogen war. Jeweils gleich weit von Darujhistan und dem Gredfallan-Anhängsel entfernt und mit beiden Orten durch gute erhöhte Straßen verbunden, lebten gut achthundert Leute in der Mine und der dazugehörigen stadtähnlichen Siedlung. Vertragsarbeiter, Sklaven, Gefangene, Arbeitsleiter, Sicherheitswachen, Köche, Zimmerleute, Töpfer, Seiler, Schneider und Flickschneider, Köhler, Feldscher und Krankenschwestern, Metzger und Bäcker – das Unternehmen brodelte vor Aktivität. Rauch erfüllte die Luft. Alte Frauen mit blutigen Händen kletterten auf und zwischen den Haufen aus Abfallerz herum und sammelten Schlackestücke und Brocken von Kohle minderer Qualität. Möwen und Krähen umtanzten die in Lumpen gekleideten, gebeugten Gestalten.
    Im Umkreis von eineinhalb Meilen um die Mine stand kein einziger Baum mehr. Unten auf einem Hang am Seeufer war ein buckliger Friedhof, auf dem sich ein paar hundert dürftige Gräber befanden. Das Wasser direkt an der Küste war ohne Leben und rotfleckig, mit einem schlammigen, leuchtend orangefarbenen Grund.
    Sich ein parfümiertes Stück Stoff vor das Gesicht haltend betrachtete Gorlas Vidikas den Betrieb, den er jetzt verwaltete, obwohl »verwaltete« vielleicht das falsche Wort war. Für die tagtäglichen Notwendigkeiten war der Betriebsführer verantwortlich, ein von Schrammen und Pockennarben gezeichneter Mann in den Fünfzigern, in dessen Händen immer noch jahrzehntealte Metallsplitter steckten. Er hustete etwa alle zehn Worte und spuckte zähflüssigen gelben Schleim zwischen seine mit Bronzekappen versehenen Stiefel.
    »Die Jungen sind natürlich am schnellsten hinüber.« Husten, ausspucken. »Wir nennen sie Maulwürfe , weil sie sich in Spalten quetschen können, durch die kein Erwachsener durchkommt«, husten, ausspucken , »und auf diese Weise wird auch keiner unserer kräftigeren Arbeiter getötet, wenn auf der anderen Seite schlechte Luft ist.« Husten … »Wir hatten ’ne Weile Probleme, genügend Jungen zu bekommen, bis wir angefangen haben, sie den ärmeren Familien in der Stadt und drumrum abzukaufen – die müssen zu viele Mäuler stopfen, versteht Ihr? Und wir haben spezielle Regeln für die Jungen aufgestellt – niemand darf sich an ihnen vergreifen, wenn Ihr wisst, was ich meine.
    Von denen aufwärts dauert es länger. Ein Bergmann hält vielleicht fünf Jahre durch, jetzt mal von Stürzen und so was abgesehen. Wenn sie zu krank werden, schaffen wir sie aus den Tunneln und machen sie zu Schichtführern. Ein paar werden vielleicht alt genug, um Vorarbeiter zu werden – ich war so einer, versteht Ihr. Hab mir als junger Bursche die Hände schmutzig gemacht, und jetzt bin ich hier, und wenn das keine Freiheit ist, dann weiß ich nicht, was es sonst sein soll, was?«
    Dieser Betriebsführer, prophezeite Gorlas Vidikas sich im Stillen, würde binnen drei Jahren tot sein. »Gibt es irgendwelche Probleme mit den Gefangenen?«, fragte er.
    »Nee, die meisten leben nicht lange genug, um Ärger zu machen. Wir lassen sie in den tödlicheren Adern arbeiten. Meistens bringt das Arsen sie um – wir holen hier auch Gold raus, wisst Ihr. Die Ausbeute ist im vergangenen Jahr um dreitausend Prozent raufgegangen. Sogar mein Anteil, und ich überlege, mir vielleicht ein kleines Anwesen zu kaufen.«
    Gorlas ließ den Blick über die widerliche Kreatur schweifen. »Ihr seid verheiratet?«
    Husten, ausspucken . »Noch nicht.« Er grinste. »Aber Ihr wisst ja, was sich ein reicher Mann alles kaufen kann, was?«
    »Als Teil dessen, was – wie ich mir sicher bin – eine außergewöhnliche Beziehung sein wird«, sagte

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