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Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Titel: Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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ich mich, und haben nichts gefunden. Versuche nicht das Gleiche, Söhnchen. Da drin kann man sich sehr leicht verirren.«
    »Ich gehe jetzt besser«, sagte Harllo. »Wenn ich wieder hier runterkommen kann …«
    »Nicht wenn du dafür deine Haut riskierst. Vielleicht werde ich schon bald zu dir kommen.«
    Harllo dachte an die Bestürzung, die solch ein Ereignis mit sich bringen würde, und lächelte. Einen Augenblick später schloss er die Blende der Laterne und machte sich zur Treppe auf.
    Aus Stöcken eine Festung, ein Wald, eine große Mauer. Aus Stöcken einen Riesen, der sich in der Dunkelheit erhebt, und blickt man in die Abgründe seiner Augen, so blickt man in Zwillingstunnel, die in den Fels führen, hinunter und hinunterreichen, zurück und zurückreichen bis zu den Gebeinen der Erde.
    Und so erhebt er sich, um dich anzusehen – Harllo stellte sich das alles vor, aber nichts davon auf genau diese Weise. Solche Visionen und ihre tödlichen Versprechungen sind eher etwas für die Erwachsenen dieser Welt. Als Reaktion auf das, was getan wurde. Was getan wurde.
    Und in der Stadt trägt jedes Gebäude ein erstarrtes Grinsen, so könnte es zumindest scheinen, wenn Steine und Ziegel, Gips und Holz im Zwielicht der Abenddämmerung atmen, und die Gaslaternen erst noch angezündet werden müssen, wenn die ganze Welt in Schatten versinkt, die sich zusammenziehen, um jegliche Gewissheit zu rauben. Die Stadt, diese Vorrichtung aus Klippen und Höhlen, flüstert von Wahnsinn. Gestalten huschen umher, suchen nach Deckung, während Ratten und Schlimmeres neugierig und hungrig herausspähen und Stimmen in Schenken und anderen hitzigen Heiligtümern lärmen.
    Ist dies die Stadt des gerade vergangenen Tages? Nein, sie ist verwandelt in eine von Alpträumen gefärbte Unterwelt, die bestens zu den beiden Gestalten passt, die – gemächlich und locker – auf das Tor eines Anwesens zugehen. Vor dem zwei Wachen stehen, nervös und bereit, die Fremden im nächsten Augenblick abzuweisen – denn die Dame des Hauses war anwesend, und sie schätzte ihre Privatsphäre, ja, das tat sie. Zumindest musste man davon ausgehen, dass es so oder so ähnlich war, und Flamm und Leff, die die Angelegenheit lang und breit diskutiert hatten, waren in der Tat davon überzeugt, dass die Lady – da sie ja nun mal eine war – all die Dinge wertschätzte, die sich nur wenig andere leisten konnten, einschließlich ihrer … äh … Privatsphäre.
    Sie hatten Armbrüste in den Händen, denn wer konnte schon sagen, was plötzlich ins Blickfeld kriechen mochte, und außerdem war es so tröstlich, die schweren Waffen festzuhalten, wenn Wolken die Sterne verschluckten und der Mond vergessen hatte aufzugehen und die verdammten Laternen immer noch nicht entzündet waren. Schon klar, Fackeln in Wandhalterungen rahmten den Torbogen ein, aber das führte zu wenig mehr, als dass es die beiden Wachen blind für die Schrecken machte, die gleich jenseits des Teichs aus Licht lauerten.
    Zwei solcher Schrecken näherten sich gerade. Einer war riesengroß, breitschultrig und merkwürdig kurzbeinig, seine Haare zottig wie die eines Grunzochsen. Er lächelte – das heißt, seine Zähne glänzten, und vielleicht war es tatsächlich ein Lächeln, aber vielleicht auch nicht. Sein Begleiter war beinahe genauso groß, aber viel dünner, fast ein Skelett. Er war kahl, und die hohe Kuppel seiner Stirn zierte eine Tätowierung – irgendeine Szene innerhalb eines kunstvollen ovalen Rahmens aus Goldfäden, die durch die Haut gezogen waren. Seine Zähne, die ebenfalls sichtbar waren, waren alle goldüberkront mit silbernen Spitzen, wie eine Reihe von Fängen. Er trug einen Umhang aus fadenscheinigem Leinen, der so lang war, dass er hinter ihm über den Boden schleifte, während sein drohend aufragender Begleiter wie ein Hofnarr gekleidet war – in hellen Grün-, Orange-, Rot- und Gelbtönen –, und das waren nur die Farben seiner Weste, die zu klein für ihn war. Unter der Weste trug er einen wogenden Kittel aus himmelblauer Seide mit steifen Ärmelmanschetten, die bis zur Mitte der Unterarme reichten. Ein schimmerndes schwarzes Tuch umgab den ochsenähnlichen Nacken. Außerdem hatte er zinnoberrote Pluderhosen an, die knapp unter dem Knie zusammengebunden waren, und wadenhohe, eng anliegende Mokassins.
    »Ich glaube, mir wird schlecht«, murmelte Flamm.
    »Bleibt stehen!«, bellte Leff. »Erklärt, was Ihr hier wollt, wenn Ihr überhaupt irgendetwas wollt – aber Ihr

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