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Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Titel: Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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einmal hier sein; und er würde vermutlich ausgepeitscht werden, wenn man ihn entdeckte.
    Am Ende der Schicht hatte Bainisk ihn zurück nach Schnauff geschickt. Dort sollte er jetzt eigentlich auch sein und hastig seine Schüssel wässrige Suppe und den Kanten schwarzes Brot hinunterschlingen, ehe er zu seiner Pritsche stolperte. Stattdessen kletterte er diese Wand hinunter, ohne Licht, damit er nicht von denen entdeckt wurde, die weiter oben arbeiteten.
    Dann also doch keine Höhle. Sondern eine pockennarbige, steile Wand – und die in ihr klaffenden Löcher waren alle merkwürdig regelmäßig, rechteckig, doch erst, als Harllo diesen balkonähnlichen Sims erreichte, wurde ihm klar, dass er an der Fassade eines vergrabenen Gebäudes hinunterkletterte. Er wollte in eines dieser Fenster schlüpfen und erforschen, was dahinterlag, doch er hatte dem Knochenbergmann da unten versprochen, ihm Schienen zu bringen, und das würde er auch tun.
    Durch vorsichtige Fragen hatte er nach und nach herausbekommen, was denn jetzt »Schienen« eigentlich waren, doch er konnte keine Stöcke finden, die dafür geeignet gewesen wären, die zerschmetterten Beine des Bergmanns zu schienen. Alle, die es gab, waren entweder zu schwach und zu klein oder nicht gerade genug; und außerdem wurde alles Holz, das ins Lager gebracht wurde, viel zu gut bewacht. Stattdessen war er zu den Haufen mit Abfallerz gegangen, wo auch alle anderen Arten von Abfällen hingeworfen wurden. Misstrauisch beäugt von den alten Frauen, die ihre Kinder und Enkel an die Mine verkauft und dann festgestellt hatten, dass sie die Bande der Zuneigung nicht durchtrennen konnten und sich so dazu verdammt hatten, in dieser Welt am Rande des Lagers ihr Dasein zu fristen, hatte Harllo die Abfälle durchwühlt.
    Vor allem in den Abflusstunneln, die durch Sandsteinschichten gepumpt wurden, fanden die Bergleute oft haufenweise Knochen von längst toten Kreaturen. Schwere, stabile Knochen, die zu zerbrechen fast unmöglich war. Schädel und Ähnliches wurden an Sammler verkauft – Gelehrte mit blinzelnden Augen und mehr Zeit und Geld, als für sie selbst gut war. Die Stücke, die bereits zerbrochen waren und eine Art Kies bildeten, wanderten zu den Kräuterkundigen, die sie für ihre Gärten nutzten, und zu den Scheinheilern, die sie für Tränke und Salben einsetzten – so nannte Bainisk sie zumindest immer, Scheinheiler , und dann grinste er höhnisch – gemahlene Knochen, die nur für Verstopfung sorgen! Womit die übergroßen langen Knochen übrig blieben – von denen man aus irgendwelchen Gründen annahm, dass sie verflucht wären.
    Draußen auf den Halden fand er zwei, die von der gleichen Art von Tier zu stammen schienen. Nachdem er sie eingehend untersucht und verglichen hatte, kam er zu dem Schluss, dass er einen linken und einen rechten hatte. Sie waren schwer, dick und voller Riefen, und er hoffte, dass sie genügen würden.
    Es gab zwischen den Schichten im Haupttunnel eine Zeitspanne von einem halben Glockenschlag, in der niemand unter Tage war, und Harllo schleppte schwitzend die schweren Knochen rasch hinein; anschließend versteckte er sie zusammen mit ein paar Seilstücken und Lederriemen in einem aufgegebenen Seitengang, den er vor einiger Zeit entdeckt hatte. Das war vor seiner Schicht gewesen, und jetzt war er hier und versuchte zu tun, was er versprochen hatte.
    Er hatte sich die langen Beinknochen auf den Rücken gebunden. Die Seile hatten ihm den Nacken und die Schultern aufgescheuert, und mehr als einmal hatte er geglaubt, die hin und her schwingenden schweren Knochen würden ihn von der Wand reißen, aber er hatte durchgehalten, zumindest bis hierhin.
    Und jetzt lag Harllo auf dem Balkonsims und ruhte sich aus.
    Sollte in der Zwischenzeit irgendjemand nach ihm suchen und ihn nicht finden, würde es Alarm geben. Wenn jemand fehlte, gab es immer zwei Möglichkeiten: Entweder war dieser Jemand geflohen, oder er hatte sich in den Tunneln verirrt. Es würde in beide Richtungen gesucht werden, und irgendeine alte Frau würde sagen, dass sie ihn auf den Abfallerzhaufen gesehen hatte, wie er Knochen und wer wusste schon was noch gesammelt hatte. Dann würde irgendjemand anderes sich daran erinnern, Harllo gesehen zu haben, wie er zwischen den Schichten etwas zurück in die Mündung des Haupttunnels getragen hatte – und Venaz würde sagen, dass Harllo ganz offensichtlich irgendwas vorhatte, weil er nicht zum Essen zurückgekommen war. Etwas, das gegen die

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