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Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Titel: Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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des Ortes, wo die Sterne geboren werden
    Westlich der Straße des Todes
    Wo werde ich stehen
    Wenn die Winde Krieg führen
    Vor der Morgendämmerung fliehen
    Mit Eisatem heulen
    Glühend vom Lächeln der Wüste
    Staubig von den Krypten
    Wo werde ich stehen
    Wenn die Welt zusammenbricht
    Und ich zu allen Seiten
    Entblößt und offen bin
    Für die grenzenlosen Waffen
    Des ausgelassenen Heerhaufens
    Werde ich überhaupt noch stehen
    Gegenüber solch freigelassenen Kräften
    Unter jedem Hieb zurückweichend
    Geblendet von Stürmen aus Schmerz
    Wenn mir alles genommen wird
    So grausam genommen wird
    Sprechen wir nicht von Mut
    Oder von stählerner Tapferkeit
    Die Geschenke der Weisheit
    Brennen zu heiß, um sie zu berühren
    Der Hunger nach Frieden
    Bricht einem das Herz
    Wo werde ich stehen
    Im Staub eines gelebten Lebens
    Das Gesicht zu einem Bedauern entblößt
    Das das bekannte Gesicht häutet
    Bis nur noch Fremde
    Meinen Sturz beobachten
    Nur noch Fremde
    Fisher kel Tath
    D ie imposanten Bäume mit ihren schwarzen Stämmen und ihren mitternachtsdunklen Blättern bildeten einen groben Kreis um Suruthanger. Wenn man vom Zentrum der großen Lichtung aus nach Norden blickte, konnte man die Türme der Zitadelle sehen, in deren schlanken Linien diese heiligen Bäume ihren Widerhall fanden. Der Herbst war gekommen, und rings um die Schwarzholzbäume schwebten unzählige Staubfäden in der Luft.
    Die stinkenden Wolken, die über den großen Schmieden im Westen hingen, wurden von unten karmesinrot angestrahlt, so dass es aussah, als stünde eine Seite von Kharkanas in Flammen. Ein ewiger Regen aus Asche suchte die gewaltigen, sich ausbreitenden Fabriken heim, nichts so Süßes wie die zusammengerollten Staubfäden, die den Beginn der kalten Jahreszeit verkündeten.
    In der Zuflucht von Suruthanger schien der öde Bereich der Fabriken Welten entfernt. Die Pflastersteine der Lichtung waren von einer dicken Moosschicht bedeckt, die Endest Silanns Schritte dämpfte, als er zu dem konkaven Altarstein genau in der Mitte schritt. Er konnte niemand anderen sehen – dies war nicht die rechte Zeit für Feierlichkeiten. Dies war nicht die rechte Zeit für irgendwelche Feste – egal welcher Art. Er fragte sich, ob die Bäume ihn wohl spürten, ob sie in der Lage waren, ihm irgendeine Art von Aufmerksamkeit zu schenken, nachdem sie durch die Luftströmungen, das Verströmen von Hitze und Atem seiner gewahr geworden waren.
    Er hatte einst die Abhandlung eines Gelehrten gelesen, der die chemische Beziehung zwischen Pflanzen und Tieren beschrieben hatte. Die Sprache war nüchtern gewesen, wie es für diese Art wissenschaftlicher Bemühungen üblich war, und dennoch erinnerte Endest sich daran, wie er das Buch zugeklappt und sich in seinem Sessel zurückgelehnt hatte. Die Vorstellung, dass er zu einer Pflanze, einem Baum, sogar einem Schwarzholzbaum hingehen und ihn mit seinem eigenen Atem segnen könnte – lungengesäuerte Luft als ein Geschenk, das einen Baum beleben konnte, das tatsächlich Gesundheit und Lebenskraft überbringen konnte, das Leben an sich überbringen konnte … oh, das war allerdings in der Tat ein Wunder, das für eine gewisse Zeit die Seele eines jungen Mannes – den in ihr wogenden Mahlstrom – beruhigte.
    Das war vor so langer Zeit gewesen, und manchmal spürte er, dass er keinerlei Lust mehr hatte, noch Geschenke zu verteilen.
    Er stand allein vor dem alten Altar. Der leichte Regen der vergangenen Nacht hatte in der Vertiefung des aus Basalt bestehenden Altarsteins einen flachen Teich gebildet. Es hieß, dass die Andii aus den Wäldern und ihren natürlichen Lichtungen gekommen waren. Dass sie dazu geboren waren, dem heiligen Wald Atem einzuhauchen, und dass der erste Niedergang seines Volkes in dem Moment stattgefunden hatte, als es den Wald verlassen hatte, um den ersten behauenen Stein der Stadt zu setzen.
    Wie viele Misserfolge hatte es seither gegeben? Suruthanger war das letzte Fragment des alten Waldes, der in ganz Kharkanas noch übrig war. Es war Schwarzholz gewesen, das die großen Schmieden gefüttert hatte.
    Er hatte nicht den Wunsch, nach Westen zu blicken. Ihn beunruhigte mehr als der feurige Schimmer. Der Wahnsinn in jenen Fabriken – sie produzierten Waffen. Rüstungen. Sie bereiteten sich auf einen Krieg vor.
    Er war von der Hohepriesterin hierhergeschickt worden. »Sei Zeuge«, hatte sie gesagt. Und so würde er einer sein. Die Augen des Tempels – der Priesterschaft – mussten offen

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