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Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Titel: Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Mitarbeiter. Der Zentraltrakt beherbergte das Archiv und die Büroräume. Der letzte Flügel war der älteste Teil des Bauwerks, dessen Fundamente aus einer Zeit stammten, in der Bronze das wichtigste Metall und die Zivilisation nichts weiter als ein vages Versprechen gewesen war. Tief unter diesem Flügel wanden sich uralte Treppen durch Kalksteinschichten und öffneten sich zu einer Reihe grob herausgehauener Gewölbe, die generationenlang als Lagerräume benutzt worden waren. Bescheiden Maß vermutete, dass diese Grüfte lange vor ihrem weltlichen Gebrauch weitaus dunkleren Zwecken gedient hatten.
    Vor kurzem hatte er einen dieser Räume in ein geheimes Arbeitszimmer verwandelt, in dem er allein arbeiten konnte, geschützt von einer Reihe lange ruhender Schutzzauber, und hier pflegte er sich den größten Teil der Nacht aufzuhalten, merkwürdig unermüdlich, als hätte die hohe Gesinnung seines Anliegens ihn mit übermenschlichen Reserven gesegnet – seiner Meinung nach ein weiterer Beweis dafür, dass seine Bemühungen angefangen hatten, Früchte zu tragen, eine Art Bestätigung durch Mächte, von denen nur die wenigsten Menschen vermuteten, dass es sie überhaupt noch gab.
    Selbst am Tag drehten sich seine Gedanken um diese Angelegenheiten, und an diesem Tag ganz besonders, als sein loyalster Diener – der einzige Mann, der von den geheimen Gewölben und tatsächlich auch von Bescheiden Maß’ Meisterplan wusste – sein Arbeitszimmer betrat, eine kleine Wachsschachtel auf den Schreibtisch stellte und wieder ging.
    Seine Vorfreude stieg schlagartig an, doch sie wurde schnell förmlich zermalmt, als er das Buch öffnete und die Botschaft las, die in das Wachs geschrieben war.
    Höchst unglücklich. Vier Assassinen, alle gescheitert. Die Gilde versicherte ihm, dass sich solch ein Fehlschlag nicht wiederholen würde.
    Dann hatten die Zielobjekte sich also tatsächlich als so gefährlich erwiesen, wie Bescheiden Maß gefürchtet hatte. Doch das war leider nur ein schwacher Trost. Er legte das Buch hin und griff nach der Walze auf dem erwärmten Teller. Löschte die Botschaft sorgfältig aus, indem er sie wegschmolz.
    Die Gilde würde es besser machen müssen. Sonst würde er womöglich den Glauben verlieren und zu … anderen Mitteln greifen.
    In den Höfen draußen schepperten Eisenbarren, als sie von Paletten auf die Schienengestelle gerollt wurden, die zum Lagerhaus führten. Es klang wie der jähe Zusammenprall von Armeen auf dem Schlachtfeld. Das Geräusch ließ Bescheiden Maß zusammenzucken.
    Was auch immer notwendig war. Was auch immer notwendig war.
    Das fremde Schiff, das sich immer näher an den Niedersteinpier schob, fesselte innerhalb kürzester Zeit die Aufmerksamkeit der Menge im Hafen genug, um das beständige Gebrüll der Straßenhändler, Hafenarbeiter, Wahrsager, Prostituierten, Fuhrleute und Fischer zu dämpfen. Augen weiteten sich. Gespräche erstarben, als die sich Unterhaltenden nach Luft schnappten und diese dann in einer Art betäubtem Schock anhielten. Plötzlich lachte jemand, und fast augenblicklich fielen andere ein.
    Am Bug des tiefliegenden Schiffs stand eine Frau, deren blasse, perfekte Hand auf dem geschnitzten Nacken des Pferdekopfs lag, der die Galionsfigur darstellte. Wäre sie nicht auf erstaunliche, ätherische Weise schön gewesen, hätte ihre Pose so majestätisch, so hochmütig gewirkt, dass sie fast einer Karikatur gleichgekommen wäre. Sie war in eine durchscheinende Bluse gekleidet, deren smaragdgrüne Farbe wie Wasser in einem Gletscherstrom changierte. Ein breiter schwarzer Ledergürtel, in dem drei Dolche ohne Scheide steckten, und eng anliegende gegerbte lederne Kniehosen, die in Wildledergamaschen übergingen, vervollständigten das Bild. Hinter ihr schwärmten ein knappes Dutzend Bhokarala über das Deck und turnten durch die Takelage, während drei weitere um das Steuerrad kämpften.
    In allen Häfen der Welt gab es Geschichten darüber, wie etwas unerhört Fremdartiges angekommen war, aber keine davon kam dieser hier gleich – zumindest würden die Augenzeugen das noch viele Jahre lang zuhause und in den Schenken behaupten. Als das Schiff näher an den Pier glitt, schien ein Unglück unmittelbar bevorzustehen. Schließlich waren Bhokarala bloß Affen, vielleicht so schlau wie ein durchschnittlicher Hund. Und die sollten ein Schiff bemannen? Lächerlich. Und womöglich geschickt genug sein, um es genau an einen Liegeplatz steuern zu können? Unmöglich. Doch im

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