Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)
Frau«, säuselte Iskaral Pustl, »ich wollte, dass du dich selbst so verzaubern könntest. Wieso – nun, das würde meiner Übelkeit ein Ende bereiten …«
Mit einem Fauchen verwandelte Mogora sich in ein wimmelndes Durcheinander aus unzähligen Spinnen, die über den Stuhl und hinunter auf die Bodendielen wogten und sich dann in alle Richtungen zerstreuten.
Iskaral Pustl kicherte. »Deswegen sitze ich so da, ihr Narren. Sie wird euch alle beißen, bei jeder Gelegenheit!« Er deutete mit einem knorrigen Finger auf Scillara. »Nur dich natürlich nicht, denn du machst sie krank!«
»Gut«, antwortete sie und warf einen Blick zu Barathol. Der große, schwarzhäutige Mann beobachtete die anderen mit einem leichten Lächeln. Hinter ihm stand Chaur, dessen dummes Grinsen sich nicht veränderte, obwohl er gleichzeitig versuchte, Spinnen totzutrampeln. »Und was ist mit dir, Schmied? Bist du wild darauf, diese große Stadt des blauen Feuers zu erforschen?«
Barathol zuckte die Schultern. »Ich glaube schon, dass ich das bin, obwohl es einige Zeit her ist, dass ich mich in einer Menschenmenge aufgehalten habe. Ich könnte mir vorstellen, dass die Anonymität mir sogar gefallen könnte.« Noch während er sprach, schien er von seinen Händen Notiz zu nehmen, die vor ihm auf der Tischplatte ruhten, und dabei etwas in dem Narbenmuster auf ihrer Haut zu entdecken, das ihn veranlasste, die Stirn zu runzeln und die Hände dann langsam außer Sicht zu ziehen. Der Blick seiner dunklen Augen wandte sich beinahe scheu von ihr ab.
Er war keiner, der zu großen Bekenntnissen neigte, wie Scillara allzu gut wusste. Etwas auch nur einziges Mal zu bedauern, konnte tausend stolze Taten zermalmen, und Barathol Mekhar hatte mehr zu bedauern als die meisten Sterblichen würden ertragen können. Und er war auch nicht mehr jung genug, um sich einfach einen Weg durch dieses Bedauern zu bahnen, vorausgesetzt natürlich, dass die Jugend tatsächlich eine Zeit kühner Furchtlosigkeit war, eine kostbare Zeit, in der einem die Zukunft gleichgültig war, so dass man … nun ja, so ziemlich alles tun konnte, solange es einem unmittelbaren Bedürfnis diente.
»Ich muss zugeben«, sagte Bosheit, »dass ich eine gewisse Melancholie empfinde, wenn ich so lebendige Städte wie dieses Darujhistan besuche. Ein langes Leben lehrt einen, wie vergänglich solch blühende Pracht ist. Denn ich habe Städte wieder besucht, die ich zu Zeiten ihrer Größe gut kannte und habe nichts als eingestürzte Mauern, Staub und Verwüstung gefunden.«
Schlitzer bleckte die Zähne. »Darujhistan steht schon seit zweitausend Jahren und wird noch weitere zweitausend Jahre stehen – und sogar noch länger.«
Bosheit nickte. »Genau.«
»Nun, wir haben schwerlich die Muße, jahrtausendelang zu leben, Bosheit …«
»Du hast ganz offensichtlich nicht zugehört«, unterbrach sie ihn. »Mit Muße hat das nichts zu tun. Denke an die Müdigkeit, die deine Art oft spät in ihrem Leben befällt. Und dann multipliziere sie unzählige Male. Das ist die Bürde der Langlebigkeit.«
»Dann gewährt mir bitte einen Moment, so dass ich um Euch weinen kann«, sagte Schlitzer.
»Welch Undank! Also schön, junger Mann, dann verlass uns bitte jetzt, und wenn dies das Letzte ist, was ich von dir sehe, wird es mir in der Tat wieder einmal als Bestätigung dafür dienen, dass geruhsames Verhalten belohnt wird!«
Schlitzer rieb sich das Gesicht und schien kurz davor, sich die Haare zu raufen. Er holte tief Luft und atmete dann langsam wieder aus. »Ich werde warten«, murmelte er.
»Tatsächlich?« Bosheits schmale, perfekt geformte Augenbrauen hoben sich. »Nun, dann kriege ich ja vielleicht gleich noch eine Entschuldigung zu hören?«
»Tur mir leid«, nuschelte Schlitzer vor sich hin. »Es ist einfach nur so, dass angesichts von all dem, was – wie ich fürchte – meiner Stadt bald zustoßen könnte, da … nun ja, da ist es nicht leicht, so einfach Zeit zu vergeuden … ganz egal, wie viel …« Er zuckte die Schultern.
»Entschuldigungen mit Vorbehalten sind bekanntlich wertlos«, sagte Bosheit und stand auf. »Dämmert es schon? Könnt ihr nicht alle für eine Weile in eure Kojen kriechen? Oder im Frachtraum herumwandern oder sonst was? Auch wenn der unhöfliche Schlitzer sich Sorgen um Dinge macht, die er nicht kontrollieren kann, spüre ich selbst die Gegenwart von … Persönlichkeiten, die in Darujhistan hausen, deren Natur sogar mich beunruhigt. Dementsprechend muss ich
Weitere Kostenlose Bücher