Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)
allerletzten Moment lenkten die drei Kreaturen, die sich um das Ruder stritten, das Schiff auf wundersame Weise scharf zur Seite, so dass die Strohfender zwischen Rumpf und Stein kaum zusammengedrückt wurden, als das Fahrzeug an den Pier stieß. Leinen flogen in chaotischem Überfluss durch die Luft, und nur ein paar gelangten in Reichweite der Männer auf dem Pier, doch die genügten, um das Schiff zu vertäuen. Hoch oben am Hauptmast luvte und knallte das Toppsegel, dann lockerte sich die Rahe, und die Leinwand faltete sich zusammen, als sie nach unten sank und dabei kurzfristig einen Bhokaral einfing, der in seinem Gefängnis kreischte und sich wild strampelnd zu befreien suchte.
Unten auf dem Hauptdeck kamen von allen Seiten Bhokarala herbeigeflitzt und fingen an, sich um das Fallreep zu streiten, und alle im Hafen sahen zu, wie das graue, verbogene Brett auf seinem Weg nach unten ruckte und zuckte, bis es auf den steinernen Pier krachte, während gleichzeitig drei oder vier der schwarzen, geflügelten Kreaturen, die sich an der Aufgabe beteiligt hatten, unter herzzerreißendem Gekreische ins Wasser fielen.
Ein Dutzend Schritte entfernt war ein Schreiber aus dem Büro des Hafenmeisters zögernd stehen geblieben und dachte übermäßig lange darüber nach, wie er die Liegegebühren einfordern sollte. Die ins Wasser gefallenen Bhokarala kletterten zurück an Deck; einer von ihnen hatte einen großen Fisch im Mund, was die anderen unverzüglich dazu verleitete heranzustürmen und um die Beute zu kämpfen.
Die Frau hatte ihren Platz vorne am Bug verlassen, aber statt das Deck zu überqueren und von Bord zu gehen, verschwand sie durch eine Luke im Niedergang zu den Kajüten.
Der Schreiber ging auf das Schiff zu, wich dann jedoch rasch wieder zurück, als ein halbes Dutzend Bhokarala, die nahe des Fallreeps auf der Reling hockten, die Fänge bleckten.
Eine Menschenmenge war von etwas Neuem immer nur sehr kurze Zeit fasziniert, und als eine Weile nichts weiter passierte, als dass der Schreiber mehrere vergebliche Versuche unternahm, Liegegebühren von knapp zwei Dutzend geflügelter Affen einzutreiben, die wenig mehr taten als ihn anzufauchen und Grimassen zu schneiden – einer ging immerhin so weit, ihn mit einem frischen Fischkopf zu verprügeln –, dauerte es nicht lange, und die Blicke wandten sich ab und den Aufgaben und sonstigen Dingen zu – wie auch immer diese aussehen mochten –, die sie vor der Ankunft des Schiffs beschäftigt hatten. Die Nachricht von der wunderbaren Frau und ihrer absurden Mannschaft breitete sich allerdings im Laufe des Nachmittags so schnell in der Stadt aus, wie Stare von Straße zu Straße flogen.
An Bord des Schiffes sah Scillara in der Kapitänskajüte zu, wie Schwester Bosheit mit einem leichten Lächeln auf den Lippen Kelche mit Wein füllte und vor ihre Gäste stellte, die rund um den Kartentisch saßen. Das Lächeln verfiel und verwandelte sich in ein trauriges Stirnrunzeln – das nur leicht übertrieben war –, als Schlitzer, der zu frustriert war, um die friedliche Geste einfach so anzunehmen, sich auf seinem Stuhl wand.
»Also wirklich«, sagte Bosheit, »es wäre tatsächlich eine Erleichterung, wenn du endlich ein bisschen erwachsener werden würdest. Ja, gewiss, wir waren sehr lange unterwegs, aber ich kann nur wiederholen, dass es am klügsten ist, bis zum Einbruch der Dämmerung zu warten und erst dann von Bord zu gehen.«
»Ich habe hier keine Feinde«, knurrte Schlitzer aufsässig. »Nur Freunde.«
»Das mag ja sein«, räumte Bosheit ein, »aber ich versichere dir, junger Assassine, dass Darujhistan nicht mehr die gleiche Stadt ist wie die, die du vor ein paar Jahren verlassen hast. Alles ist angespannt, balanciert am äußersten Rand einer großen Gefahr …«
»Das weiß ich! Ich kann es spüren – ich habe es schon gespürt, lange bevor ich an Bord dieses verfluchten Schiffs gekommen bin! Was glaubt Ihr – warum kommt es mir wohl so vor, als wäre einfach nur hier herumzusitzen und nichts zu tun die denkbar schlechteste Entscheidung? Ich muss ein paar Leute treffen, ich muss sie warnen …«
»Ach, mein Lieber«, unterbrach ihn Bosheit, »glaubst du tatsächlich, dass du der Einzige bist, dem die Gefahr bewusst ist? Dass alles in der Schwebe ist und nur darauf wartet, dass du zupackst? Die Arroganz der Jugend!«
Scillara stopfte ihre Pfeife mit Rostlaub und verbrachte einen Augenblick damit, sie anzuzünden. Eine schwere, grüblerische
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