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Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Titel: Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Strömung auf.
    Oben am Himmel prallten dunkle Wolken aufeinander, streckten dürftige Arme aus, um sich gegenseitig zu umarmen, und obwohl an dieser Küste keine Bäume aus der verwüsteten Erde wuchsen und nichts als windgepeitschte Gräser hier und da in ein paar Nischen inmitten von Fels, Kies und Sand auftauchten, regnete aus dem verwundeten Himmel getrocknetes Herbstlaub herab.
    Näher beim Ufer wogte eine Wasserfläche, die größtenteils vor den wütenden Fluten jenseits des Riffs geschützt war. An ihrem Grund lag Korallensand, der jetzt so sehr aufgewühlt war, dass er die Untiefe trübte.
    Der Mann tauchte auf; Wasser strömte an ihm herab. Er rollte die Schultern, spuckte Kies und Blut aus und watete an den Strand. Er trug sein Messer nicht mehr, aber in der Linken hielt er ein Schwert in einer Scheide. Letztere bestand aus zwei langen Streifen hellem Holz, die mit geschwärztem Stahl verstärkt waren, und war von Rissen und Sprüngen durchzogen, aus denen jetzt Wasser quoll.
    Während ringsum trockenes Laub herunterregnete, ließ er die Flutlinie hinter sich, kauerte sich auf einen Haufen zerbrochener Muschelschalen und saß dann mit den Unterarmen auf den Knien und hängendem Kopf einfach nur da. Die bizarre Sintflut nahm zu, Windböen ließen verfaulende Vegetation wie schwarzen Graupelregen herunterprasseln.
    Wäre das wuchtige Tier, das gegen den Mann prallte, nicht halb verhungert gewesen, es hätte dreimal so viel gewogen wie er. Es hätte ihn normalerweise auch überhaupt nicht angegriffen, da es Menschen eigentlich immer aus dem Weg ging, aber es hatte sich in einem Staubsturm verirrt und war aus dem viele Meilen weit im Landesinnern gelegenen Grasland an diese karge, unbelebte Küste getrieben worden. Wäre irgendeiner der Leichname von dem Schiff ans Ufer geschwemmt worden, hätte der in den Ebenen hausende Bär sich wohl dafür entschieden, seinen Hunger als Aasfresser zu stillen. Doch leider reihte sich für ihn ein Missgeschick ans andere.
    Gewaltige Kiefer schlossen sich um den Hinterkopf des Mannes, Eckzähne zerfetzten Haut und gruben sich in den Schädel, doch der Mann duckte sich bereits, wand sich, und die nassen Haare und das plötzlich austretende Blut machten seinen Kopf so schlüpfrig, dass er sich aus dem Biss des Bären befreien konnte.
    Das Schwert lag – noch immer in seiner gesprungenen Scheide – zwei Schritte entfernt, und noch während er einen Satz darauf zumachte, krachte das enorme Gewicht des Bären auf ihn herab. Klauen rissen an seinem Kettenhemd, einzelne Metallringe flogen davon wie zerfetzte Schuppen. Der Mann drehte sich halb um, hämmerte dem Bären den rechten Ellbogen mit so viel Wucht seitlich gegen den Kopf, dass er dessen zweiten Versuch, ihn in den Nacken zu beißen, abwehren konnte. Der Hieb riss dem Tier die Lippe auf, und Blut spritzte.
    Der Mann setzte seinen Ellbogen ein zweites Mal ein, rammte ihn dieses Mal dem Bären ins rechte Auge. Ein Schmerzensschrei, und das Tier warf sich nach links. Der Mann drehte sich weiter, zog die Beine an und trat dem Bären dann kräftig gegen den Brustkorb. Rippen brachen.
    Ein weiterer Schmerzensschrei. Blutiger Schaum quoll aus dem Maul des Bären.
    Der Mann schob sich weiter weg, griff nach seinem Schwert. Mit Bewegungen, die so schnell waren, dass das Auge ihnen kaum folgen konnte, zog er die Waffe, ging in die Hocke und schlug mit dem Schwert seitlich gegen den Hals des Bären. Die alte, vom Wasser gezeichnete Waffe glitt durch kräftige Muskeln, grub sich in Knochen, ging durch sie hindurch und kam auf der anderen Seite wieder heraus. Blut und andere Flüssigkeiten strömten, als der abgetrennte Kopf des Bären in den Sand fiel. Der Körper hockte sich auf die Hinterbacken, während aus der Halsöffnung immer noch Flüssigkeiten spritzten, dann fiel er mit zuckenden Beinen zur Seite.
    Am Hinterkopf des Mannes brodelte glühende Hitze, in seinen Ohren war ein merkwürdiges Summen und aus seinen schwarzen, geknoteten Zöpfen tropften dicke Fäden aus blutigem Speichel, als er taumelnd aufstand.
    Auf der Schwertklinge kochte das Blut, wurde schwarz und fiel dann in Flocken ab.
    Aus dem Himmel regnete es noch immer tote Blätter.
    Der Mann taumelte zurück zum Meer, ließ sich im flachen Wasser auf die Knie fallen und tauchte dann den Kopf in die lauwarmen Wogen.
    In seinem Hinterkopf breitete sich ein betäubendes Gefühl aus. Als er sich wieder aufrichtete, sah er das Blut im Wasser, wie eine schwimmende Blüte,

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