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Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Titel: Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Zeiten freier blauer Klarheit und in den Zeiten, in denen sich Wolken sammelten, in dem Chor von Erklärungen, die … Ankömmlinge heraussangen, lebten Worte weiter, so unsterblich wie ein Traum.
    Auf dem Dach eines Festungsturms stand in dieser Nacht eine ganz in Schwarz gekleidete Frau. Augen so kalt wie die eines Raubvogels schauten hinunter auf das Flickwerk aus Dächern und von Funken erleuchteten Kaminen in den fernen Elendsquartieren des Gadrobiviertels, und stumm über all das hinwegtreibend, dachte diese Frau lange und angestrengt über die Zukunft nach.
    Auf einer Straße unweit von Colls Anwesen hielt ein in einen Umhang gehüllter Mann inne und blieb stehen wie zu Stein erstarrt, während die Feierlichkeiten um ihn herumwogten, und noch während er zu dem Schluss kam, dass eine öffentliche Rückkehr, wie er sie eigentlich geplant hatte, sich als unklug erweisen mochte, schritt ein anderer Mann – jünger, aber mit dem gleichen harten Blick in den Augen – weiter auf seinem Weg zum Phoenix dahin.
    Weit hinter Letzterem schoben sich unten im Hafenviertel ein Schmied, sein Schwachkopf von einem Diener und eine Frau, deren üppige Kurven bewundernde Blicke von allen Seiten auf sich zogen, durch die Menge, den Nachtmärkten der Gadrobi entgegen, und betrachteten alles um sich herum mit der Verwunderung und dem Vergnügen, das nur Fremde aufbringen konnten, die zum ersten Mal in eine der größten Städte der Welt kamen.
    Näher zu dem Schiff hin, das sie gerade verlassen hatten, huschte ein Hohepriester des Schattens in die nächsten Schatten, größtenteils ungesehen von Spinnen verfolgt, die auf der vom See hereinwehenden Brise trieben, und im Kielwasser des Priesters und der Spinnen flitzten knapp zwei Dutzend Bhokarala dahin – viele mit neuen Opfergaben und allem möglichen Nippes beladen, den sie als ihr rechtmäßiges Eigentum betrachteten –, eine mit Fängen bewehrte Woge, die durch die Menge strömte, begleitet von überraschten Ausrufen, Entsetzen und Flüchen (als ihre Sammlung von Besitztümern mit jeder Börse, jedem Beutel, jedem Juwel in Reichweite ihrer klauenbewehrten Hände anwuchs).
    An Bord des Schiffes selbst blieb nur der Kapitän. Sie trug jetzt ein locker fallendes, fließendes Gewand aus schwarzer und karmesinroter Seide, und ihr Gesicht war so bleich wie das Mondlicht, als sie stirnrunzelnd zu der Stadt vor ihr hinübersah. Ein schwacher Geruch in der Luft, ein lastendes Parfüm, das nach Erinnerungen duftete … oh, ausgerechnet hier, aber war dies wirklich ein Zufall? Bosheit glaubte nicht an Zufälle.
    Und daher zögerte sie, denn sie wusste, was ihr erster Schritt auf festen Stein offenbaren würde – vielleicht, dachte sie, wäre es ratsam, noch einige Zeit zu warten.
    Nicht lange.
    Nur lange genug.
    In einem anderen Teil von Darujhistan schickte ein Eisenwarenhändler eine weitere Botschaft an den Meister der Assassinengilde, ehe er sich in seine geheime Bibliothek zurückzog, um einmal mehr über uraltem, nervenaufreibendem Schrifttum zu brüten. Während nicht allzu weit davon entfernt ein Karawanenwächter mit allmählich verblassenden Tigerstreifentätowierungen saß und stirnrunzelnd in den Becher mit heißem, gewürztem Wein in seinen großen, narbigen Händen starrte; aus dem angrenzenden Raum ertönte das Lachen eines Kindes, und das Geräusch ließ ihn zusammenzucken.
    Weiter unten bei den neuen Anwesen gewisser ehemals krimineller Geldverleiher, die seither Respektabilität erlangt hatten, näherte sich ein bettelarmer Torvald Nom verstohlen der hohen, mit Stahlspitzen bestückten Mauer eines dieser Anwesen. Es ging um Schulden, ja? Nun gut, schön, das war leicht zu lösen. Hatte er irgendwelche von seinen Fähigkeiten verloren? Natürlich nicht. Wenn überhaupt, waren seine Fertigkeiten durch die Unbilden einer legendären Reise um die halbe verdammte Welt nur noch weiter verfeinert worden. Seine ruhmreiche Rückkehr nach Darujhistan wartete noch immer auf ihn. Wenn erst einmal der Morgen anbrach, oh, ja, wenn erst einmal der Morgen anbrach …
    In diesem Augenblick lag in einem kleinen Zimmer über der Schankstube des Phoenix ein immer noch vom Blutverlust geschwächter Mann auf dem Rücken in einem Bett und schritt in Gedanken über den Friedhof seiner Vergangenheit, strich mit den Fingern über die Oberseite verwitterter Grabsteine, sah die ineinander verzwirbelten Grasbüschel, die an den Seiten staubiger Urnen hochkrochen, während sich hinter ihm der

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