Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)
ein Fleck, der sich in der Strömung ausbreitete – eine beängstigende Menge. Er konnte jetzt spüren, wie noch mehr Blut seinen Rücken hinunterfloss.
Rasch zog er das Kettenhemd aus, dann das schmutzige, salzverkrustete Hemd darunter. Er riss den linken Ärmel des Hemds ab, faltete ihn zu einem breiten Schal zusammen und wickelte ihn sich straff um den Kopf, band ihn, so gut es nach Gefühl möglich war, gegen die zerfetzte Haut.
Das Summen wurde schwächer. In seinen Nacken- und Schultermuskeln wütete ein schrecklicher Schmerz, und in seinem Kopf dröhnte jetzt eine Trommel, und jeder Schlag pulsierte, bis seine Schädelknochen davon widerzuhallen schienen. Er versuchte, erneut auszuspucken, aber seine vertrocknete Kehle gab nichts her – es waren jetzt fast drei Tage vergangen, seit er zum letzten Mal einen Schluck Wasser getrunken hatte. Sein Blickfeld ruckelte, als würde um ihn herum die Erde beben. Stolpernd ging er zurück zum Strand, auf dem Weg hob er sein Schwert auf.
Dann ließ er sich wieder auf die Knie sinken, dieses Mal neben dem kopflosen Kadaver. Er benutzte sein Schwert, um den Rumpf aufzuschlitzen, griff in den Brustkorb, um das warme Herz des Bären herauszuholen. Er riss es förmlich heraus, hielt es mit einer Hand in die Höhe, über seinen Mund, und drückte es aus wie einen Schwamm. Aus der größten Arterie spritze ein Blutschwall in seinen Mund.
Er trank in großen Schlucken, schloss schließlich die Lippen um die Arterie und saugte auch noch die letzten Blutstropfen aus dem Organ.
Danach biss er in das Herz und begann es zu essen.
Allmählich normalisierte sich sein Sehvermögen wieder, und er nahm zum ersten Mal die herabregnenden Blätter wahr; der Schauer ließ erst jetzt nach, als die schweren, sich bekriegenden Wolken davonwanderten, hinaus aufs Meer.
Nachdem er das Herz gegessen hatte, leckte er sich die Finger. Er häutete den Bären grob und stand dann auf, griff nach der Scheide und schob das Schwert hinein. Das Getrommel in seinem Kopf ebbte ab, obwohl sein Nacken, seine Schultern und sein Rücken noch immer schmerzten – Muskeln und Sehnen, die gerade erst angefangen hatten, sich über die üble Misshandlung zu beklagen, der sie ausgesetzt gewesen waren. Er wusch das Hemd, das jetzt nur noch einen Ärmel hatte, und wrang es aus – vorsichtig, denn es war fadenscheinig und würde wahrscheinlich auseinanderfallen, wenn er es zu grob behandelte. Er schlüpfte hinein, spülte dann das Kettenhemd ab, ehe er es zusammenrollte und sich über eine Schulter legte.
Dann machte er sich landeinwärts auf den Weg.
Als er oben auf dem Grat der Küstenlinie stand, sah er ein Ödland vor sich. Felsen, Gestrüpp, Ascheschwaden und in der Ferne Spalten und zu Tage tretendes, geborstenes Grundgestein, eine zerknitterte Landschaft, die zu zerklüfteten Hügeln hin anstieg.
Weit zu seiner Linken – im Norden – befleckte ein körniger, diffuser Schleier den Himmel über oder jenseits von weiteren Hügeln.
Er kniff die Augen zusammen, musterte den Schleier dreißig Herzschläge lang.
Während der Sturm sich westwärts – hinaus aufs Meer – weiterwälzte, gefolgt von den herabregnenden Blättern, die wie Klauenspuren in der Luft hingen und die weißen Schaumkronen der Wellen jenseits des Riffs befleckten, gab es über ihm jetzt ein paar staubig blaue Flecken. Der Wind verlor ein bisschen von seinem kalten Biss, als endlich die Sonne durchkam und ihrerseits versprach, menschlichem Fleisch zuzusetzen.
Der Mann hatte dunkle Haut, denn er war in einer Savanne geboren worden. Er war wie ein Krieger gebaut, mit sich deutlich abzeichnenden, aber dennoch geschmeidigen Muskeln. Er war durchschnittlich groß, aber etwas an seiner Haltung ließ ihn größer wirken. Seine gleichmäßigen Gesichtszüge waren schwer gezeichnet, aber schon jetzt hatte das üppige Bärenherz begonnen, seiner Miene einen Ausdruck sturer, unbezwingbarer Stärke zu verleihen.
Noch immer brannten seine Wunden heiß. Und er wusste, dass das Fieber nah war. Er konnte in der Nähe nichts entdecken, wo er hätte Schutz finden können, wo er sich vor der Sonne hätte verkriechen können. In den Spalten und Schluchten mochte es allerdings Höhlen und Überhänge geben. Doch … die waren fünfzehnhundert Schritt entfernt, wenn nicht noch mehr.
Konnte er es so weit schaffen?
Er würde es schaffen müssen.
Zu sterben war undenkbar, und das war keine Übertreibung. Hat ein Mann den Vermummten aufgegeben, bleibt das
Weitere Kostenlose Bücher