Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
Vom Netzwerk:
Hochachtung und Mitgefühl verdient, als ihr zugestanden wird.
    Wer sich ein wenig in der englischen Geschichte auskennt, weiß, dass ich Richard of York, Edward IV., Warwick den Königsmacher und all die anderen Akteure der Rosenkriege geschildert habe, ohne viel hinzuzuerfinden. Das gilt auch fürJasper Tudor. Warum er erst im Alter von vierundfünfzig Jahren und auf hartnäckiges Drängen seines Neffen heiratete und warum aus der Ehe keine Kinder hervorgingen, obwohl er und seine Frau Kinder aus früheren Beziehungen hatten, ist nicht bekannt. Wie schon gelegentlich in der Vergangenheit habe ich mir erlaubt, diesen weißen Flecken im Geschichtsbuch mit meiner Fantasie auszumalen.
    Problematischer verhält es sich mit Richard of Gloucester, der seinem Bruder 1483 als Richard III. auf den Thron folgte und zwei Jahre später bei Bosworth fiel. Man könnte auf den Gedanken kommen, dass ich ihn aufgrund meiner lancastrianischen Gesinnung des Mordes an seinen Neffen bezichtigt habe. Das ist aber nicht der Fall. Ich bin nach langem Quellenstudium, wirklich gründlicher Abwägung aller bekannten Fakten und des aktuellen Forschungsstandes zu dem Schluss gekommen, dass er es war, der die beiden Prinzen im Tower of London ermorden ließ, um die Krone zu bekommen, was selbst im rauen 15. Jahrhundert als furchtbares Verbrechen galt. Und weil ich das glaube, halte ich Richard für ein Ungeheuer und hatte keine Skrupel, ihn als solches darzustellen. Im Übrigen bestreiten nicht einmal seine Fans, dass er William Hastings unrechtmäßig hinrichten und Lord Stanleys Sohn vor der Schlacht von Bosworth foltern ließ.
    Aber es gibt eine Forschungsrichtung, die bezweifelt, dass Richard für den Prinzenmord verantwortlich ist. Was diese Frage so besonders knifflig macht, ist die Tatsache, dass es keine zweifelsfrei identifizierten Leichen der Prinzen gibt. Offiziell gelten sie lediglich als verschollen. Und ein Mord ohne Leiche hat immer gute Chancen, sich als perfektes Verbrechen zu erweisen, denn ohne Opfer kein Beweis.
    Im Jahr 1674, also 191 Jahre nach dem Verschwinden der Prinzen, wurden bei Bauarbeiten im Tower zwei Kinderskelette entdeckt. Der damalige König – Charles II. − warf einen Blick darauf, sagte, es müsse sich wohl um die ermordeten Prinzen handeln, und ließ sie in Westminster Abbey beisetzen. 1933 wurden sie exhumiert und von einem Mediziner und einemZahnmediziner untersucht. »Zwei männliche, vorpubertäre Skelette«, schrieben sie in ihren Bericht. »Der ältere Junge war zum Todeszeitpunkt zwölf oder dreizehn Jahre alt, der jüngere, dessen Schädel teilweise zertrümmert ist, neun oder zehn.« Sowohl die Fundstelle der Skelette als auch ihr Zustand deckten sich mit dem Bericht über den Prinzenmord in den Chroniken. Die beiden Gelehrten kamen also wiederum zu dem Schluss, dass es die Prinzen sein müssten, und wieder wurden die sterblichen Überreste beigesetzt.
    Heute könnte man sich mit den Methoden der DNA- und C14-Analyse Gewissheit verschaffen, ob sie es denn nun sind oder nicht und wann genau sie gestorben sind. Das wäre wichtig für die Beantwortung der Frage, wer die Prinzen auf dem Gewissen hat. Wenn sie im Spätsommer oder Herbst 1483 im Tower ermordet wurden, dann kann nur Richard dafür verantwortlich gewesen sein. Wurden sie aber nur versteckt und an einen anderen Ort gebracht und lebten vielleicht 1485 noch, könnte es auch Henry Tudor gewesen sein, der sie aus dem Wege räumen ließ.
    Mit Sicherheit werden wir das so bald nicht erfahren, da die Queen eine erneute Exhumierung und Untersuchung der beiden Skelette verweigert. Das ist ihr gutes Recht, denn der Tower gehört ihr – mitsamt seinen Leichen im Keller.
    Wie gesagt, hatte ich trotz manch offener Fragen gute Gründe, Richard als den Mörder seiner Neffen darzustellen. Sie hier im Einzelnen darzulegen würde jedoch zu weit führen. Für diejenigen unter Ihnen, die diese Frage interessiert, habe ich auf meiner Website www.gable.de eine etwas ausführlichere Einlassung zu diesem Thema bereitgestellt.
    König Richard war übrigens der letzte englische Herrscher, der auf einem Schlachtfeld starb. Es ist wahr, dass sein nackter Leichnam nach Leicester gebracht und dort zur Schau gestellt wurde. Im Franziskanerkloster zu Leicester wurde er schließlich beigesetzt, doch seine Ruhe währte nicht lange. Als 1538 im Rahmen der etwas wunderlichen englischen Reformation alle Klöster in England aufgelöst wurden, grub man Richardwieder aus und

Weitere Kostenlose Bücher