Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige
auf die Schulter. »Willkommen zu Hause, Adam.«
Adam stieß erleichtert die Luft aus. »Danke gleichfalls, Mylord.«
Auch auf der Burg wurden der wieder eingesetzte Earl of Waringham und seine Familie stürmisch begrüßt, und Lucas Durham hatte dafür gesorgt, dass sie mit einem ansehnlichen Festmahl willkommen geheißen wurden. Doch Julians Brut nahm sich kaum Zeit zum Essen. Harry war noch nie im Leben in Waringham gewesen, Juliana und John hatten keinerlei Erinnerungen daran. Auch die drei älteren konnten es kaum erwarten, den Stammsitz ihres Geschlechts neu zu entdecken, und so verabschiedeten sie sich bald, um den alten Bergfried auf der anderen Seite des Hofs zu erkunden.
Julian tunkte sein letztes Stückchen Brot in die sämige Kräutersauce auf seinem Teller, verspeiste es mit Genuss und schob den Teller dann von sich. »Deine erste Prüfung als Steward hast du mit Bravour bestanden, Lucas«, bemerkte er. »Du hast uns eine hervorragende Köchin ausgesucht.«
»Nicht wahr?« Lucas nickte zufrieden. »Es ist Martha Wheelers Tochter Lucy. Eine hervorragende Köchin und ein erquicklicher Anblick obendrein.«
»Ach herrje.« Janet seufzte. »Dann halt sie lieber versteckt,bis unser Robin nach Westminster zurückkehrt. Er ist ein Herzensbrecher, fürchte ich. Und ein Filou.« Sie bedachte ihren Gemahl mit einem vorwurfsvollen Blick, als wolle sie sagen: Von wem hat er das wohl?
Julian ignorierte den Blick geflissentlich. »Nun, er wird lernen müssen, sich zu beherrschen, wenn er Earl of Waringham werden will. Ich schätze, wir alle werden uns an die neuen Verhältnisse gewöhnen müssen.« Und dabei sah er sich in dem behaglichen Wohngemach des »neuen Hauses« um. Früher hatte er sich hier nie so recht heimisch gefühlt, aber mit einem Mal erlag er der unaufdringlichen Eleganz des großzügigen Raums und dem hellen, aber warmen Licht, das durch die bernsteinfarbenen Butzenscheiben fiel. »Wir stehen am Beginn einer neuen Zeit, sagte Jasper, als wir in London einzogen. Und das stimmt.«
»Wann ist die Krönung?«, wollte Lucas wissen.
»Ende Oktober. Und gleich darauf beginnt das Parlament. Das heißt, du und ich haben einen Monat Zeit, hier alles zu ordnen, ehe der König uns nach Westminster zitiert.«
»Und sind wir erst einmal da, werden wir so bald nicht nach Hause kommen«, prophezeite Janet. »Nach dem Parlament kommt die königliche Hochzeit, dann die Krönung der Königin.« Sie legte die Hand an die Stirn. »Ich darf gar nicht daran denken, wie viele neue Kleider ich brauche, Julian.«
»Warum heiratet der König Prinzessin Elizabeth nicht erst und lässt sie dann beide zusammen krönen?«, fragte Lucas. »Ich dachte, er ist so sparsam?«
»Das ist er«, bestätigte Julian. Vierzehn Jahre Exil, Armut und Abhängigkeit von einem oft knauserigen Gastgeber machten einen Mann sparsam. »Aber England soll sehen, dass der König seine Krone aufgrund seiner Abstammung und seines Sieges bekommt, nicht als … als Prinzgemahl seiner yorkistischen Braut.«
Lucas nickte. »Verstehe. Das ist vernünftig.« Dann leerte er seinen Becher und stand auf. »Wenn ihr mich entschuldigt, ich habe ungefähr hundert Dinge zu tun, die alle gleich wichtig sind.«
»Ja, es ist ein undankbares Amt«, spöttelte Julian.
Lucas ging zur Tür. »Das kannst du laut sagen, Mylord. Da fällt mir ein, Tristan Fitzalan hat geschrieben. Wenn du ihm gelegentlich ein Schiff schickst, würde er gern nach Hause kommen und uns seine portugiesische Gemahlin präsentieren.«
»Oh, darauf bin ich gespannt«, erwiderte Julian. »Ich hoffe, sie hat genug Temperament für zwei, weil er doch gar keins hat.«
»Julian …«, mahnte Janet, kicherte aber wider Willen.
Julian zwinkerte ihr zu und sagte zu Lucas: »Edmund soll so bald wie möglich aufbrechen und sie mit der Edmund holen. Fitzalan wird die Krönung nicht versäumen wollen.«
»Aye, Captain«, sagte Lucas grinsend und ging hinaus.
»Du gibst Edmund das Kommando über dein Schiff?«, fragte Janet.
»Ich schätze, das wird das Beste sein. Unser Edmund ist mit Leib und Seele Seemann. Wenn er längere Zeit keine Planken unter den Füßen hat, wird er schwermütig.«
»Bleibt zu hoffen, dass es dir nicht ebenso ergehen wird.«
Tja, wer weiß, dachte Julian. Auch ihm war das Meer in den Jahren der Verbannung eine Heimat geworden. Vielleicht nahm Edmund ihn ja hin und wieder einmal mit. »Ich glaube nicht, weißt du«, gestand er seiner Frau. »Wir haben den Krieg
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