Das Spiel des Saengers Historischer Roman
verlauste Weib beglücken sollte.
Sie goss vor allen anderen Häme über ihn.
Doch er lernte auch noch etwas anderes von den Räubern - erstmals in seinem Leben besaß er einen Beutel voll Münzen. Geld rutschte den anderen durch die Finger wie fließend Wasser, er aber behielt seines und versteckte es im Futteral seiner Laute, die niemand zu berühren wagte, seit er von ihren magischen Kräften berichtet und vorsichtshalber auch etwas von einem Fluch dazugesponnen hatte, der jeden treffen würde, der sich an ihr vergriff.
Auch seine sonstigen Besitztümer mehrten sich. Das schartige Messer war einem scharfen Dolch gewichen, der ausgewaschene Kittel gegen ein grünes Wams und bunte Beinkleider getauscht, die zerschrammten Bundschuhe gegen glatte Stiefel. Die Überfälle auf fahrende Händler bescherten ihnen oft die unterschiedlichsten Waren, und er hatte seine Freude an farbenprächtigen Kleidern, Federn und Pelzen. Vor allem aber freute er sich an dem Klang der sich mehrenden Münzen.
Auch hierin ähnelte er dem kleinen Taschendieb. Denn eines Tages entdeckte er, dass auch der Junge seine Schätze hortete. Er war jedoch nicht der Einzige, der das Versteck in der Asthöhle fand, und als ein krätziger Alter versuchte, ebendiesen Hort zu plündern, verprügelte der Held ihn nach Strich und Faden.
In der Nacht kam der Junge zu ihm.
»Sie sagen, Ihr seid ein Sodomit und liebt die Knaben.«
»Ich weiß. Und warum kommst du zu mir?«
»Lieber Ihr als die, Herr.«
Der Jüngling schnaubte.
»Lieber du als Fortuna. Aber noch viel lieber eine dralle Wäscherin.«
»Ihr wollt mich nicht?«
»Ebenso wenig wie du mich. Aber wir können es sie glauben machen.«
Und das taten sie auch. Die Räuber sahen es einem Sänger mit Spott nach. Ihm blieben Fortunas Aufmerksamkeiten erspart, dem Jungen die der Männer.
Der Winter ging vorüber, der Wald grünte, die Kaufleute bevölkerten die Fernstraßen. Doch es hatte sich herumgesprochen, dass es in der Gegend häufig zu Übergriffen kam, und so reisten die Händler nur in Gruppen, manchmal sogar mit gewappnetem Geleit.
Es war die wundertätige Reliquie, die Fortuna auf den Gedanken brachte, einen solchen Konvoi anzugreifen. Dem Jüngling wurde es zwar mulmig bei der Vorstellung, sich bei einem großen Überfall auf das kleine Stückchen heiligen Fingernagels zu verlassen, aber er wollte nicht als Feigling dastehen und stimmte zu, an dem Handstreich teilzunehmen.
Sie hatten eine Stelle ausgewählt, wo die Hügel nahe an den Rhein rückten, sodass die Straße wenig Möglichkeiten zum Ausweichen bot. Hier errichteten sie im Wald ein Lager und warteten den nächsten Händlerzug ab. Als sich einer nach zwei Tagen ankündigte, fielen die Räuber mit der üblichen Grausamkeit über die Gruppe von zehn Kaufleuten her. Blut floss, Ballen platzten, Fässer rollten über die Straße, Karrengäule wieherten, Maultiere brachen aus.
Der Jüngling hatte seinen Dolch gezogen, und der Händler, den einer der Plünderer mit einem Knüppel niedergeschlagen hatte, lag nun zu seinen Füßen.
»Gib deinem Dolch Futter«, empfahl der Räuber und wandte sich dem nächsten Kaufmann zu.
Der junge Held aber konnte es nicht über sich bringen, den halb Bewusstlosen kaltblütig zu ermorden. Er schubste den Mann mit dem Stiefel an und zischte ihm zu: »Verschwindet!«
Der Händler kroch ins Unterholz.
Doch diese gute Tat brachte das Unglück über sie, und die schützende Wirkung der Reliquie versagte. Denn offensichtlich hatte der Verschonte im nächsten Ort um Hilfe gebeten, und schon am Abend stürmten die Truppen des Mainzer Kurfürsten, der Herr über diesen Landstrich war,
das Lager. Die Räuber flohen, ließen ihre Beute zurück, doch etliche fielen unter den Schwertern der Bewaffneten, und der Held wurde zusammen mit dem jungen Taschendieb gefangen genommen.
Mit einer tiefen Wunde am Bein landete er in dem dunklen, modrigen Kerker der Burg Lahneck, benommen, blutend, von Schmerzen gepeinigt. Die Laute hatte er verloren und mit ihr seinen Münzschatz.
Dietrich kam, wie jeden Abend, mit dem Weinkrug und dem Pokal zu mir. Diesmal reichte er auch Ismael einen der silbernen Becher. Wir tranken den Herrschaften am Hohen Tisch zu und dann auch den Zuhörern an den langen Tischen vor uns.
Launig stimmte ich dann die nächste Strophe des Sauflieds an.
»Weiber trinken, Laffen trinken,
Söldner trinken, Pfaffen trinken,
Kranke samt den Armen trinken,
Fremde zum Erbarmen trinken,
Junge
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