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Das Spiel des Saengers Historischer Roman

Titel: Das Spiel des Saengers Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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lassen.«
    »Aber auch wer nun weiß, dass Ihr Eure eigene Geschichte erzählt - nicht jeder kennt alle Ereignisse und Zusammenhänge, nicht wahr?«
    »Nein, manche der Anwesenden habe ich erst unterwegs getroffen, andere habe ich früh verlassen.«
    »Wollt Ihr mir anvertrauen, wer Euch erkannt hat?« Ich überlegte, was ich Ulrich damit in die Hand gab. Wohl nicht mehr, als er sich sowieso schon dachte. Er war ein scharfsinniger Mann, und er wusste mehr als ich über manche Dinge. Ein Tauschhandel würde möglicherweise zu unser beider Nutzen sein.
    »Ida hat mich in dem Augenblick erkannt, als ich den Burghof betrat.«
    »Und das, obwohl sie Euch jahrelang nicht gesehen hat?«
    »Sie war mir Mutter, mehr als die eigene.«
    »Und liebt Euch.«
    »Weit mehr als die eigene. Und darum schwieg sie auf mein Geheiß.«
    »Auch gegenüber ihrer Tochter Jonata?«

    »Ich glaube schon, doch auch sie erkannte mich alsbald. Spätestens als ich von der Jungfer sprach, der der junge Tölpel Liebeslieder sang. Auch sie schwieg, ich denke, aus Scham.«
    »Weshalb ihr Mann, der Pächter Cuntz, erst heute die richtigen Schlüsse zog.«
    »Er ist nicht der Hellste.«
    »Nein, wahrhaftig nicht. Puckl hat seine Betrügereien bei den Abgaben sehr schnell durchschaut. Es wird Folgen für ihn haben. Wenn alles vorbei ist.«
    Ismael, mit gekreuzten Beinen auf meinem Lager sitzend, ergänzte: »Der Kaplan hat es auch heute erst bemerkt, als mein Meister von dem Taschendieb berichtete. Er hat mich plötzlich sehr interessiert angesehen, der Magister Saufaus.«
    »Magister Johannes hat sich damals einen feuchten Dreck um das niedere Volk geschert. Und so ist es auch geblieben. Er ist dem Wein zugetan und seinen Büchern. Um die christlichen Seelen sorgt er sich nur, wenn sie von Adel sind.«
    »Das Gleiche gilt für seinen Freund und Gönner Doktor Humbert, nehme ich an«, sagte Ulrich.
    »Richtig, auch wenn er dann und wann hier seinem Bruder Eberhart Besuche abstattete, so hat er den Stallburschen nie beachtet, der ich damals war. Es wird beide irritieren, weshalb dieser tumbe Tor, der unter dem Unglücksstern geboren war, nun auf einmal ein geachteter Sänger ist. Mag sein, dass sie in mir wieder nur den Sohn des Mörders erkennen.«
    »Stört es Euch?«
    »Stört es die Eiche, wenn ein Wildschwein sich an ihr kratzt?«
    Ulrich lachte.
    »Hochnäsigkeit ist Euch nicht fremd.«
    »Nein, ich habe genug davon zu spüren bekommen. Man kann aus allem lernen, habe ich festgestellt.«
    »Auch von der Äbtissin …?«

    »Nein, nicht von der Äbtissin. Verachtung und Selbstgerechtigkeit machen ihr Wesen aus. Diese beiden Eigenschaften suche ich zu vermeiden.«
    »Sie ist recht engstirnig, ich weiß. Ich habe sie und ihre Kinder nach dem Tod ihres Gatten hin und wieder aufgesucht. Sie hätte es vorgezogen, wenn auch Casta ins Kloster eingetreten wäre, aber das edle Fräulein entschied anders.«
    »Immerhin hat ihr Sohn Karl die Kutte genommen.«
    »Was sie nicht befriedigt, denn sie hätte ihn gerne als Erben der Burg gesehen. Besitzgier gehört auch zu ihrem Charakter.«
    »Casta hat auch erkannt, dass die Mär von Euch handelt, nicht wahr, Meister?«
    »Ihre Mutter wird dafür gesorgt haben. Aber ob sie sich an mich erinnert, wage ich zu bezweifeln. Sie war noch sehr jung, als ich hier lebte, und wurde früh zu ihren Verwandten gegeben.« Ich lächelte Ulrich an. »Das edle Fräulein hat viel von ihrem Vater, und den habe ich als gerechten Mann in Erinnerung.«
    »Ja, das edle Fräulein ist ohne Fehl, ein sanftes Weib, doch klug und besonnen. Aber auch sie hat schlimmes Leid erfahren. Und ich trage meinen Anteil Schuld daran.«
    Also hatte mich mein Gefühl nicht getrogen. Zwischen Ulrich und Casta bestand ein feines Band, das schon vor langer Zeit geknüpft worden war. Welcher Natur es war, das wusste ich nicht recht zu ergründen, aber die niedergeschlagene Miene des Ritters sagte mir, dass Hoffnungslosigkeit dabei im Spiel war.
    Ich ließ die Bemerkung auf sich beruhen; diese Verstrickung zu untersuchen war auch später noch Zeit.
    Er würdigte mein Schweigen und fuhr fort: »Der Neffe des Gelehrten, Lucas van Roide, ist Euch vermutlich auf dieser Burg hier nie begegnet.«
    »Nein, den duftenden Höfling lernte ich später kennen, genau wie die schöne Buhle Loretta und den Domgrafen von
Speyer. Davon werdet Ihr in den nächsten Kapiteln mehr erfahren.«
    »Zumindest Lucas scheint Euch recht frühzeitig erkannt zu haben.«
    »Der Domgraf

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