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Das Spiel des Schicksals

Das Spiel des Schicksals

Titel: Das Spiel des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. R. Powell
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hämmerten.
    »Das ist ja völlig verrückt hier!«, rief Flora, die sich eine schweißnasse Haarsträhne aus dem Gesicht strich. Etwas in ihrem Gesicht – etwas Glitzerndes und Rücksichtsloses – erinnerte Cat an den Abend, an dem sie Flora im Temple House getroffen hatte. Aber auch sie selbst konnte ihre Augen nicht von den blinkenden und blitzenden Displays wenden. Cats Herz raste, und in ihren Ohren klingelte es. Empfanden so die Spieler im Palais Luxe, wenn sie darauf warteten, dass das Roulette sich drehte? Einen vernebelten Augenblick lang hätte sie schwören können, dass sie Bel sah, die ihren Kopf zurückwarf und lachte. Sie musste sich gegen einen Spielautomaten lehnen. Konzentriere dich, beschwor sie sich selbst. Konzentriere dich.
    »Was ist los mit dir?« Es war Blaine, der sie fragend anschaute.
    »Ich dachte, ich hätte jemanden gesehen, den ich kenne. Nur einen Moment lang.« Wenn sie so darüber nachdachte, dann hatten alle Tänzerinnen im Untergeschoss der Blondine vor dem Striplokal unten an der Straße frappierend ähnlich gesehen. Und dieser dicke Mann, der sich gerade eine Zigarre anzündete, war das genaue Ebenbild ihres alten Geografielehrers.

    »Ich auch. Aber das ist nicht wirklich. Lass dich davon nicht aus der Ruhe bringen.«
    Blaine hatte die Kapuze zurückgeschoben, und im Schein der blitzenden Lichter sah Cat die Überbleibsel einer Schramme auf seiner Wange. Sie wurde von der absurden Vorstellung erfasst, dass sie nur einen Finger ausstrecken und daran reiben müsste, um die bläulichen Flecken auszulöschen, als würde sie Bleistiftlinien wegradieren.
    »Was ist?«
    Sie merkte, dass sie ihn angestarrt hatte, und schaute verwirrt zur Seite.
    Von der Tanzfläche im Stockwerk darüber kam der hämmernde Technobeat, der das gesamte Gebäude zum Vibrieren brachte, doch die Paare unter den Discokugeln schwebten in schläfriger Umarmung über das Parkett, als ob sie sich zu einer Melodie bewegen würden, die nur sie alleine hören konnten. Auf der anderen Seite der Tanzfläche gelangte man zur Bar. Hinter einer Theke jonglierten Barkeeper mit atemberaubender Geschicklichkeit mit Flaschen und Gläsern. Ihre Bewegungen wurden von der Spiegelwand hinter der Theke verdoppelt. Cat nahm sich ein mit Eis gefülltes Glas und hielt es sich an die Wange.
    Hier war der Trubel nicht ganz so wild wie im Rest des Clubs. Die meisten Gäste befanden sich in der Mitte des Raums, wo irgendeine Vorführung stattfand. Ein Mann mit einem Zylinder und einem Frack saß vor einem Kartentisch, während aus dem Publikum zusammenhanglose Anweisungen und Aufmunterungen gerufen wurden, unterbrochen von kehligen Jubelrufen.

    Cat glaubte das Spiel zu erkennen. Sie hatte eine andere Version davon schon gesehen, zumeist an Straßenecken, wo gutgläubigen Passanten das Geld leicht aus der Tasche gezogen werden konnte und wo sich beim ersten Anzeichen von Ärger zahlreiche Fluchtwege eröffneten. Es hieß Folge der Dame. Der Geber legte drei Karten mit dem Gesicht nach unten auf den Tisch. Er pickte sich eine Karte heraus – normalerweise die Pik-Dame – und schob die drei Karten dann rasch hin und her, um den Spieler gegenüber zu verwirren. Der Spieler musste nun auf die Karte deuten, die er für die Pik-Dame hielt. Wenn er recht hatte, gewann er den Jackpot, andernfalls verlor er sein Geld. Natürlich sorgten die Fingerfertigkeit und etliche Täuschungsmanöver und Ablenkungen stets dafür, dass der Spieler verlor.
    »Möchtet ihr einen Einsatz wagen, meine Freunde?« Der Mann warf ihnen einen listigen Blick zu. Seine Augen waren schwarz und sehr glänzend, sein Gesicht faltig und gelb. »Es ist das einfachste Spiel der Welt.«
    Er legte die Kreuz-Drei, die Karo-Sieben und das Herz-Ass aus und wedelte mit einem roten Seidentaschentuch über den Tisch. Jetzt lagen dort die entsprechenden Karten aus dem Spiel der Trümpfe. »Drei! Sieben! Ass! Aber wo ist die Dame?« Mit einem Zwinkern griff er hinter das Ohr eines hübschen Mädchens und zog die Pik-Dame hervor. Er warf die Karten in die Luft, und als sie mit dem Gesicht nach unten wieder auf dem Tisch landeten, waren es wieder nur drei. »Wählt eine Karte, irgendeine!«
    »Ich wähle die Zwölf«, sagte Blaine.

    Der ganze Raum schien zu erstarren. Hitze, Lärm, Bewegung – alles wurde von einer klirrenden Stille verschluckt. Dann, als ob jemand einen Schalter umgelegt hätte, nahm die Party wieder Fahrt auf, obwohl das Lächeln auf dem Gesicht des Magiers

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