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Das Spiel des Schicksals

Das Spiel des Schicksals

Titel: Das Spiel des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. R. Powell
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blickten sie einander an. Langsam, zögernd, nickten sie einander zu.
    »Also schön. Gehen wir.«

KAPITEL 13
    Sie standen in einer Ruinenstadt: zerklüftete Mauern und leere Fensterhöhlen, Gerippe von Gebäuden in einer sternenlosen Nacht. Selbst die Luft schmeckte schal. Das einzige Zeichen von Leben ging von der Schwelle aus: das Blinken der Speisekarte des Fast-Food-Restaurants. Ein gänzlich unpassendes Mitbringsel aus der realen Welt.
    Aber sie hatten sich kaum ein wenig umgeschaut, als plötzlich ein Gewirr aus Musik und Lichtern durch die Nacht sickerte. Es schien von dort zu kommen, wo ursprünglich die Great Windmill Street gelegen hatte. In der Nähe ihrer Wohnung, erkannte Cat sorgenvoll.
    »Hört sich an wie eine Party«, sagte Toby und spazierte in die Richtung, aus der die Geräusche drangen. Flora und Blaine folgten ihm langsamer.
    Cat war die Letzte, die sich vom Fleck rührte. Gregs Wohnung mit den feuchten Zimmerdecken und den mit Gipsplatten verkleideten Wänden mochte ja nicht viel hermachen, aber sie wollte sie auch nicht in Trümmern liegen sehen. Ihr Unbehagen steigerte sich noch, als sie um die Ecke bog und das Palais Luxe erblickte, grell erleuchtet
wie ein obszöner Weihnachtsbaum. Nur dass es nicht mehr das Casino war, das Cat kannte. Den grellvioletten Neonbuchstaben über dem Eingang nach war es ein Club mit Namen Hecuba.
    Das rußgeschwärzte Backsteingebäude war das Einzige in der Straße, das noch stand. Ein schneller Beat hämmerte aus den Fenstern, begleitet von rhythmisch aufblitzenden bunten Lichtern. Vor der Tür stand ein Gorilla von einem Mann, die Arme drohend vor der Brust verschränkt. »Ohne Karte kein Zutritt«, knurrte er.
    Seine Miene wurde weicher, als Flora in bester Partymanier den Trumpf des Magiers vorzeigte. Nachdem er sich entschuldigend geräuspert hatte, löste er das Seil, das den Eingang versperrte, und winkte sie hinein.
    Ehe Cat eintreten konnte, blieb Blaine, der vor ihr ging, im Türrahmen stehen. »Da gibt’s eine Rothaarige, die im Luxe arbeitet. Sie ist eine Verwandte von dir, stimmt’s?«
    »Meine Tante. Woher … «
    »Soho ist klein.« Er betrat die Eingangshalle. »Man weiß ja nie, wann einem so ein bisschen Insiderwissen nützlich sein kann.«
    Dank Bels Führung durch das Casino war Cat mit dem Grundriss des Gebäudes vertraut. Der Safe befand sich in einer Stahlkammer im Keller. Die Toiletten waren im Erdgeschoss, der Spielsaal und die Bar einen Stock höher, und in der dritten Etage gab es Aufenthaltsräume für die Mitarbeiter und die Büros. Der Club Hecuba verfügte über die gleiche Raumaufteilung und über den gleichen
schäbigen Teppich im Eingangsbereich. Dann aber war es mit der Ähnlichkeit auch schon vorbei.
    Zum einen war der Laden gerammelt voll; ein rauchiges Meer aus Menschen, von denen einige kostümiert waren. Eine japanische Geisha, drei Soldaten in Uniformen aus dem Zweiten Weltkrieg, eine Frau mit einer kunstvoll gepuderten Perücke, ein alter Herr in einer Toga …
    »Wer sind all diese Leute?«, fragte Toby.
    Flora zuckte mit den Schultern. »Optische Täuschungen. Die Geister der Spieler aus der Vergangenheit. Was weiß ich. Sie gehören zur Szene; wichtig ist bloß der Magier.«
    »Für optische Täuschungen fühlen die sich aber ziemlich solide an«, grummelte Cat, als ein Mädchen in kurzen Lederhosen sich an ihr vorbeidrückte und einem Mann auf der anderen Seite der Eingangshalle Kosenamen zuquietschte. »Ich vermute, dass Mr Abrakadabra so ähnlich aussehen wird wie der Typ auf der Karte. Was bedeutet, dass wir die Räume durchsuchen müssen, in der Hoffnung, dass wir ihn erkennen, wenn wir ihn sehen.«
    Sie fingen im Keller an, wo eine Bühne aufgestellt war, auf der Tänzerinnen in Federkostümen und Strassschmuck mit den Hintern wackelten. Wolken aus Trockeneis wirbelten um die Tische herum, die dicht an dicht standen. Wenn der Magier hier war, dann hielt er sich versteckt, und nachdem sie fünf Minuten lang gegen Tische gestoßen und beschimpft worden waren, weil sie die Sicht versperrten, zogen sie sich ins Treppenhaus zurück.
    Während sie sich langsam durch das Gebäude arbeiteten,
wurde der Lärm immer lauter. Wo die Spielhalle des Casinos gewesen war, befand sich jetzt ein Saal mit Computerspielen und Glücksspielautomaten. Überall plärrte, knallte, knatterte und quietschte es, Farben gleißten auf, während die Spieler die Automaten mit Münzen fütterten, an Hebeln zerrten und wie wild auf Knöpfe

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