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Das Spiel des Schicksals

Das Spiel des Schicksals

Titel: Das Spiel des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. R. Powell
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erkennen. Aufgedunsene schwarze Wolken hingen über ihren Köpfen, obwohl hier und da ein zartblauer Fleck hindurchschimmerte.
    Aus Ruinen waren sie gekommen und fanden nun hier eine andere Art von Trümmerfeld vor. Die Eiche, unter der sie standen, war in zwei Hälften gesplittert, die Zweige und die Erde um den Baum schwarz verbrannt. Überall lagen umgestürzte Bäume. Ein Kinderwagen hatte sich in dem Geäst eines der gefällten Riesen verfangen; über den Boden ergossen sich der Inhalt von Abfalleimern und die Überreste von hastig zurückgelassenen Picknicks, wie Konfetti.
    »Seht, die heimelige Heide«, murmelte Flora. »Scheint so, als hätte das Ass der Schwerter ganze Arbeit geleistet.«
    »Was bedeutet, dass wir auf der richtigen Spur sind.«
Toby klang nicht besonders begeistert. »Schade, dass wir nicht noch ein bisschen mehr Zeit im Club Hecuba verbringen konnten. Seid mal ehrlich: Es dauert noch Jahre, ehe wir wieder die Chance kriegen, in so einen Laden reinzukommen. Und einige von den Tänzerinnen waren echt heiß, was, Blaine?«
    Blaine beachtete sein Grinsen nicht. Wie üblich hielt er sich ein wenig abseits. Jetzt deutete er auf einen etwa eine halbe Meile entfernten Hügel. Auf der Hügelkuppe schimmerte etwas: ein Gewächshaus oder ein Wintergarten. Die verspielte Architektur wirkte inmitten der zerzausten Landschaft völlig fehl am Platz, aber im Arkanum gab es noch viel merkwürdigere Dinge. Es waren keine Worte nötig; wie auf Kommando machten sich die vier auf den Weg. Etwas anderes blieb ihnen auch nicht übrig.
    Aber ehe sie ihr Ziel erreichten, gelangten sie zu einem anderen Hügel. Hier stießen sie auf die Überreste eines Gebäudes, das ebenfalls wie ein Gewächshaus aussah. Zersplitterte Glasscheiben blitzten in dem wässrigen Nachmittagslicht; die Pflanzen, die in den Schlamm getreten waren, fingen schon an, faulig zu riechen. In einer Pfütze stand schmollend die Statue eines Cherubs, die von langen Rissen durchzogen war.
    Sie stocherten ein bisschen herum, nur für den Fall, dass jemand das Ass der Schwerter irgendwo auf den Boden geworfen hatte. »Ich kapiere immer noch nicht, warum der Magier uns die Karten nicht einfach gegeben hat«, grummelte Toby.
    »Das wäre doch viel zu einfach gewesen. Ich dachte, du
stehst auf diesen ganzen Heldenquatsch, von wegen unlösbare Aufgaben und so.«
    »Es ist wohl nicht die Aufgabe eines Helden, im Schlamm nach Spielkarten zu suchen«, gab er zurück.
    »Suchen wir überhaupt nach einer Karte?«, warf Blaine ein. »Nach der kleinen Vorstellung dieses magischen Mackers wäre es doch denkbar, dass das Ass der Schwerter möglicherweise ein Vogel ist. Oder der Brieföffner.«
    »Wir können nur hoffen, dass wir es erkennen, wenn wir es sehen«, sagte Flora. »Er meinte, der Würfel sei ›aufgeladen‹, damit er uns in den richtigen Spielzug führt. Immerhin etwas. Also muss das Ass hier irgendwo sein.«
    »Wie würden unsere Chancen stehen, alle vier Asse ohne den Würfel zu finden?«, wollte Toby wissen.
    »Gleich null«, antwortete sie. »Der Trumpf der Fortuna taucht regelmäßig auf – Lotterien werden immerhin ziemlich häufig abgehalten –, aber ein Ass im Arkanum zu finden, ist äußerst selten. Ich glaube, sogar die Könige und Königinnen können nicht kontrollieren, wann und wo eins auftaucht und wem es in die Hände fällt.«
    »Ich habe einmal einen Ritter das Ass der Stäbe benutzen sehen«, sagte Cat langsam. »Er zerriss es in zwei Hälften und – BUMM. Ein Flammeninferno, innerhalb weniger Sekunden.«
    »Nun, ich hoffe, er hat die Karte nicht verschwendet«, erwiderte Flora. »So etwas Mächtiges wie ein Ass spielt man nur als letzte Möglichkeit aus.«
    Blaine grunzte. »Warum wurde dann dieses hier benutzt? «

    Darauf wusste keiner eine Antwort. Sie setzten ihren Weg fort. Cat ließ sich ein Stück zurückfallen. Es hing nicht nur mit Floras Bemerkungen über »letzte Möglichkeiten« zusammen. Ihr Ziel – ein achteckiger Wintergarten, gekrönt von einer Kuppel – schien den Sturm unbeschadet überstanden zu haben. Glänzendes Laub und Blumen schimmerten hinter dem Glas; die bodentiefen Scheiben wurden von der Sonne vergoldet, die sich durch die Wolken schob. Die Blumen, die Sonne, das schimmernde Glas – all das erinnerte Cat an die Sechs der Kelche. Und es waren keine angenehmen Erinnerungen.

    Wie viele Orte im Arkanum, so war auch der Wintergarten innen geräumiger, als er von außen gewirkt hatte. Ein Pfad aus

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