Das Spiel geht weiter
Sie. Um ehrlich zu sein, jedes Mal, wenn ich spiele, scheine ich noch ein bisschen mehr zu gewinnen.« Sie bemühte sich ernsthaft, betreten zu klingen, doch das Kichern, das sich nicht zurückhalten ließ, ruinierte den Eindruck. »Aber etwas Geld habe ich immerhin schon dagelassen … in den Boutiquen und Salons.«
»Endlich mal eine Frau, die mir aus der Seele spricht«, erklärte Serena. »Wir haben wundervolle Geschäfte hier.«
»Und alle machen auch jedes Mal einen Hofknicks, wenn sie dich sehen.« Justin ließ verspielt eine von Serenas Haarsträhnen durch seine Finger gleiten.
Bei diesem Anblick wurde Darcy klar, dass sie bei ihren Eltern nie eine solche Vertrautheit oder kleine Zärtlichkeit gesehen hatte. Und diese Erkenntnis machte sie unglaublich traurig.
»Möchten die Damen noch ein Gläschen?« Noch während er fragte, gab Justin der Kellnerin ein Zeichen.
»Für mich nicht, danke. Ich sollte nach oben gehen. Ich wollte mich morgen eigentlich nach einem neuen Auto umsehen.«
»Möchten Sie, dass ich Sie begleite?«
»Gern, wenn Sie Lust haben.« Darcy lächelte Serena zögernd an, während sie sich erhob.
»Es würde mir einen Riesenspaß machen. Rufen Sie einfach in meinem Zimmer an, wenn Sie aufbrechen möchten.«
»Ja, gut. Es hat mich gefreut, Sie beide kennenzulernen. Gute Nacht.«
Justin wartete, bis Darcy außer Hörweite war, dann schaute er seine Frau fragend an. »Was geht dir im Kopf herum, Serena?«
»Viele interessante Dinge.« Sie drehte den Kopf und streifte mit ihren Lippen flüchtig seinen Mund.
»Als da wären?«
»Nun, unser Erstgeborener hätte fast einen Cowboy zusammengeschlagen, weil der sich erlaubt hat, ein bisschen mit unserer Elfe aus Kansas zu flirten.«
»Noch einen Wein für meine Frau, Carol, und ein Bier für mich«, bestellte Justin bei der Kellnerin, bevor er sich wieder Serena zuwandte. »Du übertreibst. Duncan ist derjenige, der sich wegen einer hübschen Frau auf Schlägereien einlässt, aber nicht Mac.«
»Ich übertreibe keineswegs. Er hatte schon die Zähne gebleckt, Blade«, murmelte sie. »Ich hab’s in seinen Augen gesehen, er wäre dem armen Mann glatt an die Gurgel gegangen. Ich glaube, es hat unseren Sohn ernsthaft erwischt.«
»Erwischt?« Bei dem Wort musste Justin lachen. »Erklär mir, was du mit ›ernsthaft‹ meinst.«
»Justin.« Sie streichelte seine Wange. »Mac ist fast dreißig. Irgendwann musste es schließlich passieren.«
»Sie ist nicht sein Typ.«
»Genau.« Sie spürte die Tränen in ihren Augen brennen und schnüffelte. »Sie ist ganz und gar nicht sein Typ. Deshalb ist sie ja perfekt für ihn.« Entschlossen blinzelte sie die Tränen fort. »Und wenn nicht, werde ich es in Kürze herausgefunden haben.«
»Serena, du hörst dich verdächtig an wie dein Vater.«
»So ein Unsinn.« Die Beleidigung trocknete die Tränen sofort. »Ich habe nicht die geringste Absicht, zu manipulieren oder im Hintergrund die Fäden zu ziehen oder Menschen wie Schachfiguren auf dem Brett herumzuschieben.« Sie warf ihr Haar zurück. »Ich werde mich lediglich …«
»Einmischen.«
»Aber ganz diskret.« Sie lächelte ihn verführerisch an. »Du bist äußerst attraktiv, weißt du das?« Serena schob ihre Finger in Justins Haar. »Warum nehmen wir diese Drinks nicht mit nach oben in unsere Suite, Häuptling, und feiern noch ein bisschen?«
»Du versuchst nur, mich abzulenken.«
»Stimmt.« Ihr Lächeln wurde sinnlich, selbstsicher. »Und? Funktioniert es?«
Justin nahm sie bei der Hand und stand auf. »Ja.« Er küsste ihre Fingerspitzen. »Wie immer.«
Normalerweise schlief Mac von drei Uhr nachts bis neun Uhr in der Frühe. Während dieser Zeit konnte er das Casino ruhigen Gewissens der Obhut seiner Angestellten überlassen. Den Vormittag verbrachte er in aller Regel mit dem anfallenden Papierkram, Bestellungen und Personalangelegenheiten.
Er hatte die Stelle des Geschäftsführers des »Comanche« mit vierundzwanzig übernommen und seither dem Casino eine ganz eigene Atmosphäre gegeben. An der Oberfläche ein freundliches, turbulentes Haus, immer in Bewegung und voller Trubel. Unter diesem Lack jedoch straff durchorganisiert und auf Profit ausgerichtet.
Da er selbst einer von den Leuten war, die jede Karte beim Blackjack im Kopf mitzählten, erkannte er einen solchen Spieler innerhalb kürzester Zeit. Er wusste, wann er es durchgehen lassen konnte und wann und wie er einen solchen Casino-Gast an den nächsten Tisch lotsen
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