Das Spiel geht weiter
Darcys Augen, mit dem sie den kleinen blauen Flitzer angeschaut hatte, bevor sie ihre Aufmerksamkeit dann auf den praktischen und nüchternen Mittelklassewagen gelenkt hatte. Wie Serena das sah, hatte es in Darcys jungem Leben bisher viel zu viel Nüchternheit und viel zu wenig Spaß gegeben.
Und das, so beschloss sie, würde sich ändern.
Als das Telefon klingelte, rief Darcy von oben: »Oh, könnten Sie vielleicht …? Ich bin noch nicht …«
»Ich gehe ran.« Serena griff nach dem Hörer. »Miss Wallace’ Suite.« Ihre Augen begannen zu glitzern. »Ja, allerdings. Wir sind zurück.«
Mit rasantem Tempo gingen ihre Gedanken in eine Richtung, die den Großen MacGregor mit stolzgeschwellter Brust zurückgelassen hätten. »Warum machen wir es nicht hier? Ich denke, hier fühlt sie sich wohler. Ja, jetzt passt es. Wir sehen uns in einer Minute.«
Immer noch summend schlenderte Serena zum Fuß der Treppe. »Brauchen Sie Hilfe?«
»Nein. Es sind nur so viele Tüten und Schachteln. Ich musste das Kleid erst mal finden.«
»Lassen Sie sich Zeit. Das war Justin am Telefon. Es macht Ihnen doch nichts aus, wenn wir hier ein bisschen über geschäftliche Dinge reden, oder?«
»Nein.«
»Gut. Ich lasse uns jetzt etwas zu trinken kommen.« Champagner, entschied sie.
Zehn Minuten später war Darcy gerade auf der Treppe, als die Türen des Aufzugs auseinanderglitten. Die dunklen, volltönenden Männerstimmen ließen sie wie angewurzelt stehen bleiben.
Dann sah sie nur Mac.
Serena beobachtete, wie sich der Blick ihres Sohnes mit Darcys Blick traf, sie sah, wie sich beide Augenpaare verdunkelten, als der Moment andauerte. Jetzt war sie sich sicher.
»Da ist ja mein Mädchen!« Daniel riss seine Tochter an sich. »Du rufst deine Mutter einfach zu selten an«, schalt er sie. »Sie verzehrt sich vor Sehnsucht.«
»Ich verbringe eine Menge Zeit damit, meinen Kindern auf den Wecker zu fallen.« Sie küsste ihn herzhaft auf beide Wangen, dann umarmte sie ihren Bruder. »Wie geht es dir? Wie geht es Diana? Was machen die Kinder?«
»Es geht allen gut. Diana steckt mitten in einem Fall und konnte nicht weg. Sie wird bestimmt enttäuscht sein, dass sie dich verpasst hat.«
»Na, dann wollen wir mal sehen.« Daniel lehnte sich auf seinen Stock und musterte die junge Frau, die unbeweglich wie eine Statue auf der Treppe stand. »Sie sind ja wirklich nur eine halbe Portion. Kommen Sie nach unten, damit ich Sie besser sehen kann.«
»Er beißt nur selten.« Mac ging zum Fuß der Treppe, wo er stehen blieb und Darcy die Hand entgegenstreckte.
Sie hatte weiche Knie, und da sie wusste, dass ihre Finger zitterten, tat sie, als sähe sie Macs Hand nicht. Doch er ergriff die ihre trotzdem und drückte aufmunternd ihre Finger.
»Darcy Wallace. Der Große MacGregor.«
Sie befürchtete, keinen Ton herauszubekommen. Er war so groß und sah so wild aus, mit buschigen weißen Brauen, die jetzt dicht über den blauen Augen zusammengezogen waren. »Ich freue mich, Sie kennenzulernen, Mr. MacGregor.«
Für einen Moment behielt er seine finstere Miene noch bei, dann lächelte er so breit und warm, dass sie blinzeln musste. »Hübsch wie ein Sonnenstrahl«, stellte er dann fest und tätschelte behutsam ihre Wange. »Und winzig und zart wie eine Elfe.«
Jetzt lächelte auch sie. »Das scheint Ihnen nur so, weil Sie so riesig sind. Hätte William von Schottland mehr Männer wie Sie gehabt, hätte er gewonnen.«
Daniel lachte dröhnend auf und zwinkerte ihr zu. »Also, das ist ein Mädel! Kommen Sie, Kindchen, setzen Sie sich zu mir und erzählen Sie mir etwas von sich.«
»Du kannst sie später verhören. Ich bin Caine MacGregor.«
Darcy richtete ihren Blick auf den großen Mann mit den blonden, grau melierten Haaren und den leuchtend blauen Augen. »Ja, ich weiß. Himmel, ich bin so nervös.« Sie rang die Hände. »In der Schule haben wir über Sie geredet. Jeder war sicher, Sie würden für das Präsidentenamt kandidieren.«
»Die Politik überlasse ich lieber Alan. Ich bin nur ein Anwalt. Ihr Anwalt«, fügte er hinzu, nahm ihren Arm und führte sie zu einem Stuhl etwas abseits. »Möchten Sie, dass ich Ihnen diesen lärmenden Haufen vom Hals schaffe, während wir uns unterhalten?«
»Oh, nein, bitte.« Sie sah in die Runde, und ihr Blick kam auf Macs Gesicht zu ruhen. »Alle hier sind doch Beteiligte.«
»Na schön, wie Sie meinen.« Er setzte sich und öffnete seinen Aktenkoffer. »Ich habe Ihre Geburtsurkunde, Ihren
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