Das Spiel geht weiter
musste. Bei den Angestellten wurde Freundlichkeit und absolute Ehrlichkeit vorausgesetzt. Jene, die diesen Anforderungen entsprachen, wurden belohnt, solche, die sich nicht daran hielten, gefeuert.
Eine zweite Chance gab es nicht.
Sein Vater hatte das »Comanche« im Schweiße seines Angesichts aufgebaut und es in ein glitzerndes Schmuckstück in der Wüste verwandelt. Mac hatte die Verantwortung, diesen Glanz zu bewahren. Und er nahm seine Verantwortungen grundsätzlich sehr ernst.
»Das erste Halbjahr sieht gut aus.« Justin lehnte sich in seinem Stuhl zurück, nahm die Lesebrille ab, die er mit Inbrunst verabscheute, und reichte Mac den Computerausdruck zurück. »Der Reingewinn beträgt ungefähr fünf Prozent mehr als im letzten Jahr.«
»Sechs«, korrigierte Mac mit einem Grinsen. »Und ein Viertel, um genau zu sein.«
»Den Kopf für Zahlen hast du von deiner Mutter geerbt.«
»Ich lebe für Zahlen. Wo ist Mom übrigens? Ich dachte, sie wollte an dieser Besprechung teilnehmen.«
»Sie ist mit Darcy unterwegs.«
Mac ließ die Personalakte sinken, die er gerade zur Hand genommen hatte. »Mit Darcy?«
»Die beiden machen einen Einkaufsbummel. Eine wirklich erfrischende junge Frau.« Justins Gesicht war so ausdruckslos, als ob er drei Asse auf der Hand hätte. »Fällt schwer, es zu bedauern, dass wir ihr einen siebenstelligen Betrag aushändigen müssen.«
»Ja.« Mac ertappte sich dabei, dass er mit den Fingern auf dem Aktenordner herumtrommelte. »Die Presse drängt auf den Namen. Ich habe sechs Angestellte, die nichts anderes als Telefondienst machen.«
»Selbst ohne Namen – die Publicity ist enorm. Es kann dem Geschäft nicht schaden.«
»Ja. Die Zimmerbuchungen sind in den letzten Tagen beträchtlich gestiegen. An dem Automaten, an dem sie gewonnen hat, wurde um dreißig Prozent mehr gespielt.«
»Wenn ihre Geschichte erst richtig bekannt wird und einem dieses hübsche Gesicht auf jeder Zeitung im ganzen Land begegnet, werden sie alle nur so hierher strömen.«
»Ich habe noch drei zusätzliche Sicherheitskräfte eingestellt. Außerdem würde ich gern Janice Hawber zur Oberaufsicht befördern.«
»Du kennst dein Personal.« Justin nahm eine schlanke Zigarre aus seiner Brusttasche. »Wenn wir Glück haben, profitieren wir sogar noch an anderen Standorten von dieser Geschichte.« Als Mac den Aktenordner aufschlug, wedelte Justin mit der Zigarre und produzierte eine Rauchspirale. »Lass uns jetzt damit Schluss machen. Was ist eigentlich mit der langbeinigen Brünetten passiert, die auf Baccarat und Brandy stand?«
»Pamela?« Seinem Vater entging aber auch wirklich nichts. »Ich glaube, sie spielt jetzt Baccarat und trinkt ihren Brandy drüben im ›Mirage‹.«
»Schade. Sie verlieh den Tischen einen … so angenehmen Glanz.«
»Sie war auf der Suche nach einem reichen Ehemann. Ich fand es ehrlich gesagt besser, mich aus der Affäre zu ziehen, bevor die Sache zu eng werden konnt.«
»Aha. Triffst du dich jetzt mit jemand anders?« Als Mac seinen Vater erstaunt ansah, grinste Justin. »Ich versuche nur, auf dem Laufenden zu bleiben. Duncan wechselt seine Partnerinnen so häufig, dass ich sie einfach nummeriere. Das macht es leichter.«
»Duncan jongliert mit Frauen wie mit Äpfeln.« Mac schüttelte leicht den Kopf über seinen Bruder. »Ich finde es weniger anstrengend, mich mit jeweils nur einer zu beschäftigen. Aber nein, ich bin im Moment solo. Du kannst Grandpa berichten, dass sein ältester Enkel seine Pflicht, sich fortzupflanzen, noch immer vernachlässigt.«
Justin gluckste vergnügt und zog an seiner Zigarre. »Man sollte doch meinen, dass vier Enkelkinder ihn zufriedenstellen sollten – für eine Weile zumindest.«
»Der Große MacGregor wird nicht ruhen, bis er auch den Letzten von uns unter die Haube gebracht hat und sich im Kreise seiner Urenkel sonnen kann.« Mac rollte gereizt die Schultern. »Er könnte sich wenigstens jemand anders aussuchen, den er bearbeitet. D. C. zum Beispiel.«
»Er bearbeitet D. C. doch.« Justin grinste. »Alan hat mir erzählt, dass der Große MacGregor ihn mittlerweile so aufs Korn nimmt, dass der Junge sich in seine Höhle mit den Farben und Pinseln zurückgezogen und geschworen hat, schon aus reinem Trotz Junggeselle zu bleiben. Also zieht Daniel zu Ian weiter, und der lächelt charmant, sagt zu allem Ja und Amen und lässt den Alten einen guten Mann sein.«
»Vielleicht sollte ich ihre Namen beim nächsten Telefonat unauffällig
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