Das Spiel geht weiter
wieder diesen frostigen Blick, der allerdings nicht ihr, sondern ihrem neuen Freund aus Dallas galt. »Äh … das ist Jake. Er bringt mir gerade bei, wie man am Automaten pokert.«
»Das sehe ich. Die Lady gehört zu mir.«
Jake fuhr sich mit der Zunge über die Zähne. Und nach kurzem Überlegen beschloss er, dass er eben diese lieber behalten wollte. »Entschuldigung, Kumpel. Ich wusste nicht, dass ich jemandem in die Quere komme.« Er stand auf und tippte sich an den Hut. »Und Sie sollten immer den Royal Flush im Auge haben.«
»Ja, danke.« Darcy streckte Jake die Hand hin und bemerkte verwundert, dass Jake erst zu Mac sah, bevor er die dargebotene Hand schüttelte.
»War mir ein Vergnügen«, sagte Jake noch, bevor er von dannen stiefelte.
»Ich habe es falsch gemacht …«, begann Darcy. Weiter kam sie nicht.
»Habe ich dir nicht gesagt, dass du dich spätabends nicht allein hier herumtreiben sollst?« Die Tatsache, dass Mac ganz ruhig und leise sprach, verbarg nicht die Wut hinter seinen Worten. Im Gegenteil, es betonte sie noch.
»Das ist doch albern.« Am liebsten wäre Darcy ängstlich zurückgewichen, aber sie riss sich zusammen. »Du kannst nicht von mir erwarten, dass ich den ganzen Abend in meinem Zimmer sitze. Ich war doch nur …«
»Genau das ist es. Du sitzt kaum zehn Minuten an einem Automaten, und schon wirst du angemacht.«
»Er hat mich nicht angemacht. Er hat mir nur erklärt, wie man spielt.«
Seine Meinung dazu äußerte Mac mit einem deftigen Fluch. Was Darcy immerhin an ihr Rückgrat erinnerte. »Hör auf, mich zu beschimpfen.«
»Ich habe nicht dich beschimpft, sondern ganz allgemein geflucht.« Mit einer Hand an ihrem Ellbogen zog er sie unsanft vom Stuhl hoch. »Dieser Cowboy wollte dir doch nicht aus purer Großzügigkeit einen Drink spendieren. Der wollte dich betrunken machen, und glaub mir, das wäre ihm bei dir nicht schwergefallen.«
Sie begann zu zittern, sowohl aus Angst als auch aus Wut. »Und selbst wenn, geht das nur mich allein etwas an«, erwiderte sie trotzig.
»Irrtum. Es ist mein Casino, also geht es mich auch etwas an.«
Sie schnaubte ärgerlich und versuchte seine Hand abzuschütteln, aber es gelang ihr nicht. »Lass mich sofort los. Das brauche ich nicht. Würde ich einen Mann wollen, der mich herumkommandiert, hätte ich gleich in Kansas bleiben können.«
Ein dünnes, überhebliches Lächeln huschte über sein Gesicht. »Du bist aber nicht mehr in Kansas.«
»Diese Feststellung ist ebenso geistlos wie unnötig. Lass mich los. Ich gehe. Hier gibt es genügend andere Casinos, wo ich spielen und Leute kennenlernen kann, ohne vom Management belästigt zu werden.«
»Du willst spielen?« Zu ihrem Entsetzen – und, Himmel hilf, es erregte sie auch! – drückte er sie mit dem Rücken gegen den Automaten und funkelte sie mit mörderischem Blick an. »Du willst Leute kennenlernen?«
»Mac?« Serena, die genug gesehen hatte, kam mit einem strahlenden Lächeln auf die beiden zu. »Möchtest du mich nicht vorstellen?«
Er wandte den Kopf und starrte seine Mutter an. Er hatte sie völlig vergessen. Und den Ausdruck in ihren Augen kannte er auch. Er kam sich vor, als wäre er wieder zwölf.
»Natürlich.« Mit müheloser Gewandtheit, die sowohl seinen Ärger als auch seine Verlegenheit kaschierte, gab er Darcys Arm frei. »Serena MacGregor-Blade, Darcy Wallace. Darcy, meine Mutter.«
»Oh.« Längst nicht so geschickt wie Mac versuchte Darcy zu überspielen, wie peinlich ihr die Situation war. »Mrs. Blade. Wie geht es Ihnen?«
»Ich freue mich ja so, Sie kennenzulernen. Ich bin gerade in der Stadt angekommen und habe Mac schon nach Ihnen gefragt.« Noch immer lächelnd, legte sie Darcy einen Arm um die Schultern. »Aber jetzt kann ich Sie ja selbst fragen. Wir nehmen einen Drink, Mac«, fügte sie mit einem Blick über ihre Schulter hinzu, während sie Darcy mit sich zog. »Wir sind in der Silver Lounge. Sag deinem Vater Bescheid, wo ich bin, ja?«
»Ja, sicher, na klar«, murmelte Mac. Anstatt dem Automaten einen Tritt zu versetzen – wonach er sich fühlte –, drückte Mac den Geldrückgabeknopf, um Darcy ihren Einsatz zurückzugeben.
In einer ruhigen Ecke der Cocktaillounge mit glänzenden Silbertischen und tiefschwarzen Polstersesseln spielte Darcy nervös mit dem Stiel ihres Weinglases. Sie wagte nicht, davon zu trinken.
Mit einem hatte Mac wahrscheinlich recht – sie vertrug nicht viel Alkohol.
»Mrs. Blade, es tut mir schrecklich
Weitere Kostenlose Bücher