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Das Spiel seine Lebens

Das Spiel seine Lebens

Titel: Das Spiel seine Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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Straßenstrich. Ich weiß nicht, wer mein Vater war. Sie meinte, es wäre wohl einer der Kerle bei einer Junggesellenabschiedsparty gewesen, aber sie hatte keine Ahnung, welcher.«
    Myron warf ihm einen kurzen Blick zu. Christian starrte geradeaus. Er trug immer noch sein Pokerface.
    »Ich dachte, du wärst bei deinen Eltern in Kansas aufgewachsen«, sagte Myron vorsichtig.
    Christian sch üttelte den Kopf. »Das waren meine Großeltern. Meine Mom ist gestorben, als ich sieben war. Die Großeltern haben mich dann adoptiert. Wir hatten den gleichen Familiennamen, also hab ich so getan, als wären sie meine richtigen Eltern. «
    Myron sagte: »Das wusste ich nicht. Tut mir Leid.«
    »Es braucht Ihnen nicht Leid zu tun. Sie waren wunderbare Eltern. Ich nehme an, dass sie bei meiner Mutter viel falsch gemacht haben, so wie es dann mit ihr gelaufen ist. Aber zu mir waren sie nett und liebevoll. Sie fehlen mir sehr.«
    Jetzt war das Schweigen bedr ückend. Sie fuhren an den Meadowlands vorbei. Myron bezahlte am Ende der mautpflichtigen Strecke und folgte der Beschilderung in Richtung George Washington Bridge. Christian hatte sich eine Wohnung zwei Meilen hinter der Brücke gekauft, nur sechs Meilen vom Titans-Stadion entfernt. 300 Fertigbau-Wohnungen, die man großspurig »Cross Creek Point« getauft hatte. Es war eins der vielen Neubaugebiete in New Jersey, die aussahen wie von Pokergeist inspiriert.
    Als sie anhielten, klingelte das Autotelefon. Myron nahm ab.
    »Ja?«
    »Wo bist du?«
    Es war Jessica.
    » In Englewood.«
    »Nimm die Vier nach Westen und dann die Siebzehn nach Norden«, sagte sie hastig. »Wir treffen uns auf dem Pathmark-Parkplatz in Ramsey.«
    »Was ist denn los?«
    »Komm einfach hin. Jetzt sofort.«

36
    Als Myron Jessica im Zwielicht der fluoreszierenden Pathmark-Parkplatzbeleuchtung sah, von peinigender Sch önheit in engen Jeans und einer roten Bluse mit offenem Kragen, wusste er, dass es Ärger gab. Großen Ärger.
    »Sehr schlimm?«, fragte er.
    Jessica öffnete die Beifahrertür und setzte sich neben ihn. »Schlimmer.«
    Er konnte nichts dagegen tun. Ihre Sch önheit nahm ihn gefangen. Sie war etwas blass und hatte dunkle Augenringe. Noch keine Krähenfüße, aber neue Linien hatten sich in ihrem Gesicht gebildet. Waren die gestern schon da gewesen, oder als sie ihn in seinem Büro besucht hatte? Er wusste es nicht genau. Ihr Anblick zog ihn stärker an als je zuvor. Die kleinen Makel, wenn man sie denn so nennen wollte, machten sie nur realer und damit begehrenswerter. Myron hatte die Dekaness Madelaine für attraktiv gehalten, doch neben Jessicas blendendem Leuchtfeuer war sie bloß eine kleine Taschenlampe.
    »Willst du's mir erzählen?«
    Sie sch üttelte den Kopf. »Guck's dir lieber selbst an.« Sie sagte ihm, wie er fahren sollte. Als sie an eine Straße mit dem treffenden Namen »Red Dirt Road« kamen, sagte sie: »Mein Vater hat hier draußen eine Hütte gemietet.«
    »Hier im Wald?«
    »Ja.«
    »Wann?«
    »Vor zwei Wochen. Er hatte sie für einen Monat gemietet. Der Makler meint, er hätte Ruhe und Frieden gesucht. Einen Ort, an den er sich zurückziehen konnte.«
    »Klingt nicht nach deinem Vater«, sagte Myron.
    »Kein Stück«, stimmte sie zu.
    Ein paar Minuten sp äter erreichten sie die Hütte. Myron konnte sich nur schwer vorstellen, dass Adam Culver, den er recht gut kennen gelernt hatte, als er mit Jessica zusammen gewesen war, hier draußen hatte Urlaub machen wollen. Der Mann war ein Spieler. Er schätzte seine Pferdchen, Roulette und Blackjack. Er brauchte Action. Ruhe und Frieden fand er bei einem Tony-Bennett-Konzert im Sands Casino Hotel.
    Jessica stieg aus. Myron folgte ihr. Sie ging vollkommen aufrecht. Myron hatte diesen Gang seinerzeit stets bewundert. Doch jetzt lag darin ein winziges, jedoch un übersehbares Schwanken, als wüssten ihre Beine nicht genau, ob sie den wunderbaren Körper den langen Weg tragen könnten.
    Die h ölzerne Veranda knarzte, als sie sie betraten. Myron sah viele Stellen, an denen Trockenfäule die alten Bretter zerfraß. Jessica entriegelte die Vordertür und stieß sie auf.
    »Schau dir das an«, sagte sie.
    Schweigend gehorchte er. Er sp ürte ihren Blick.
    »Ich habe mir seine Kreditkartenrechnung angesehen«, sagte sie. »Er hat über dreitausend Dollar in einem Laden namens Eye-Spy in Manhattan ausgegeben.«
    Myron kannte den Laden. Die Ausr üstung stammte definitiv von dort. Drei Videokameras lagen auf der Couch herum. Panasonic.

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