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Das Spiel seine Lebens

Das Spiel seine Lebens

Titel: Das Spiel seine Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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den Lotussitz, Myron begnügte sich wie üblich mit dem Schneidersitz, schlossen sie die Augen, legten die Daumen direkt unter den kleinen Finger in die Handflächen, drehten diese zur Decke und legten die Hände auf ihre Knie. Die Anordnungen, die Myron durch den Kopf gingen, formten sich zu einer ArtMantra. Den Rücken gerade. Die Unterseite der Zunge aufgerollt hinter die oberen Schneidezähne. Er atmete sechs Sekunden durch die Nase ein und konzentrierte sich darauf, die Luft, ohne die Brust zu bewegen, in den Bauch zu pressen, sodass sich sein Unterleib ausdehnte. Dann hielt er in dieser Position die Luft an und z ählte dabei im Geiste, damit seine Gedanken nicht abschweiften. Nach sieben Sekunden ließ er die Luft langsam durch den Mund ausströmen, zählte dabei bis zehn. Er achtete darauf, dass sämtliche Luft aus dem sich zusammenziehenden Bauch entfernt wurde. Dann wartete er vier Sekunden, ehe er wieder einatmete.
    F ür Win war dies alles ein Leichtes. Er zählte nicht. Sein Kopf war leer. Myron musste immer zählen, damit seine Gedanken nicht zu den Problemen des Tages abschweiften - besonders an einem Tag wie diesem. Trotzdem fing er an sich zu entspannen, spürte, wie der Stress mit jedem langen Ausatmen seinen Körper verließ. Es kribbelte förmlich.
    Sie meditierten zehn Minuten, dann öffnete Win seine Augen und sagte »Barro«. »Stopp« auf Koreanisch.
    Die n ächsten 20 Minuten verbrachten sie mit Dehnübungen. Win war gelenkig wie ein Balletttänzer, er konnte mühelos einen Spagat machen und halten. Myron war viel beweglicher geworden, seit er Taekwondo trainierte. Er bildete sich ein, dass er am College durch diese Übungen 15 Zentimeter Sprunghöhe gewonnen hatte. Er kam fast vollständig in den Spagat herunter, konnte jedoch nicht lange in dieser Stellung verharren.
    Kurz gesagt: Myron war gelenkig. Win war ein Schlangenmensch.
    Danach machten sie ihre Poomse, eine komplizierte Abfolge von Bewegungen, die einem k ämpferischen Tanz glich. Viele Bewegungssüchtige verstanden einfach nicht, dass die Kampfkünste das perfekte Aerobik-Training darstellen. Man ist dauernd in Bewegung - Sprünge, Drehungen, Kehrtwendungen -, beide Arme und beide Beine sind eine halbe Stunde lang ohne Unterbrechung im Einsatz. Tiefer Block und Tritt nach vorne, hoher Block und Stoß, mittlerer Block und Kreistritt. Block innen, Block außen, Handkanten, Fäuste, Handballenstöße, Knie und Ellenbogen. Es war ein anstrengendes und sehr erfrischendes Training.
    Win bew ältigte seine Übung tadellos - ein Inbegriff der Täuschung und des inneren Widerspruchs. Wenn Leute Win auf der Straße sahen, hielten sie ihn für einen arroganten, schwächlichen WASP, der selbst mit seinem härtesten Schlag keinen Pfirsich ankratzen konnte. Wenn man ihn im Dojang sah, begegnete man ihm mit Furcht und Bewunderung. Taekwondo gilt als Kampfkunst. Kunst. Die Wortwahl war k ein Zufall. Win war ein Künstler - der Beste, den Myron je gesehen hatte.
    Myron erinnerte sich noch daran, wie er einen ersten Einblick in Wins F ähigkeiten bekommen hatte. Es war in ihrem ersten Jahr auf dem College gewesen. Eine Gruppe kräftiger Foot-ball-Spieler hatte beschlossen, Win die blonden Locken zu stutzen, weil ihnen sein Aussehen nicht gefiel. Spät nachts schlichen sich fünf von ihnen in Wins Zimmer - vier um ihn an Armen und Beinen fest zu halten, einer zum Einschäumen und Rasieren.
    Um es kurz zu machen: Die Football-Mannschaft war in dem Jahr nicht sehr erfolgreich. Es standen einfach zu viele Spieler auf der Verletztenliste.
    Myron und Win sparrten noch ein wenig, lie ßen sich dann auf die Matte fallen und machten 100 Liegestützen auf ihren Fäusten - Win zählte laut auf Koreanisch mit. Danach meditierten sie noch einmal eine Viertelstunde.
    »Barro«, sagte Win.
    Sie öffneten die Augen.
    »Spürst du die Konzentration?«, fragte Win. »Merkst du, wie die Energie fließt? Die Balance?«
    »Ja, kleiner Grashüpfer. Soll ich jetzt die Kiesel aus deiner Hand schnappen?«
    Win erhob sich mit einer eleganten, geschmeidigen Bewe gung aus dem Lotussitz. »Also«, sagte er, »hast du eine Entscheidung getroffen?«
    »Ja.« Myron schwankte hin und her bei dem Versuch, in einem Zug aufzustehen. »Ich werde Jessica alles erzählen.«

7
    Gelbe Zettelchen klebten auf Myrons Telefon wie Fliegen auf einem Kadaver. Myron zog sie ab und sah sie durch. Nichts von OttoBurke, Larry Hanson oder sonst jemandem von den Titans.
    Nicht gut.
    Er setzte sein

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