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Das Spiel seine Lebens

Das Spiel seine Lebens

Titel: Das Spiel seine Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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ütteln. Er hatte Recht. Was hatten sie davon, wenn sie den Kerl gegen sich aufbrachten?
    » Könnten Sie uns bitte den Namen und die Adresse geben?«, fragte Myron.
    Nickier öffnete eine Schublade und zog eine Akte heraus. »Hat er Probleme?«
    »Wir müssen nur mit ihm reden.«
    »Können Sie mir sagen, warum?«
    Zum ersten Mal sprach Win Nickier direkt an: »Es ist besser für Sie, wenn Sie es nicht wissen.«
    Fred Nickier z ögerte, sah Win s starren Blick und nickte. »Die Firma hei ßt ABC. Sie hat das Postfach Nummer 785 in Hoboken. Der Typ heißt Jerry. Mehr weiß ich nicht über ihn.«
    »Danke«, sagte Myron und stand auf. »Eine Frage hätte ich noch: Haben Sie die Frau in der Anzeige je gesehen?«
    »Nein.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Absolut.«
    »Wenn Sie sie sehen, oder wenn Ihnen sonst noch etwas einfällt, würden Sie mich dann anrufen?«
    Nickier sah aus, als wollte er eine Frage stellen. Sein Blick glitt immer wieder zu dem Foto von Kathy. Schlie ßlich antwortete er jedoch nur: »Selbstverständlich.«
    Drau ßen fragte Win : »Was meinst du?«
    »Er lügt«, sagte Myron.
    Als sie im Wagen sa ßen fragte Myron: »Kann ich mal telefonieren?«
    Win nickte, ohne den Fu ß auch nur ansatzweise vom Gaspedal zu nehmen. Die Nadel des Tachos pendelte um die 130. Myron starrte ihn an wie ein Taxameter bei einer langen Überlandtour und vermied so, seinen Blick auf die dahin rasende Straße zu richten.
    Myron w ählte die Nummer seines Büros. Nach einem einzigen Klingeln war Esperanza am Apparat.
    »MB SportReps.«
    MB SportReps. Das M stand f ür Myron, das B für Bolitar. Myron hatte sich den Namen selbst ausgedacht, hängte das allerdings nicht an die große Glocke. »Haben Otto Burke oder Larry Hanson angerufen?«
    »Nein. Aber es sind jede Menge Nachrichten für dich hinterlassen worden.«
    »Aber nichts von Burke oder Hanson?«
    »Bist du taub?«
    »Ich bin bald wieder zurück.«
    Myron legte auf. Otto und Larry h ätten längst anrufen müssen. Sie ließen ihn hängen. Aber warum?
    »Probleme?«, fragte Win.
    »Vielleicht.«
    »Ich glaube, eine Auffrischung könnte nicht schaden.«
    Myron blickte auf. Er erkannte die Stra ße sofort. »Jetzt nicht, Win.«
    »Doch.«
    »Ich muss zurück ins Büro.
    »Das läuft dir nicht davon. Du musst etwas für deine innere Energie tun. Für deine Konzentrationsfähigkeit. Für deine Balance.«
    »Ich hasse es, wenn du sowas sagst.«
    Win l ächelte und fuhr in eine Parklücke. »Komm schon. Ich will dich nicht gleich im Wagen vermöbeln.«
    Auf dem Schild stand MASTER KWAN'S TAE KWON DO SCHOOL. Kwan ging auf die Siebzig zu und unterrichtete kaum noch selbst. F ür diese Arbeit hatte er gut geschulte Hilfskräfte eingestellt. Master Kwan saß in seinem High-Tech-Büro, umgeben von vier Fernsehmonitoren, auf denen er die Übungsgruppen überwachte. Gelegentlich beugte er sich vor und bellte etwas in ein Mikrofon, um einen armen verängstigten Schüler wieder auf seine Anwesenheit hinzuweisen. Fast wie der Zauberer von Oz in Das zauberhafte Land.
    Wenn Master Kwan noch ein bisschen übte, würde er bald das Niveau von Pidgin-English erreichen. Der damals 17-jährige Win hatte ihn vor vierzehn Jahren aus Korea mitgebracht. Myron hatte den Eindruck, dass Master Kwan damals besser Englisch gesprochen hatte.
    Win und Myron zogen ihre Doboks an, die traditionellen wei ßen Gewänder, und wickelten sich schwarze Gürtel um den Bauch. Win hatte einen sechsten Dan, womit er einer der höchstrangigen Taekwondo-Kämpfer in den Vereinigten Staaten war. Er trainierte seit seinem siebten Lebensjahr. Myron hatte im College damit angefangen, war also inzwischen auch schon zwölf Jahre dabei und hatte einen dritten Dan.
    Sie gingen zu Master Kwans offen stehender T ür, blieben jedoch draußen stehen und warteten auf ein Zeichen, das besagte, dass er ihre Anwesenheit zur Kenntnis genommen hatte. Dann verneigten sie sich aus der Hüfte und sagten unisono: »Guten Tag, Master Kwan.«
    Kwan begr üßte sie mit einem zahnlosen Lächeln. »Ihr seid früh.«
    »Ja, Sir«, antwortete Win.
    »Wollt ihr Hilfe?«
    »Nein, Sir.«
    Kwan entlie ß sie, indem er sich wieder den Monitoren zuwandte. Myron und Win verbeugten sich noch einmal und gingen in den privaten Dojang für die höheren Schwarzgurte. Sie fingen mit einer Meditation an, etwas, das Myron nie vollkommen erfasst hatte. Win war hin und weg davon. Er meditierte mindestens eine Stunde am Tag. Nachdem beide sich gesetzt hatten, Win in

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