Das Spiel seine Lebens
schnalzte leise mit der Zunge. »Ich habe viele beliebte Veteranen abgeben müssen, damit Christian zu uns kommen kann«, sagte er. »Wie es aussieht, sind ein paar von den Jungs nicht sehr begeistert. «
»Setz dich, Myron «, wiederholte Win.
Myron z ögerte, setzte sich dann aber.
Christian humpelte ins n ächste Huddle. Er sagte den nächsten Spielzug an und nahm seine Position hinter der Line of Scrimmage ein. Er betrachtete die Verteidigungslinie, rief ein paar Zahlen und Anfeuerungsrufe, dann bekam er den Snap vom Center. Christian lief ein paar Schritte zurück. Wieder kam Tommy Lawrence vollkommen ungestört am linken Guard vorbei. Christian blieb wie angewurzelt stehen. Tommy warf sich auf ihn. Er sprang wie ein Panther. Die Arme zu einem knochenbrecherischen Tackling ausgestreckt. Christian bewegte sich erst im allerletzten Moment. Es war nur eine kurze Bewegung. Eigentlich verlagerte er nur das Gewicht aufs andere Bein. Tommy flog an ihm vorbei und landete auf dem Boden. Christian holte aus und jagte den Ball in die Luft.
Vollst ändiger Pass.
Grinsend drehte Myron sich um. »Hey, Otto?«
»Was ist?«
»Friss Staub.«
Otto l ächelte unerschütterlich weiter. Myron fragte sich, wie er das machte - ob sein Mund vielleicht in dieser Stellung er starrt war, wie es k l ein e n K in d e r n von ihren Mütter n angedroht wird, wenn sie Grimassen schneiden. Otto nickte und ging davon. Sein Gefolge lief im Gänsemarsch hinter ihm her.
Win sah Myron an. »Friss Staub?«
Achselzuckend: »Eine Hommage an Flo in Alice.«
»Du guckst zu viel Fernsehen.«
»Pass auf, ich habe nachgedacht.«
»Oh?«
»Über Gary Grady«, sagte Myron.
»Was ist mit ihm?«
»Er hat eine Affäre mit einer Schülerin. Ungefähr ein Jahr später verschwindet sie. Die Zeit vergeht, und ihr Foto taucht in einer Porno-Anzeige auf, die er aufgegeben hat.«
»Worauf willst du hinaus?«
»Das ist verrückt.«
» A n diesem Fall ist alles verrückt.«
Myron sch üttelte den Kopf. »Überleg mal. Grady gibt zu, dass er eine Affäre mit Kathy hatte, ja? Was wäre also das Letzte, was er tun würde?«
»Es an die Öffentlichkeit bringen.«
»Trotzdem erscheint ihr Foto in seiner Anzeige.«
»Ah.« Win nickte. »Du glaubst, dass ihm jemand was in die Schuhe schieben will.«
»Genau.«
»Wer?«
» Ich tippe auf Fred Nickier «, sagte Myron.
»Hmm. Er hat die Nummer von Gradys Postfach ohne große Diskussion rausgerückt.«
»Und er hat die Möglichkeit, in seinem eigenen Magazin Fotos auszutauschen.«
» Und was schlägst d u jetzt vor?«, fragte Win.
»Ich dachte, du könntest dir Mr. Fred Nickier einmal sehr gr ündlich ansehen. Vielleicht noch einmal mit ihm reden. Reden«, wiederholte Myron. »Nicht besuchen.«
Auf dem Feld lie ß Christian sich gerade wieder zurückfallen. Zum dritten Mal hintereinander kam Tommy Lawrence über die linke Seite ungestört durch. Der Guard hatte sogar die Hände in die Hüften gestemmt und sah zu.
»Christian wird von seinem eigenen Lineman gelinkt«, sagte Myron.
Christian wich Tommy Lawrence aus, winkelte die Arme an und knallte den Ball mit H öllentempo in die Weichteile des linken Guards. Man hörte ein kurzes Stöhnen. Der Guard klappte in der Hüfte zusammen.
»Autsch«, sagte Win.
Myron h ätte fast geklatscht. »Die Kampfmaschine, Zweiter Teil. «
Der Guard trug - nat ürlich - einen Genitalschutz. Aber gegen eine solche Rakete bot auch der keinen vollkommenen Schutz. Er wälzte sich mit weit aufgerissenen Augen in Fötusposition auf dem Boden. Die Männer in seiner Umgebung stießen ein kollektives, mitleidiges »Uuh« hervor.
Christian ging zu seinem linken Guard - einem Mann von über 130 Kilo - und bot ihm die Hand an. Der Guard nahm sie. Er humpelte ins nächste Huddle.
»Mein junger Klient ist wohl schon ein echter Mann«, sagte Myron.
Win nickte. »Sieht so aus. Aber kann man das vom linken Guard auch sagen?«
18
A l s Myron auf den Campus der Reston University fuhr, klingelte sein Autotelefon.
»Pass auf, du Trottel, ich hab was für dich«, sagte P.T. »Der Name meines Freundes ist Jake Courter. Er ist der Sheriff vor Ort.«
»Sheriff Jake«, sagte Myron. »Du beliebst zu scherzen, oder?«
»Hey, lass dich von seiner Position nicht täuschen. Jake hat bei den Mordkommissionen in Philly, Boston und New York gearbeitet. Echt guter Mann. Du sollst um drei bei ihm sein.«
Myron sah auf die Uhr. Es war eins. Das Revier war nur f ünf Minuten entfernt. »Danke,
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