Das Spiel seine Lebens
wollte einfach nicht, dass du oder deine Schwester...« Sie senkte den Kopf.
»Dass wir was?«
Sie sch üttelte den Kopf. Ihre Finger fuhren schneller über die Perlen. Beide schwiegen eine Zeit lang. Dann sage Carol: »Du hattest vorhin Recht, Jessica. Kathy hat sich verändert.«
»Wann?«
»In ihrem Abschlussjahr auf der High School.«
»Was ist passiert?«
Carol standen Tr änen in den Augen. Ihr Mund versuchte, etwas zu artikulieren, ihre Hände bewegten sich in hilflosen Gesten. »Das Lächeln«, antwortete sie mit einer ArtAchselzucken. »Es war von einem Tag auf den anderen verschwunden.«
»Warum?«
Ihre Mutter wischte sich über die Augen. Ihre Unterlippe zitterte. Sie tat Jessica aus tiefstem Herzen Leid, doch aus irgendeinem Grund konnte sie ihr das nicht zeigen. Sie saß einfach da und sah seltsam ungerührt zu, wie ihre Mutter sich quälte - fast so, als sähe sie sich eine kitschige Tragödie im Kabelfernsehen an.
»Ich will dir nicht wehtun«, sagte Jessica. »Ich will Kathy finden. «
»Ich weiß, Schatz.«
»Ich glaube«, fuhr Jessica fort, »dass das, was zu ihrer Veränderung geführt hat, auch mit ihrem Verschwinden zusammenhängt.«
Die Schultern ihrer Mutter fielen herunter. »Barmherziger Gott.«
»Ich weiß, dass das wehtut«, sagte Jessica, »aber wenn wir Kathy finden, wenn wir herauskriegen, wer Dad umgebracht hat - «
Carols Kopfschuss hoch. »Dein Vater wurde bei einem Raubüberfall getötet.«
»Das glaube ich nicht. Ich glaube, das hängt alles zusammen. Kathys Verschwinden, Dads Ermordung, alles.«
»Aber wie?«
» Ich weiß es Noch nicht. Myron hilft mir dabei, es herauszubekommen.«
Es klingelte an der T ür.
»Das wird Onkel Paul sein«, sagte ihre Mutter und ging zur Tür.
»Mom?«
Carol blieb stehen, drehte sich aber nicht um.
»Was ist los? Was will s t du mir nicht erzählen?«
Es klingelte Noch einmal.
»Ich muss aufmachen«, sagte Carol. Sie eilte die Treppe hinunter.
»Tja«, fing Win an, »Frank Ache will dich also umbringen.«
Myron nickte. »Sieht wohl so aus.«
»Eigentlich schade.«
»Wenn er mich nur besser kennen würde. Wenn er wüsste, wie ich wirklich bin.«
Sie sa ßen in der ersten Reihe des Titans Stadions. Otto hatte aus purer Herzensgüte eingewilligt, Christian mittrainieren zu lassen. Wobei ihm die Erkenntnis, dass der erfahrene Neil Decker mehr als grottenschlecht war, die Entscheidung erleichtert hatte.
Das Vormittagsprogramm bestand aus vielen Steigerungssprints und nachgestellten Spielz ügen. Am Nachmittag gab es jedoch eine Überraschung. Die Spieler traten in voller Montur an. In dieser frühen Trainingsphase war das fast beispiellos.
»Frank Ache ist kein netter Mensch«, sagte Win.
»Er quält Tiere.«
»Wie bitte?«
»Ein Freund von mir ist mit ihm zusammen aufgewachsen«, erläuterte Myron. »Frank Aches liebste Freizeitbeschäftigung war, Katzen und Hunde zu jagen, und ihnen mit einem BaseballSchläger die Köpfe einzuschlagen.«
»Ich wette, damit kann man bei den Mädels gewaltig Eindruck schinden«, sagte Win.
Myron nickte.
»Dann darf ich davon ausgehen, dass du meiner einzigartigen Dienste bedarfst.«
»Ein paar Tage auf jeden Fall«, antwortete Myron.
»Ausgezeichnet. Darf ich des Weiteren davon ausgehen, dass du einen Plan hast?«
»Ich arbeite dran. Fieberhaft.«
Christian joggte aufs Feld. Er bewegte sich mit der Leichtigkeit gro ßer Sportler. Er ging ins Huddle, löste es auf und nahm seine Position kurz hinter der Line of Scrimmage ein.
»Full Contact!«, schrie ein Trainer.
Myron sah Win an. »Das gefällt mir nicht.«
»Was?«
»Full Contact am ersten Tag.«
Christian rief ein paar Zahlen. Dann stie ß er ein paar A n f e u -erungsrufe hervor, bevor der Ball zu ihm kam. Er lief ein paar Schritte zurück, um sich Platz für den Passwurf zu schaffen.
»Oh, Scheiße«, sagte Myron.
Tommy Lawrence, der Star Linebacker der Titans st ürzte un-geblockt auf ihn zu. Christian sah ihn zu spät. Tommy stieß Christian den Helm aufs Brustbein und rannte ihn über den Haufen -ein Angriff, der höllisch wehtut, jedoch keine bleibenden Schäden hinterlässt. Zwei weitere Verteidiger warfen sich auf sie.
Christian stand mit schmerzverzerrtem Gesicht auf und hielt sich die Brust. Keiner half ihm.
Myron stand auf.
Mit einem Kopfsch ütteln hielt Win ihn zurück. »Setz dich, Myron.«
Otto Burke kam mit seinem Gefolge die Treppe herunter.
Myron starrte ihn an. Otto l ächelte freundlich. Er
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