Das Spiel seine Lebens
auf einem verdammten Campingplatz oder sowas. Ich frag dann also, wann sie das wohl in den Griff kriegen, und er hält mir diesen Vortrag von wegen sie wissen es nicht und ich möchte doch bitte noch etwas Geduld haben. Das ist doch unglaublich, findest du nicht?«
Absolut, dachte Myron. »Timmy, weshalb rufst du an?«
»Gottverdammt, Myron, ich bin Profi, oder was? Und ich hänge hier in diesem Drecksloch ohne Warmwasser. Ja, also steht da nicht was im Vertrag, für solche Situationen?«
»Eine Warmwasserklausel?«, warf Myron ein.
»Ja, oder sowas Ähnliches. Also, hör zu. W o hin soll das führen? Ich muss vor dem Spiel duschen. Heiß. Ist das zu viel verlangt? Also, was mach ich denn jetzt?«
Steck den Kopf in die Toilette und sp ül, dachte Myron und massierte sich mit den Fingerspitzen die Schläfen. »Ich guck mal, was ich für dich tun kann, Timmy.«
»Sprich mit dem Hotelmanager, Myron. Mach ihm klar, wie wichtig das ist.«
»Was mich betrifft«, sagte Myron, »sind die rumänischen Waisenkinder verglichen damit nur ein unbedeutendes Ärgernis. Aber wenn sie das Problem nicht bald behoben haben, nimm dir in einem anderen Hotel ein Zimmer. Die Rechnung schicken wir an die Red Sox.«
»Gute Idee. Danke, Myron.«
Klick.
Myron starrte das Telefon an. Unglaublich. Er lehnte sich zur ück und überlegte, wie er mit seinen großen Problemen umgehen sollte: Chaz Landreaux' plötzlicher Ausstieg, Kathy Culvers mögliches Wiederauftauchen und die Leitungsprobleme im Toronto Hilton. Er entschloss sich, Letzteres zu ignorieren. Man musste mit seinen Kräften haushalten.
Erstes Problem: Chaz Landreaux stieg zu Frank Ache in die Kiste. Da blieb ihm nur eine M öglichkeit. Der große Bruder Her-man.
Myron nahm das Telefon und w ählte. Die Nummer kannte er immer noch auswendig. Nach dem ersten Klingeln war jemand dran: »Clancy's Tavern.«
» Myron Bolitar hier. Ich möchte einen Termin mit Herman.«
»Einen Augenblick.« Es dauerte fünf Minuten, bis die Stimme wieder da war. »Morgen. Zwei Uhr mittags.«
Klick.
Auf eine Antwort zu warten, war nicht n ötig. Wenn Herman Ache einem einen Termin gab, hatte man einfach Zeit.
Zweites Problem: Kathy Culver. Zwei Exemplare vom Nips waren vom Uni-Postkasten abgeschickt worden. Eins an Christian Steele, das andere an Dekan Harrison Gordon. Warum? Myron wusste, dass Kathy f ür den Dekan gearbeitet hatte. Hatte sie mehr getan als nur Akten abgelegt? Hatten sie eine Affäre gehabt? Und was war mit der hübschen Frau des Dekans? Trug sie Unterwäsche?
Aber er schweifte ab.
Der Ausl öser der ganzen Sache war die Anzeige im Nips gewesen. Gary Grady behauptete, nichts damit zu tun zu haben. Konnte stimmen, musste aber nicht. Auf jeden Fall war das Foto durch Fred Nickiers Hände gegangen. Der gute alte Freddie stand im Zentrum dieser ganzen Geschichte.
Myron suchte seine Nummer heraus und w ählte.
»HDP. Wie kann ich Ihnen helfen?«
»Ich möchte Fred Nickier sprechen.«
»Wie ist Ihr Name?«
»Myron Bolitar.«
»Einen Augenblick bitte.«
Eine Minute verging. Dann war Fred Nickier am Apparat. »Hallo?«
»Mr. Nickier, Myron Bolitar hier.«
»Ja, Myron. Was kann ich für Sie tun?«
»Ich würde gerne bei Ihnen vorbeikommen und Ihnen noch ein paar Fragen zu der Anzeige stellen.«
»Ich fürchte, ich bin im Moment sehr beschäftigt, Myron. Wie wäre es, wenn Sie mich morgen anrufen? Vielleicht kann ich Sie da irgendwo zwischenschieben.«
Schweigen.
»Myron? Sind Sie noch da?«
»Wissen Sie, wer das Foto gemacht hat, Mr. Nickier?«
»Natürlich nicht.«
»Ihr Freund Jerry behauptet, er hätte nichts damit zu tun.«
»Ich bitte Sie, Myron. Sie sind doch nicht von gestern. Was hätte er denn sagen sollen?«
»Er sagt, er hätte nichts damit zu tun, dass dieses Foto in der Anzeige erscheint.«
»Also das ist völlig ausgeschlossen. Er ist der Inserent. Er hat das Foto eingereicht.«
»Dann haben Sie einen Abzug davon?«
Pause. »Der muss irgendwo in der Akte sein.«
»Wenn Sie ihn eben raussuchen könnten? Ich komme dann vorbei und hole ihn ab.«
»Hören Sie, Myron, ich möchte ja nicht unhöflich werden, aber ich habe wirklich zu tun. Es ist das gleiche Foto, das Sie in der Anzeige gesehen haben.«
»Kathys Foto war nur in Nips«, sagte Myron.
»Wie bitte?«
»Ihr Foto. In den anderen Magazinen, die Sie herausgeben, war es nicht. Nur in Nips.«
Pause. »Und?« Doch plötzlich klang er unsicher.
»In allen sechs Magazinen war die gleiche
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