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Das Spiel seine Lebens

Das Spiel seine Lebens

Titel: Das Spiel seine Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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als sie gegen viertel nach zehn in den Umkleideraum der Mannschaft ging. Um diese Zeit sollte da keiner drin sein. Tony war nur da, weil er etwas vergessen hatte. Er fragte sie, was sie da will, und sie antwortete, dass sie sich mit Christian trifft. Er dachte, was soll's, die Jugend von heute. Vielleicht 'ne schnelle Nummer in der Kabine. Tony dachte, es wäre wohl besser, wenn er nicht allzu viele Fragen stellt.
    Das ist der letzte eindeutige Hinweis auf ihren Verbleib. M öglicherweise hat sie noch jemand gegen elf an der Westseite des Campus gesehen. Ein Zeuge sah eine blonde Frau in blauem Rock und Pullover. Für eine eindeutige Identifikation war es zu dunkel. Er sagt, sie wäre ihm gar nicht aufgefallen, wenn sie es nicht so eilig gehabt hätte. Sie ist zwar nicht gerannt, aber sehr schnell gegangen.«
    »Wo auf der Westseite des Campus?«, fragte Myron.
    Jake schlug eine Akte auf und nahm eine Karte heraus, musterte Myrons Gesicht aber immer noch so, als w ürde es ihm etwas verraten. Er breitete die Karte aus und zeigte darauf. »Hier«, sagte er. »Vor Miliken Hall. «
    »Was ist Miliken Hall?«, fragte Myron.
    »Das Gebäude der Mathematik-Fakultät. Ab neun Uhr abends fest verschlossen. Aber der Zeuge sagte, dass sie Richtung Westen gegangen ist.«
    Myrons Blick folgte dem Weg nach Westen. Unter der Überschrift DIENSTWOHNUNGEN waren dort vier weitere Gebäude eingezeichnet. Myron fiel ein, dass er dort selbst schon gewesen war.
    Dekan Gordon wohnte dort.
    »Was ist?«, fragte Jake.
    »Nichts.«
    »Quatsch, Bolitar. Sie haben irgendwas.«
    »Nein, gar nichts.«
    Jakes Augenbrauen zogen sich zusammen. »Gut. Ganz wie Sie wollen. Dann machen Sie, dass Sie rauskommen. Ich hab mein Ass noch im Ärmel, und ich werd's Ihnen nicht zeigen.«
    Damit hatte Myron gerechnet. Er musste Jake Courter etwas bieten. Das war in Ordnung, solange Myron es so hindrehen konnte, dass er davon profitierte.
    »Ich habe den Eindruck«, sagte Myron langsam, »dass Kathy in Richtung des Hauses von Dekan Gordon gegangen ist.«
    »Und?«
    Myron sagte nichts.
    »Sie hat für ihn gearbeitet«, sagte Jake.
    Myron nickte.
    »Was gibt es da sonst noch für Verbindungen?«
    »Oh, das ist bestimmt völlig harmlos«, sagte Myron. »Aber vielleicht sollten Sie ihn mal danach fragen. Weil Sie doch auch sonst so gr ündlich vorgehen und so.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Ich will damit gar nichts sagen. Mir ist nur etwas ins Auge gefallen.«
    Wieder musterte Jake ihn. Myron erwiderte den Blick ruhig. Er ging nicht davon aus, dass Dekan Gordon bei einem Besuch von Jake Courter ein Gest ändnis ablegen würde, aber vielleicht wurde er dadurch ja etwas zugänglicher. »Und was ist jetzt mit dem Ass im Ärmel?«
    Jake z ögerte. »Kathy Culver hat Geld von ihrer Großmutter geerbt«, sagte er.
    »Fünfundzwanzigtausend Dollar«, ergänzte Myron. »Die drei Geschwister haben alle die gleiche Summe bekommen. Sie liegen auf einem Treuhandkonto.«
    »Nicht direkt«, sagte Jake. Er stand auf und zog die Hose hoch. »Sie wollten wissen, warum ich gesagt habe, die Indizien deuten darauf hin, dass Kathy ausgerissen ist?«
    Myron nickte.
    » Am Tag ihres Verschwindens war Kathy auf der Bank«, fuhr Jake fort. »Sie hat ihr komplettes Erbe abgehoben. Bis auf den letzten Penny.«

20
    Myron machte sich auf den R ückweg nach New York. Er schaltete das Radio ein. Dort lief gerade der alte »Wham«-Hit Careless Wisper. George Michael beklagte sich darüber, dass er nie wieder würde tanzen können, denn »guilty feet have got no rhythm«. Tiefsinnig, dachte Myron. Äußerst tiefsinnig.
    Er nahm sein Autotelefon und rief Esperanza an.
    »Wie sieht's aus?«, fragte er.
    »Wann kommst du ins Büro?«
    »Ich bin schon auf dem Weg.«
    »Dann beeil dich lieber«, sagte sie.
    »Warum?«
    »Ein Überraschungsklient wartet hier auf dich.«
    »Wer?«
    »Chaz Landreaux.«
    »Er sollte sich in Washington verstecken.«
    »Tja, jetzt ist er hier. Und er sieht ganz und gar nicht gut aus.«
    »Sag ihm, er soll warten. Ich komme.«
    »Folgendes«, leitete Chaz das Gespräch ein. »Ich will unseren Vertrag auflösen.«
    Er ging wie ein werdender Vater im B üro auf und ab und sah wirklich nicht gut aus. Das freche Grinsen war verschwunden, seine sonst selbstbewusste Haltung wirkte geduckt. Immer wieder fuhr er sich mit der Zunge über die Lippen, sein Blick schoss unruhig hin und her, und er knetete hektisch seine Hände.
    »Wie wär's, wenn du mal ganz von Anfang an

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