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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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Herbstfarben, Die Bäume haben orangefarbene und rote Blätter, der Himmel ist babyblau. Die Farben wirken wie Neonreklame, wenn man sie mit der schlammigen Erde vergleicht. Selbst die Luft ... Was für ein Unterschied zu der künstlichen Atmosphäre unter der Erde. Als ich den schmalen Weg vor uns hochgehe, rieche ich den süßen Duft von Pflaumenbüschen.
    »Und am zehnten Tag schuf Gott Süßigkeiten«, singt Viv und saugt die Luft ein. Sie dreht sich genüßlich um die eigene Achse, aber ich halte sie fest.
    »Dafür haben wir jetzt keine Zeit«, sage ich und ziehe sie die schlammige Straße entlang. »Nicht, bevor wir hier weg sind.« Zweihundert Meter links von uns erheben sich über den Bäumen die dreieckigen Umrisse des Hauptgebäudes der Homestead-Mine in den Himmel. Ich brauche eine Sekunde, bis ich mich orientiert habe. Wir befinden uns genau gegenüber dem Parkplatz, wo wir angekommen sind.
    Eine Sirene zerreißt die Ruhe. Das Geräusch kommt von dem Dach des metallenen Tipis. Sie schlagen Alarm.
    »Nicht laufen«, sagt Viv und geht noch langsamer.
    Sie hat recht. Auf den Stufen eines Bauwagens steht ein untersetzter Mann mit Overall und militärisch kurzem Haarschnitt und schaut in unsere Richtung. Ich gehe lässig an ihm vorbei und nicke ihm zu. Er erwidert den Gruß. Wir tragen zwar keine Overalls, doch mit den Helmen und den orangefarbenen Westen sind wir halbwegs richtig kostümiert.
    Ein halbes Dutzend Männer läuft zu dem Mineneingang. Wir folgen der Straße vorbei an den Baucontainern in die entgegengesetzte Richtung. Zum Parkplatz. Ich sehe mich kurz um. Alles ist so, wie wir es verlassen haben. Jede Menge alter Pick-ups, zwei klassische Harleys und ...
    Ein blitzblanker Ford Explorer.
    »Moment noch«, sage ich zu Viv, die bereits in unseren Suburban steigt.
    »Was hast du vor?«
    Ohne zu antworten, spähe ich durch die Seitenscheibe. Auf dem Beifahrersitz liegt eine Mappe mit dem Logo einer Autovermietung.
    »Harris, fahren wir! Der Alarm ...!«
    »Eine Minute«, gebe ich zurück. »Ich möchte gern noch eine Kleinigkeit erledigen ...«

55. KAPITEL
    »Lastenaufzug«, meldete sich die Frau in der Zentrale.
    »Sie sollten den Käfig ohne Zwischenstopp zur Rampe bringen!« schrie Janos in den Hörer.
    »Das habe ich doch auch.«
    »Sind Sie sicher? Er hat nirgendwo angehalten?«
    »Nein, nicht einmal«, antwortete sie. »Es war ja niemand drin. Warum hätte ich ihn anhalten sollen?«
    »Es war niemand ...? Warum haben Sie ihn dann überhaupt nach oben geholt?« Außer sich vor Wut, sah sich Janos in dem verlassenen Untergeschoß um.
    »Er hat mich darum gebeten. Er meinte, es wäre wichtig.«
    »Was?«
    »Er sagte, ich sollte beide Käfige hochholen ...«
    Janos kniff die Augen zusammen. Wie hatte er das übersehen können? »Es gibt zwei Aufzüge?« zischte er.
    »Sicher, einen in jedem Schacht. Man braucht zwei Schächte. Aus Sicherheitsgründen. Er wollte etwas von dem einen in den anderen schaffen ...«
    »Wer ist er?«
    »Er sagte, sein Name wäre Mike«, antwortete die Frau. »Von Wendell.«
    Janos biß die Zähne zusammen und drehte sich herum. Er spähte durch den Stollen, der nach draußen führte.
    »Tut mir leid«, sagte die Frau. »Ich war der Meinung, er arbeitete für Wendell. Vielleicht hätte ich ...«
    Janos knallte den Hörer auf die Gabel und stürmte zur Treppe des Untergeschosses. Der Alarm hallte gellend in dem offenen Schacht.
    Janos nahm zwei Stufen auf einmal, stürmte aus dem roten Ziegelgebäude und rannte zu dem Parkplatz zurück. Das einzige Hindernis auf dem zementierten Fußweg war der Mann in dem Spring Break-T-Shirt. Als die Alarmsirene losging, musterte der Mann Janos gründlich.
    »Kann ich Ihnen helfen?« Er winkte Janos mit seinem Klemmbrett zu.
    Janos ignorierte ihn.
    Der Mann versuchte ihm den Weg zu verstellen. »Sir, ich habe Ihnen eine Frage gestellt. Haben Sie gehört, was ich ... ?«
    Janos riß dem Mann das Klemmbrett aus den Fingern und rammte es ihm, so fest er konnte, gegen den Hals. Während sich der Arbeiter an die Kehle griff und zusammensackte, sah Janos aus den Augenwinkeln, wie der schwarze Geländewagen vom Parkplatz fuhr.
    »He!« Ein anderer Bergarbeiter kam seinem Kollegen zu Hilfe.
    Janos ließ den schwarzen Suburban nicht aus den Augen, während er in Richtung Parkplatz sprintete. Der Geländewagen fuhr mit Vollgas an. Der Kies spritzte unter seinen Hinterreifen weg. Janos marschierte geradewegs zu seinem eigenen Explorer. Harris und

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